Die Trolle
Pfeil über den Boden strich und in seinem Leib vibrierte, stieg Übelkeit in ihm auf. Ein Donnern kam näher; ohne zu verstehen, sah er auf und blickte zu der schwarzen, mächtigen Gestalt, die über ihm thronte.
»Verflucht! Der Kriegsmeister hatte Recht, ich hätte dir nicht vertrauen sollen.«
Verwirrt versuchte Sargan, den Worten einen Sinn zu entnehmen, doch dann legte sich plötzlich Dunkelheit über die Welt. Das Licht, dachte der Dyrier, das Licht ist fort!
Wieder fluchte die Gestalt, und jetzt erkannte Sargan sie und konnte ihr einen Namen zuordnen: Zorpad.
»Schaff ihn in mein Zelt und sorg dafür, dass er noch lebt, wenn ich wiederkehre!«, befahl der Marczeg einer zweiten Gestalt, die sich langsam näherte. Dann setzte er einen dunklen Helm auf und brüllte: »Macht euch fertig zum Angriff! Wir reiten!«
So schnell, wie er in Sargans Sichtfeld aufgetaucht war, verschwand Zorpad auch wieder und wurde von Sciloi Kaszón ersetzt, die sich kopfschüttelnd neben ihn kniete und ihren Bogen auf die zerwühlte Erde legte.
»Das war nicht sehr klug, Sargan. Euer Tod wird lang und qualvoll sein«, erklärte sie, als sie den Dyrier unter den Armen packte und auf die Füße stellte.
»Immerhin weiß ich jetzt, wofür ich sterbe«, keuchte Sargan und zuckte zusammen, als ihn ein kurzer Hustenanfall schüttelte. Zwei weitere Soldaten gesellten sich zu Sciloi und trugen Sargan mehr, als dass er lief. Im Zelt angekommen, legten sie ihn bäuchlings auf den Boden, und Sciloi zog an dem Geschoss, sodass Sargan schwarz vor Augen wurde. Mit aller Kraft kämpfte er die beginnende Ohnmacht nieder, auch wenn er vor Schmerzen schrie, als Sciloi den Pfeil mit einem Messer herausschnitt.
Vielleicht war er doch bewusstlos geworden, denn als er die Augen wieder aufschlug, war die Wunde verbunden und die Hände gefesselt, und er war allein im Zelt. Hastig sah er sich um, doch er fand keine Möglichkeit, seine Fesseln zu lösen. Plötzlich fiel ein Schatten auf ihn, und er sah Sciloi, die über ihm stand. Ihre Miene war finster, und in der rechten Hand hielt sie einen von Sargans eigenen, dünnen Dolchen. Immerhin, der Tod könnte schlimmer aussehen, fuhr es Sargan durch den Kopf. Und im Gegensatz zu ihrem Meister wird sie es schnell hinter uns bringen.
Mit entschlossener Miene kniete Sciloi neben dem Dyrier nieder und hob die Waffe.
»Erzählt mir mehr von den goldenen Kuppeln der Paläste«, bat sie, während sie Sargans Fesseln durchtrennte.
»Das werde ich!«, meinte Sargan grinsend, als er ihr humpelnd in die dunkle Nacht folgte.
63
Vorwärts! Vorwärts!«, schrie Sten, und seine Stimme übertönte selbst den Kampfeslärm. Um ihn herum warfen sich die Wlachaken mit dem Mut der Verzweiflung gegen die Masriden, trieben diese mit bloßer Willenskraft zurück, schlugen sich einen blutigen Pfad durch ihre Reihen. Aber selbst diese geradezu übermenschliche Anstrengung reichte nicht aus; noch immer waren die Sonnenmagier Dutzende Schritt entfernt, sicher und geschützt durch die Soldaten des Csiró Házy. Neben ihm stürzte Costin schwer getroffen zu Boden, tot oder verwundet, und verschwand aus Stens Blickfeld. Nein!, schrie Sten in Gedanken. So soll es nicht enden, so darf es nicht enden!
Aber alle ihre Anstrengungen, ihre Opfer schienen umsonst zu sein. Die Masriden wichen zwar zurück, aber viel zu langsam, und ihre Linien hielten stand, trotz des furiosen Ansturms der Wlachaken.
Erschöpft wischte sich Sten einige Tropfen Blut aus den Augen. Er konnte nicht sagen, ob es das seine oder das eines Feindes war. Aus dem Augenwinkel sah er eine Bewegung auf dem Hügel. Ein schneller Blick zeigte ihm, dass einer der schweren Karren mit den Belagerungswaffen sich gelöst zu haben schien und nun langsam den Hang hinabrollte. Eine kleine, geduckte Gestalt humpelte von dannen. Kurz glaubte Sten, ihre roten Haare im hellen Licht des Rituals aufleuchten zu sehen. Sargan?, fragte er sich verwundert, doch dann erkannte er, dass der Wagen genau auf ihre Position zusteuerte.
»Rückzug!«, befahl er, während neue Hoffnung wie Feuer durch seine Glieder kreiste und in seine Stimme strömte. Verwirrt folgten seine Krieger dem Befehl, sammelten sich um ihn und schritten unter den Angriff der Masriden weiter zurück.
»Sten cal Dabrân!«, schallte Házys Stimme über den Schlachtenlärm. »Du räudiger Hund! Lauf nur, Feigling, bettle um Gnade, so wie schon deine Mutter es tat!«
Ein tierischer Schrei entrang sich Stens Kehle,
Weitere Kostenlose Bücher