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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Streitkolben und Äxte. Dies waren offenbar die von Viçinia beschriebenen Rüstungen der Zwerge, und die Späher kehrten alle ebenso beeindruckt wie niedergeschlagen zurück, was der Stimmung weiteren Abbruch tat.
    Obwohl Flores nicht in Kriegen gekämpft hatte, sondern immer nur in kleinen Gefechten und Scharmützeln, konnte sie Ionnas Dilemma erkennen. Der einzige Vorteil der Wlachaken waren ihre Bogenschützen, die in Präzision und Geschwindigkeit den Masriden überlegen waren. Ihre Hoffnung war also, die schweren Fußkämpfer des Feindes mit einem tödlichen Geschosshagel zu überziehen. Doch die Masriden verfügten über mehr und besser ausgerüstete Reiter und konnten so die Bogenschützen der Wlachaken bedrohen. Gegen einen Sturmangriff der schweren Kavallerie würden die Linien der wlachkischen Fußkämpfer kaum halten. Hinzu kamen die Szarken, Meister des berittenen Fernkampfes, die mittels ihres gefürchteten »szarkischen Schusses«– eines Bogenschusses nach hinten im vollen Galopp – vollendete Plänkler waren. Obwohl Flores wusste, dass es weit weniger Szarken gab, die dieses Manöver beherrschten, als noch zu Tireas und Arkas’ Zeiten, so stellten sie doch eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar.
    Somit blieb den Wlachaken kaum mehr als die Möglichkeit, ihre Festungsanlagen zu verteidigen. Gegen feste Mauern war die Kavallerie nutzlos und das schwere Fußvolk weniger gefährlich als auf dem offenen Schlachtfeld. Nur das hieße auch, Zorpad das Umland zu überlassen, Dörfer und Höfe aufzugeben und sie der Gnade der Masriden auszuliefern. Niemand in Désa zweifelte daran, dass Zorpad nur verbrannte Ruinen und zerstörte Felder zurücklassen würde.
    Deshalb war Flores um jeden Augenblick froh, den sie außerhalb der Stadt verbringen konnte. Ihre langen Ausritte führten sie an all die Orte zurück, die sie zusammen mit Sten, Viçinia und Natiole erkundet hatte. So auch an diesem Tag, als sie an einem kleinen, morastigen Tümpel Rast machte und die schwachen Strahlen der Herbstsonne genoss. Während ihr Pferd an einigen Blumen knabberte, legte sie sich in das hohe Gras, lauschte dem Gesang der Vögel und ließ die Gedanken treiben. Erst als ihr Ross unruhig wurde und zu tänzeln begann, sah sie sich misstrauisch um.
    »Leichtsinnig«, erklang die Stimme ihres Bruders hinter einer verkrüppelten Kiefer. »Ganz allein. Und das in Kriegszeiten!«
    »Mit so einem ungeschickten Burschen wie dir werde ich schon fertig«, entgegnete sie, musste dann aber lachen. »Du machst selbst Pferde nervös.«
    »Ich fürchte, dass ich den Trollgestank nicht mehr loswerde, obwohl ich schon zweimal gebadet habe, seit sie weg sind«, erwiderte Sten und trat auf sie zu.
    »Du siehst übel aus«, stellte Flores fest, denn Sten trug wenig mehr als Lumpen am Leib und war bis über beide Ohren verdreckt. Sein schmales Gesicht war bleich vor Erschöpfung, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Aber in diesen Augen blitzte der Schalk, und auf seinen blassen Lippen lag ein Lächeln, als er an sie herantrat und sie umarmte.
    »Willkommen daheim, Brüderchen«, flüsterte Flores und drückte ihn an sich, nur um ihn dann auf Armeslänge von sich zu halten und zu stöhnen: »Du stinkst!«
    »Ich hätte nichts gegen ein Bad und ein wenig saubere Kleidung einzuwenden«, gestand Sten. »Das Leben als Gejagter und Vogelfreier verliert doch schnell an Reiz.«
    »Wie ist es dir ergangen?«, erkundigte sich Flores, während sie ihren widerborstigen Gaul einfing. Gemeinsam gingen sie in Richtung Désa, da ihr Pferd sich weigerte, Sten auch nur in die Nähe, geschweige denn auf den Rücken zu lassen.
    »Wir haben unser Ziel erreicht. Die Trolle haben die Männer des Albus Sunasgetötet und sind erst einmal sicher. Danach sind sie in die Eingeweide der Erde zurückgekehrt«, berichtete Sten kurz.
    »Und der Dyrier? Wo ist er hingegangen?«
    »Auf die dunklen Pfade«, sagte Sten und wischte sich müde über die Stirn. »Wir waren schon draußen, doch die Vorbs haben Magie auf uns herabgerufen. Sargan ist in eine Schlucht gestürzt. Ich konnte mit knapper Not entkommen.«
    »Das tut mir Leid«, sagte Flores leise, und Sten sah sie dankbar an.
    »Ich bringe meinen Gefährten kein Glück. Wer sich mit mir einlässt, stirbt. Ha!«, sagte er bitter und hustete kurz. »Selbst die Trolle! Zdam und Roch, beide tot.«
    »Es ist nicht deine Schuld«, beruhigte ihn Flores.
    Sten ließ den Kopf hängen und seufzte, bevor er sie ansah. »Wie geht

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