Die Trolle
der beinahe beständig schwieg, ballte die mächtigen Fäuste vor Wut. »Noch jemand im Haus?«
»Ich wusste, dass die Menschen uns täuschen würden!«, brüllte Pard.
»Nein! Es ist jemand, der sich vor anderen Menschen versteckt. Er konnte nicht wissen, dass ihr hier des Weges kommt!«, entgegnete Sten zornig.
Mit einem Schulterzucken winkte Druan Pard ab und ging neben Sten in die Hocke. »Dann lass uns diesen Keller ansehen. Was genau ist das?«
»Ein Keller ist eine Art Loch im Boden, mit einem Deckel drauf. So eine Art unterirdisches Zimmer.«
»Zimmer?«, wiederholte Druan verwirrt. »Egal, komm mit!« Er packte den Käfig an den Resten der Kette. Hin- und herschwingend wie ein Pendel, wurde Sten in das Gutshaus getragen. Es gab lediglich einen großen Raum, der sehr dunkel war, nur schwach erhellt von der Glut im großen Steinofen an der Seitenwand. Es roch nach Rauch und menschlichen Leibern. Überall am Boden lagen Schlafmatten verstreut.
Innerhalb des Hauses konnte Druan wieder aufrecht stehen, auch wenn er sich tief bücken musste, um durch die Eingangstür zu treten. Zwar musste er aufpassen, dass sein Kopf nicht an einen der rußgeschwärzten Querbalken des Daches stieß, aber da kein zweites Geschoss eingezogen war, blieb genug Platz. Durch die offene Tür wehte ein kühler Luftzug in das Haus, aber noch war es im Innern angenehm warm.
Schnell sah Sten sich um und fand bald, was er suchte. In der Nähe der Feuerstätte lag ein großes Fell auf dem Boden. Sten hatte sich oft genug an ähnlichen Orten versteckt, um zu vermuten, dass sich der Eingang zum Vorratskeller unter dem mottenzerfressenen Pelz befand. Mit ausgestrecktem Finger wies Sten auf die Stelle, und Druan trug ihn gehorsam dorthin. Vorsichtig hob Sten das Fell an. Tatsächlich befand sich darunter nicht nur einfach gestampfte Erde wie im Rest des Hauses, sondern eine kleine, krude gezimmerte Falltür.
»Lass mich reden, Druan. Ich kenne ihn«, bat Sten den Troll, der ihm zunickte.
»Nati! Hörst du mich?«, rief Sten und lauschte.
»Sten? Bei allen Dunkelgeistern, bist du es wirklich?«, kam die Antwort von unten. »Solltest du nicht tot sein?«
»Die Berichte von meinem Ableben waren stark übertrieben«, antwortete Sten mit einem Lachen.
»Du verfluchter Mistkerl, wir haben gesehen, wie sie dich weggeschleppt haben! Wie bist du davongekommen?«
»Warte ab, du wirst nicht glauben, was ich zu erzählen habe. Komm erst einmal raus. Aber erschrick nicht!«
»Ich kann nicht, die Falltür ist zu hoch. Die Leiter muss oben sein«, rief Natiole.
Nach kurzem Umsehen fand Sten einen nicht sehr dicken Baumstamm, der so eingekerbt war, dass er als einfache Leiter dienen konnte. Mühelos hob Druan zuerst die Falltür hoch und senkte dann den Stamm in das finstere Loch.
»Hast du gehört? Man kommt dort unten nicht ohne Hilfe raus«, beeilte sich Sten zu dem Troll zu sagen. Grunzend nickte die Kreatur, trat zwei Schritte von dem Eingang weg und hockte sich hin.
»Warum soll ich nicht erschrecken?«, fragte Natiole, während er die grobe Leiter erklomm.
»Weil ich nicht allein bin«, antwortete Sten trocken, als sein Waffenbruder den Kopf aus dem Loch steckte. Beim Anblick von Druans massiger, kniender Gestalt entkam Natiole ein derber Fluch. Beinahe wäre er wieder hinuntergefallen, doch Stens Käfig stand nah genug an dem Kellereingang, sodass der Wlachake seinem Freund eine helfende Hand reichen konnte.
»Aus welcher Hölle hast du diesen Dämon geholt? Und warum, bei allen Geistern, steckst du in einem Käfig? Was geht hier vor?«, fragte Natiole fassungslos.
»Lange Geschichte. Das ist Druan. Druan, Natiole«, erwiderte Sten mit einem Grinsen, bevor er ernst fortfuhr: »Druan ist ein Troll. Ein echter, leibhaftiger, verfluchter Troll. Draußen warten noch mehr von ihnen. Sie gedenken den Tag hier zu verbringen.«
Natürlich wollte Natiole aus dem Keller klettern, aber Sten winkte ab. Der Wlachake hoffte, dass sein Freund bewaffnet war, und gedachte zu vermeiden, dass die Trolle das sahen. Also zwinkerte er ihm verschwörerisch zu und sagte: »Bleib gleich drin. Die anderen werden auch eingesperrt. Die Trolle fürchten euch.«
»Fürchten uns? Meine Güte, das Ding ist riesig«, erwiderte Natiole, woraufhin Druan knurrte und sich erhob.
»Wirklich riesig«, sagte Natiole voller Ehrfurcht.
»Ja. Steig wieder hinunter, wir reden später. Vertrau mir«, beschwor Sten seinen Waffenbruder. Nach kurzem Zögern stieg Natiole in den
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