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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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nichts von dem Lärm mitbekommen hatten, öffnete sich die Tür, und ein dunkelhaariger Mann, der sich offenbar hastig ein Hemd übergezogen hatte, trat auf den Hof. In den Händen hielt er eine lange, einhändige Sense. Gewöhnlich diente die scharfe Klinge dazu, Getreide zu schneiden oder Unterholz im Wald zu entfernen, aber zugleich gaben die Geräte auch passable Waffen ab, und ihr Besitz war den Bauern natürlich trotz dieser Tatsache erlaubt.
    »Wer ist da?«, rief der Mann mit fester Stimme, doch dann erblickte er Pard, der auf ihn zukam.
    »Ihr Geister!«, entfuhr es dem Bauern, und er wurde kreidebleich, was Sten dank des Mondlichtes gut erkennen konnte. Mit erhobener Sense wich der Mann zurück, wovon Pard sich jedoch nicht beeindrucken ließ.
    »Tu ihm nichts!«, rief Sten verzweifelt, während er wild an der Tür des Käfigs rüttelte. Mit einem geradezu dämonischen Grinsen entblößte Pard seine Hauer und ballte die Fäuste. Druan ließ den Käfig unsanft zu Boden gleiten und rief: »Pard!«
    Wütend brüllte der große Troll auf, was der Bauer nutzte, um durch die Tür in das Innere des Hauses zu fliehen. Mit einem Knall schlug die Holztür zu, und Sten konnte hören, wie der Mann in der Stube nach seiner Familie rief.
    »Ich habe doch gesagt, wir tun ihnen nichts!«, wies Druan Pard zurecht.
    »Das Menschlein wollte mich angreifen. Ich hätte ihn schon nicht kaputtgemacht!«, gab Pard bissig zurück, warf aber unter Druans Blick die Hände in die Luft und rief: »Es ist nur ein Mensch!«
    »Pass lieber auf, dass sie nicht davonlaufen«, befahl Druan und wandte sich an Sten: »Sag ihnen, dass sie rauskommen sollen. Dann werden wir ihnen nichts tun.«
    »Versprichst du das?«
    »Sag es ihnen, oder ich lasse sie von Pard rausholen«, entgegnete Druan hart.
    Hin und her gerissen überlegte Sten einen Augenblick, aber er sah keine andere Möglichkeit. Entweder würde er tun, was Druan verlangte, oder die Trolle würden die Sache selbst in die Hand nehmen. Und Sten konnte sich nur zu genau vorstellen, was geschehen würde, wenn Pard sich darum kümmerte.
    »He! Ihr da!«, rief er schließlich. »Mein Name ist Sten cal Dabrân! Euch wird nichts geschehen, wenn ihr freiwillig herauskommt!«
    Eine Weile herrschte Schweigen, doch dann antwortete eine Männerstimme: »Sten ist tot, Zorpad hat ihn erwischt und aufknüpfen lassen!«
    »Gefangen wurde ich, aber tot bin ich nicht. Ich wurde gerettet, von meinen Begleitern hier. Sie werden euch nichts tun, wenn ihr freiwillig rauskommt«, erwiderte der Wlachake.
    Wieder dauerte es, bis die Antwort erfolgte: »Komm herein, dann können wir reden.«
    »Das geht nicht. Um der Geister willen, kommt raus, sonst holen sie euch!«
    Irgendwo in dem Haus fing ein Kind an zu weinen, und noch immer bellten die Hunde in ihrem Zwinger. Schon glaubte Sten, dass die Bauern sich weigern würden, doch dann öffnete sich die Tür. Heraus trat der Mann, immer noch mit der Sense in der Hand, und sah sich um. Als er Sten erblickte, runzelte er misstrauisch die Stirn: »Du bist in einem Käfig!«
    »Danke, aber das wusste ich schon. Die Tür klemmt, wir brauchen Werkzeug«, erwiderte der Krieger schnell. »Kommt ihr raus?«
    Offensichtlich verwirrt nickte der Mann und rief seine Familie zu sich. Langsam und schüchtern traten drei weitere Männer, zwei Frauen sowie zwei Jungen und zwei Mädchen aus dem Haus. Verängstigt stellte sich das Grüppchen zusammen. Das kleinere der beiden Mädchen hielt sich am Rock einer der beiden Frauen fest, während einer der Jungen laut schniefte. Als Druan sich erhob und langsam näher trat, schrie eine Frau vor Entsetzen auf.
    »Vergiss dein Versprechen nicht!«, rief Sten ihm hinterher, doch der Troll reagierte nicht. Inzwischen kamen die anderen Kreaturen ebenfalls zur Vordertür des Hofes und sahen sich die kleine Gruppe Menschen an, die Sten ihnen ausgeliefert hatte. Druan baute sich vor ihnen auf und sagte: »Wir werden euch nichts antun, wenn ihr genau das macht, was wir euch sagen.«
    »G-gut«, antwortete der Mann zögernd. »Ich habe Werkzeug im Haus.«
    »Werkzeug? Wir brauchen kein Werkzeug. Bleibt einfach hier stehen. Und seid endlich ruhig«, entgegnete Druan unwirsch. Eine der Frauen bemühte sich, die Kinder zu beruhigen. Ohne sich weiter um die Menschen zu kümmern, trat der Troll gebückt durch die Tür und sah sich im Innern des Hauses um. Nach einer Weile kam er wieder und wandte sich an Pard: »Da sind überall Löcher in den Wänden.

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