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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Diskussion zwischen Pard und Druan, bei der Pard immer wieder darauf bestand, dass Stens Nützlichkeit vorbei sei und man ihn dementsprechend loswerden sollte.
    Der Wlachake konnte sich gut vorstellen, was der riesige Troll darunter verstand, aber ihm blieb wenig übrig, um sich zu verteidigen, außer daran zu erinnern, dass er die schlafenden Trolle schon einmal verschont hatte. Pard und die anderen waren nicht zufrieden damit, ihm vertrauen zu müssen, und Sten konnte es ihnen nicht verübeln, schließlich war er für die grauen Riesen ein Fremder. Aber schließlich setzte sich Druan durch.
    Im dichten Unterholz suchten sie Schutz vor dem Wetter und möglichen neugierigen Blicken und legten sich auf den harten Boden. Hier war der Wald etwas lichter, aber dennoch kaum begangen von den Menschen, die nicht weit von dieser Stelle wohnten.
    Diesmal beobachtete Sten die Trolle ganz genau, denn er wollte herausfinden, was mit ihnen geschah, wenn die Sonne aufging. Der Anblick war jedoch wenig spektakulär: Sobald die ersten Strahlen sie berührten, erschlafften ihre Körper, und die Gesichtszüge entspannten sich. Danach wirkten sie völlig leblos, ein Eindruck, der durch die grobe graue Haut noch verstärkt wurde. Es wunderte Sten nicht, dass die Legenden besagten, die Trolle würden im Licht zu Stein werden, denn so wie sie dalagen, unbeweglich, massiv und fahl, wirkten sie eher wie Statuen als wie lebendige Wesen.
    Doch solche Überlegungen hielten ihn nicht lange wach; zu anstrengend war die Nacht gewesen. Eine bleierne Müdigkeit überkam ihn, seine Gedanken verwirrten sich, und schon schlief er ein, ungeachtet der Wurzeln in seinem Rücken.
    Seine Träume waren düster und voller Gewalt. Menschen schrien vor Schmerzen in einer Nacht, die nur von flackernden Fackeln erhellt wurde. Der Wlachake selbst kämpfte in der Dunkelheit gegen gesichtslose Feinde, deren Klauen seinen Körper mit Frost erfüllten, wo immer sie ihn berührten. Schließlich wurde er überwältigt und fiel zu Boden, während die Flut der Angreifer über ihm zusammenbrach wie eine eiskalte Welle und ihn zu ersticken drohte. Verzweifelt rang er nach Luft, doch nichts als Kälte drang in seine Lungen.
    Mit wild schlagendem Herzen erwachte Sten und sah sich um. Es dauerte einige Atemzüge, bis er sich gefangen hatte und wusste, wo er war. Die Trolle lagen unverändert im Schatten einer mächtigen Rotbuche. Die Sonne war weiter über das Firmament gewandert, es musste schon fast Abend sein. Im Norden türmten sich Wolkenberge an den Hängen der Sorkaten auf, Vorboten von Regen, der wohl bald niedergehen würde. Im Süden hingegen war der Himmel noch klar und strahlte in einem tiefen, geheimnisvollen Blau.
    Irgendwo dort lag Stens Heimat, Dabrân, eine einst wohlhabende kleine Stadt voller weiß getünchter Fachwerkhäuser, deren spitze Dächer auch im härtesten Winter dem Schnee zu trotzen vermochten. Über dem Tal thronte die Burg Rabenstein, in der Sten und Flores zur Welt gekommen waren.
    Nun wurde die kleine Baronie von einem Untergebenen Zorpads mit eiserner Hand regiert. Als er an den Csiró Házy dachte, flammte in Sten all die Wut auf, die ihn seit vielen Jahren begleitete. Eines Tages würde er erleben, wie der Hund von dem Thron gestoßen wurde, den er sich durch Verrat und Lüge angeeignet hatte. Blut klebte an den Händen des Szarken Házy, und mit Blut würde er für seine Schuld bezahlen.
    Zusammen mit seinem Blick wanderten jedoch auch Stens Gedanken weiter in den Süden. Im Mardew, dem Hochland, das sich an die südlichen Sorkaten schmiegte, saß wohl jetzt irgendwo Ionna cal Sares, die Herrin über den letzten freien Teil von Wlachkis, mit ihren Beratern an einem Tisch und brütete über den Karten. Vielleicht hatte die Kunde von Stens Tod sie schon erreicht, vielleicht auch nicht, sicher war nur, dass ihr die Hände gebunden waren, solange Zorpad die Geiseln in seiner Gewalt hatte.
    Nach der mittlerweile berühmten Herbstschlacht, bei der Ionna zwar Zorpads Heere geschlagen und zurückgetrieben hatte, aber sich dennoch dem Herrn von Teremi hatte ergeben müssen, damit ihr Volk im Winter nicht verhungerte, hatte Zorpad als Zeichen des guten Willens und als Unterpfand die Schwester seiner gefährlichsten Feindin sowie die Angehörigen anderer Widerständler als Geiseln mit nach Teremi genommen. Damals war es die einzige Lösung gewesen, denn weder hatte Zorpad hoffen können, seine Feinde im Hochland schnell durch Waffengewalt zu

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