Die Trolle
die Zügel vom Ast und führte sein Pferd zurück auf den Pfad, über den sie gekommen waren. An Reiten war in dem dunklen Wald nicht zu denken, zu gefährlich und uneben war der Boden hier. Aber als sie endlich den Weg erreichten, schwangen sie sich auf die Rücken ihrer Tiere.
»Für Tirea!«, brüllte Sten laut und trieb sein Pferd an.
»Du hast echt ein Händchen dafür, mit Menschen umzugehen!«, rief Costin hinter ihm, und Sten musste grinsen. Da vernahm er unten im Tal über dem Aufruhr das Geräusch von Hufen und lautes Jaulen und Kläffen. Das Lachen blieb ihm im Halse stecken.
Verfluchte Vrasya, dachte der Krieger. Die Bluthunde werden unsere Fährte finden!
»Sie sind hinter uns her!«, rief er Costin zu. »Beeilung!«
Das ließ sich der kleine Wlachake nicht zweimal sagen, und schon bald überholte er Sten auf dem schmalen Waldpfad. In der Nacht würde es ihren Verfolgern schwer fallen, ihnen auf den Fersen zu bleiben, da sie wegen der Hindernisse und Erdlöcher nur langsam ihren Spuren folgen konnten. Aber Sten war sich sicher, dass die Masriden am Tage aufholen konnten. Wie wahnsinnig ritten sie deshalb durch den nächtlichen Wald, bis sich am östlichen Himmel grau der Tag ankündigte. Immer wieder mussten sie langsamer reiten und ihren Pferden ein wenig Erholung gönnen, doch dann legten sie wieder Tempo zu.
Mit dem ersten Licht der Sonne wurde der Ritt weniger waghalsig, andererseits konnten ihre Verfolger jetzt auch einfacher der Fährte folgen, und die meisten Masriden waren ausgezeichnete Reiter, mit schnellen und ausdauernden Pferden. Als die beiden Wlachaken wieder langsamer ritten, setzte sich Sten neben Costin und sagte: »Reite voraus. Ion-na muss von den Zwergen und ihrem Belagerungsgerät erfahren. Du bist leichter als ich, und dein Pferd kann dich länger tragen.«
»Und du?«, fragte der kleine Wlachake überrascht.
»Ich komme nach. Zur Not versuche ich sie abzulenken und schlage mich in die Wälder.«
»Aber …«
»Keine Sorge, ich bin Zorpads Häschern schon mehr als einmal entkommen. Und bis zum Mardew ist es nicht weit.«
»Du machst doch keinen Unsinn, damit sie nur dir folgen, oder so?«, erkundigte sich Costin misstrauisch.
Sten winkte lachend ab: »Nur, wenn es nicht anders geht. Ich schätze meinen Kopf und möchte ihn nur ungern verlieren. Ganz zu schweigen von all den anderen Körperteilen, die Zorpad mir wohl abschneiden würde!«
Ein Schauder lief über den Körper des kleineren Wlachaken, aber er lächelte tapfer und sagte dann: »Sichere Wege, Sten.«
»Sichere Wege, Costin! Auf, auf!«, trieb Sten ihn an, und Costin galoppierte los. Er ist der schnellere Reiter, gestand sich Sten ein, dachte dann aber mit einem bösartigen Lächeln: Nur bin ich der bessere Waldläufer!
Noch war von seinen Verfolgern nichts zu hören, also schonte er sein Pferd ein wenig und ließ es langsamer laufen. Durch den langen Kampf gegen Csiró Házy kannte er die Umgebung von Dabrân und die geheimen Schleichpfade ins Mardew wie seine Westentasche. Der Pfad, den er nun entlangritt und dem Costin noch ein ganzes Stück folgen würde, führte direkt in das Hochland. Aber es gab weitere Wege, die durch weniger bewohntes Gebiet führten, und Sten plante, diesen zu folgen. In den Tiefen der Wälder würde es ihm leichter fallen, die Masriden abzuhängen, und mit etwas Glück konnte er sie so von Costins Fährte weglocken.
Als die Sonne schon den Zenit überschritten hatte, fand er zur Linken die Öffnung im Wald, nach der er Ausschau gehalten hatte. Hier führte ein alter Holzfällerpfad tiefer in den Forst. Sten stieg ab und führte das Pferd am Zügel hinter sich her, wobei er darauf achtete, möglichst viele Äste und Büsche zu streifen, damit die Hunde seiner Fährte gut folgen konnten. Kurz nach der Abzweigung hielt er inne und trennte ein Stück Stoff aus seinem Mantel, das er wie zufällig abgerissen in einen Dornenstrauch steckte. Hoffentlich bemerken sie das, dachte der Krieger und zog den Bogen aus der Lederhülle am Sattel. Es war ein schöner, langer Bogen aus bestem Eibenholz, wie ihn die Wlachaken bevorzugten – im Gegensatz zu den Masriden und den Szarken, die kleinere, doppelt geschwungene Bögen verwendeten. Eine Sehne hängte Sten sich in den Gürtel, damit er den Bogen im Zweifelsfall schnell spannen konnte, während er sich den Köcher über die Schulter warf. Es ist verflucht lange her, dass ich einen Bogen gebraucht habe, fiel dem Wlachaken plötzlich ein. In
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