Die Trolle
waren von Sten wegen ihrer Erfahrung ausgesucht worden, denn sie hatten Ion-na schon während der Herbstschlacht als Späher gedient, und Sten war sich ihres Könnens sicher. Sie waren bestens aufeinander eingespielt, weswegen Sten ihre kleine Gruppe auf diese Weise aufgeteilt hatte.
»Ihr wisst, worauf ihr achten müsst. Wichtig ist Belagerungsgerät. Am besten wäre es, wenn wir einen Soldaten abfangen und befragen könnten, noch besser wäre einer ihrer Anführer«, fuhr Sten fort und blickte in die Runde der grimmig entschlossenen Gesichter.
»Aber geht kein unnötiges Risiko ein, Ionna benötigt vor allem Informationen über die Stärke und Zusammensetzung von Zorpads Heer. Es nützt ihr wenig, wenn wir gefangen genommen oder getötet werden!«
»Unnötiges Risiko?«, fragte Costin schelmisch. »Das klingt großartig. Als ob der Auftrag, um das Lager der Masriden zu schleichen, ein ungefährlicher wäre.«
»Ihr wisst schon, was ich meine«, erwiderte Sten und knuffte den kleineren Wlachaken in die Schulter.
»Ja, Sten. Es ist nicht das erste Mal, dass wir so etwas tun«, warf Danae ein, und ihr Begleiter nickte stumm.
»Fein«, erklärte Sten. »Dann los. Wir treffen uns morgen Nacht wieder an der Hütte im Norden, wo wir schon vorher gelagert haben. Wenn es Ärger gibt, schlägt sich jede Gruppe allein nach Désa durch. Sichere Wege!«
Mit diesen Worten drehte er sich um und warf sich den Rucksack über die Schulter. Auch die anderen packten ihre Ausrüstung; mit einem knappen Nicken verabschiedeten sich Danae und Tamosund tauchten, die Pferde an den Zügeln führend, in der Dunkelheit der Nacht unter.
Sie wissen, was sie tun, überlegte Sten. Es sind die besten Kundschafter, die wir haben. Ich sollte mir eher Sorgen um mich und Costin machen.
»Mein Hintern tut weh«, erklärte der kleine Wlachake wie zur Antwort auf Stens Gedanken. »Ich bin es nicht gewohnt, so lange zu reiten.«
»Wir hatten keine Wahl«, erklärte Sten ruhig und setzte sich in Bewegung. »Zeit ist von höchster Bedeutung im Krieg. Und gewöhn dich schon einmal dran, bald reiten wir die gleiche Strecke zurück ins Mardew.«
»Darauf freue ich mich schon«, gestand Costin mit einem gequälten Grinsen.
»Weißt du, was gegen die Schmerzen hilft?«, fragte der Krieger, und als Costin den Kopf schüttelte, erklärte Sten: »Bewegung! Also: los!«
Stöhnend verfiel der kleine Wlachake neben Sten in einen Laufschritt, der sie auf einen wenig benutzten Pfad führte, welchen Sten noch aus seiner Jugend kannte. Vielleicht sitzt Zorpad jetzt in Burg Rabenstein und lässt sich von Házy bewirten, fuhr es Sten durch den Kopf, und er knirschte wütend mit den Zähnen. Wahrscheinlich feiern sie auf den Gräbern meiner Familie!
Im leichten Dauerlauf erreichten die beiden Wlachaken den Rand des Waldes und sahen in die sanfte Senke hinab, in der die Stadt lag. Die beiden Kundschafter hatten nicht gelogen, vor den Mauern von Dabrân breitete sich ein wahres Meer von einem Heerlager aus, in dem die heruntergebrannten Lagerfeuer wie die Sterne am Firmament leuchteten. Um das Lager herum war eine Reihe von hell scheinenden Feuern entzündet, an denen vermutlich Wachposten aufgestellt waren. Auch in der Mitte des Lagers brannten noch einige hellere Feuer, während Stadt und Burg in Dunkelheit gehüllt dalagen.
»Wie viele sind es?«, fragte Costin leise und riss damit Sten aus den Gedanken, der den dunklen Umriss der Festung betrachtet hatte, die sich auf dem Hügel über der Stadt erhob.
»Schwer zu sagen in der Nacht«, erklärte Sten. »Sicherlich einige tausend.«
»Und wie viele sind Ionnas Ruf gefolgt? Zwei- oder dreitausend Schwerter höchstens«, murmelte der kleine Wlachake düster.
»Abwarten, Freund Costin, noch ist nichts verloren«, beruhigte Sten ihn. Unsere Moral bröckelt, bevor auch nur ein Schwertstreich geführt wurde, erkannte Sten plötzlich. Wenn das so weitergeht, besiegt Zorpad uns bereits in unseren Köpfen, und dann ist kein Krieg mehr zu gewinnen.
»Gehen wir mal schauen, was sich so in Erfahrung bringen lässt«, schlug Sten deshalb fröhlich vor. »Ich denke, es ist mal wieder an der Zeit, Zorpad wütend zu machen!«
»Arbeiten, arbeiten«, stöhnte Costin lachend und schloss sich Sten an, der vorsichtig den Hügel hinabschlich. Geschickt huschten sie im Sichtschatten der Anhöhe hinab und wandten sich Richtung Heerlager und Stadt. Mit äußerster Konzentration näherten sich die beiden Wlachaken der
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