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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Augen und strauchelte, und er hörte Sargan einen Schrei ausstoßen, der jedoch abrupt abbrach. Mit rasendem Herzen ging Sten zu Boden und wollte sich verzweifelt an den schmalen Grat klammern. Doch er überschlug sich, und seine Beine baumelten im Nichts. Dann endlich gelang es ihm, sich festzuhalten und auf den Sims zu ziehen, wo er schwer atmend liegen blieb. Bunte Lichter tanzten vor seinen Augen, und er brüllte verzweifelt: »Sargan! Hörst du mich?«
    Er bekam keine Antwort. Hinter ihm riefen die Brüder des Albus Sunasund schienen näher zu kommen, also raffte er sich auf und blinzelte, während er sich an der Felswand entlangtastete. Jeder falsche Schritt konnte seinen Tod bedeuten, jeder kleine Stein ihn ausrutschen und in die Tiefe stürzen lassen. Endlich kehrte seine Sicht zurück, und er blickte sich nach dem Dyrier um. Aber der Pfad vor ihm war so leer, als hätte es Sargan niemals gegeben. Verzweifelt blickte Sten in den Abgrund. Ein dichter Nebel im Tal machte es ihm unmöglich, irgendetwas zu erkennen. Aus den grauen Schwaden ragten dunkle Bäume auf, deren Wurzeln im Nichts verschwanden. Ein Blick hinter sich genügte, um zu erkennen, dass die Sonnenpriester ihn verfolgten, also rannte Sten weiter. Der Sturz die Felswand hinab ist tödlich, dachte Sten wie betäubt, vermutlich liegt Sargan zerschmettert irgendwo dort unten im Nebel. Verflucht, wir hätten es fast geschafft.
    Aber er hatte keine Zeit, sich zu grämen, denn die Rufe der Sonnenmagier, die sich an seine Fersen hefteten, trieben ihn weiter an, und er lief so schnell er konnte, die Schreie und Rufe seiner Verfolger im Nacken.

 
50
    Die Tage vergingen langsam und gemächlich für Flores, auch wenn um sie herum hektische Betriebsamkeit ausgebrochen war. Boten ritten in alle Richtungen und kehrten wieder, Ionna empfing Gesandte, versammelte ihre Gefolgsleute um sich und hielt Besprechungen ab. Beinahe täglich trafen neue Trupps von Soldaten und Kriegern ein, doch stets waren es wenige, zumeist nur leicht gerüstete Wlachaken. Kaum Pferde, wenig Vorräte und Nachschub. Obgleich Ionna wie auch Viçinia den Menschen unablässig Mut machten und ihnen gut zuredeten, verbreitete sich bald eine düstere Stimmung in Stadt und Feste. Auch das Verhältnis der beiden Schwestern zueinander schien schwierig geworden zu sein. Zwar wahrten sie einen höflichen Umgangston, doch Flores wusste aus Gesprächen mit Viçinia, dass sie kaum noch ein persönliches Wort mit ihrer Schwester wechselte.
    Gerüchte von neuen Kriegswaffen der Masriden machten die Runde, Veteranen erzählten Geschichten über die Brutalität und Grausamkeit von Zorpads Truppen, und jeden Tag nahm die Menge der grimmigen, ernsten Gesichter zu.
    Immerhin hatte es irgendwann doch noch zu regnen aufgehört. In einem letzten Aufbäumen hatte es eines Nachts einen furchtbaren Sturm gegeben, der jedoch in den frühen Morgenstunden verebbt war und einen hellen Morgen hatte anbrechen lassen. Jetzt schien die Sonne wieder durch die Wolken, und Flores wusste, warum sie das Mardew einst so geliebt hatte. Die Jahre im Norden hatten die Erinnerungen der jungen Wlachakin verblassen lassen. Natürlich mochte es auch daran liegen, dass für sie das Mardew immer mit der Rebellion und den Kriegen verbunden war, doch das Land selbst war rau, ungezähmt und berührte Flores tief in der Seele. Zwar war das Leben hier härter als in den tieferen Regionen von Wlachkis, aber das Land hatte eine urtümliche Schönheit mit seinen weiten Grasebenen und den majestätischen Sorkaten, die bis in die Wolken hinaufragten. Neben diesen gewaltigen Zeugnissen der Natur erschienen Flores jegliche menschlichen Belange klein und unbedeutend.
    Jetzt im Herbst zeigte das Mardew sich von seiner schönsten Seite, denn noch blühten auf den Wiesen Blumen aller Art, und noch vertrieb die Sonne die Kälte, die bald von den Bergen herabsinken würde, um das Land mit einer Decke aus Schnee zu überziehen.
    Da sie selbst nur wenig zu tun hatte, ritt Flores häufig aus, um den Vorbereitungen für den Krieg zu entgehen. Aber dennoch konnte sie dem allgegenwärtigen Gesprächsstoff nicht vollkommen entfliehen. Die ersten Berichte der Späher waren entmutigend. Zorpad hatte damit begonnen, seine Truppen offen in Teremi zu sammeln, und sein Heer wuchs mit jedem Tag. Den Kern seiner Truppen bildete die schwere Reiterei. Dazu kamen jedoch noch schwer gerüstete Fußkämpfer mit breiten Schilden und schweren Waffen, hauptsächlich

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