Die Trolle
hier finstere Rituale, und der Orden tötet die weisen Männer und Frauen meines Volkes. In Teremi wollten ihre Priester meine Schwester auf dem Scheiterhaufen verbrennen wie schon meinen Vater zuvor!«, knurrte Sten.
»Gut«, sagte Sargan achselzuckend und zog eine Klinge, doch Sten packte sein Handgelenk und hob mit der anderen einen Schlüsselbund hoch, den er bei dem Bewusstlosen gefunden hatte.
»Lass uns einfach weitergehen.«
Obwohl der junge Wlachake genug Zorn auf die Männer des Albus Sunasempfand, widerstrebte es ihm doch, einen Wehrlosen zu töten. Sargan würde nicht zögern und die Trolle auch nicht, überlegte Sten. Bin ich deswegen schwächer als sie?
Doch ihm blieb keine Zeit, darüber nachzugrübeln, denn Sargan nahm ihm die Schlüssel ab und probierte sie einen nach dem anderen in der Tür aus, bis er den richtigen fand. Mit einem Klicken öffnete sich das Schloss, und Sargan zog die Pforte auf, die in den Angeln quietschte.
»Leise!«, zischte Sten, und Sargan hob entschuldigend die Hände, bevor er die Blendlaterne aufhob, wie ein Schatten durch den schmalen Spalt schlüpfte und im Innern des Klosters verschwand. Leider mussten sie die Tür noch weiter öffnen, damit die Trolle hindurchpassten, und bei dem Geräusch zuckte Sten zusammen.
»Wir fragen ihn, was er weiß«, murmelte Pard finster und zeigte mit einem ausgestreckten Finger auf den ältlichen Priester, der am Boden lag, aber Sten schüttelte den Kopf.
»Wir finden drinnen sicher eine bessere Gelegenheit, ihn auszufragen. Wir brauchen erst einmal einen sicheren Ort, wo wir das tun können.«
Schnell folgten Sten und die Trolle Sargan, der durch die Eingangshalle schlich und hastig in die verschiedenen Korridore schaute, die von dieser abgingen.
»Hier unten sind wohl mehr die Lagerhallen und Vorratskammern«, erklärte der Dyrier, und Sten nickte bestätigend.
»Das macht Sinn, dann müssen sie ihre Güter nicht noch höher schleppen. Gut für uns, denn dort sollte nachts niemand sein.«
»Folgt mir«, flüsterte Sargan und verschwand in einem Gang, der zu einer Treppe führte, die in die Tiefe reichte. Nach einigen Schritten gelangten sie zu einem Portal, das der Dyrier vorsichtig öffnete. Dahinter lag ein großes Gewölbe voller Vorräte.
»Wartet hier, ich hole den kleinen Dicken«, schlug Sargan vor, und Druan nickte. Mit einem Sprung gelangte Sten auf eine Kiste und atmete tief ein und aus, um die Anspannung zu vertreiben, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Seine Verbindung zu den Trollen stand kurz vor dem Ende. Schon bald würde er in das Mardew zurückkehren und Viçinia wiedersehen. Der Gedanke an sie durchzuckte Sten wie ein Blitz, und er lächelte kurz, nur um sofort wieder an Zorpad und den Krieg erinnert zu werden. Erst einmal muss sie sicher zu Ion-na gelangen. Ihr Geister, steht ihr und den anderen bei! Und dann müssen die Schlachten geschlagen werden, dachte Sten plötzlich traurig. Wer weiß, ob ich das Ende des Krieges überhaupt erlebe?
»Bald ist es geschafft!«, freute sich Pard und unterbrach Stens düstere Gedankengänge, aber Druan dämpfte die Begeisterung des großen Trolls.
»Erst wenn wir hier fertig sind, sollten wir jubeln.«
»Ich habe aber genug von den Menschen! Wir reißen hier alles in Stücke und zermalmen den Rest. Das wird ihnen eine Lehre sein!«
»Ja«, stimmte Anda ihm zu. »Und dann kehren wir zurück in die Gebeine der Erde.«
Bevor Druan antworten konnte, öffnete sich die Tür, und Sargan kam herein, unter dem Gewicht des Sonnenmagiers taumelnd. Mit einem Stöhnen ließ der kleine Dyrier seine Last fallen und rieb sich den Rücken.
»Gut im Futter«, beschwerte er sich. »Sollten die Priester sich nicht eher in Enthaltsamkeit üben?«
»Egal«, knurrte Pard und riss den Mann des Albus Sunashoch. Tatsächlich war der Sonnenpriester noch kleiner als Sargan, dafür aber sicherlich doppelt so breit. Wild schüttelte der Troll sein Opfer und fauchte: »Aufwachen! Mach die Augen auf, du Wurm!« Der Zopf des Mannes löste sich, und schüttere hellgraue Strähnen flogen dem Priester bei der unsanften Behandlung ins Gesicht.
Doch Sargans Schlag hatte den Ordensmann fürs Erste außer Gefecht gesetzt, also sah Sten sich um und fand in einer Ecke, wonach er suchte. Mit einem kleinen Fass voller Branntwein unter dem Arm kehrte er zu den Trollen zurück und zog den Pfropfen heraus. Der scharfe Geruch von Alkohol erfüllte den Raum, worauf Pard sich begierig die Lippen leckte und den
Weitere Kostenlose Bücher