Die Trolle
gewesen, und schließlich war ihm klar geworden, dass er mit ihr sprechen musste, sie befreien, wenn es irgend möglich war.
Also war er gemeinsam mit Natiole nach Teremi gereist, mitten in die Höhle des Löwen. Dort hatte er andere wlachkische Rebellen getroffen und mit ihnen einen Plan geschmiedet, wie sie in Zorpads Feste eindringen könnten. Doch bevor sie diesen in die Tat hatten umsetzen können, war ihre Zusammenkunft von Soldaten entdeckt worden. Die meisten Rebellen hatten fliehen können, doch Sten hatte sich der Truppe mit dem Schwert in der Hand entgegengestellt. Trotz eines erbitterten Kampfes hatte er letztendlich keine Aussicht gehabt, gegen die Übermacht zu bestehen, und war schließlich doch noch in die Burg gekommen, allerdings als Gefangener, dessen Tod sicher schien. Tja, Zorpad, hier bin ich wieder, zurück aus der Hölle, in die du mich schicken wolltest, dachte Sten böse lächelnd. Ich bin hier, um es dir heimzuzahlen, und eine Hand voll Dämonen habe ich dir auch gleich mitgebracht!
Als die Sonne fast gänzlich verschwunden war, regten sich die Trolle wieder. Trotz der Tatsache, dass Sten ihnen ganz offensichtlich nichts angetan hatte, warf Pard ihm böse Blicke zu. Die anderen jedoch wirkten ebenso ausgeschlafen wie zufrieden, und nach einem kurzen Mahl machten sie sich wieder auf den Weg. Damit begannen auch Druans Fragen aufs Neue.
»Erzähl mir von deinen Feinden, Sten.«
»Was willst du wissen?«
»Woher stammen sie?«
»Das weiß ich nicht so genau. Sie kamen jedenfalls eines Tages über die beiden östlichen Pässe der Sorkaten. Ein ganzer Heereszug mitsamt Dienern, den verfluchten Szarken, die meisterliche berittene Bogenschützen abgeben. Der Weg ist selbst im Sommer, wenn die Pässe frei und leichter zu passieren sind, nicht gerade einfach. Sie fielen in die östlichen Teras ein, und ihre schwere Reiterei erwies sich bald als unaufhaltsam. Unser König in Teremi berief alle Adligen mit ihren Soldaten zu sich. Jeder, der eine Waffe führen konnte, folgte dem Aufruf«, erzählte Sten die Geschichte, die er in seiner Jugend so oft gehört hatte.
»Sie kamen einfach so über das Gebirge?«, fragte Druan erstaunt.
»Ja, einfach so. Wie gesagt, ich weiß nicht, woher sie stammten. Ihr Heer drang entlang des Magy immer weiter nach Westen vor, plündernd und brandschatzend. Auf den Feldern östlich von Teremi, die man heute Knochenfelder nennt, stellte sich Kralj Tirea I. den Masriden. Die Schlacht tobte den ganzen Tag über. Die Truppen meines Volkes verteidigten die Furt über den Iames, während die Masriden auf ihren gepanzerten Pferden gegen sie anritten. Schließlich durchbrachen sie unsere Reihen an der linken Flanke, und der Kralj selbst führte seine Leibwache in die Bresche, um sie zurückzutreiben.« Sten hielt inne und stellte sich die Schlacht vor, die so lange vor seiner Geburt stattgefunden und das Leben von so vielen verändert hatte. Vor seinem inneren Auge erschien das legendäre Bild, wie sich Tirea der Flut der Masriden entgegenstemmte. Aber Druan riss ihn aus seinen Gedanken.
»Was geschah dann?«
»Tirea wurde erschlagen. Die Legende besagt, dass es der Anführer der Masriden selbst war, Arkas Dîmminu, dessen Nachkomme Zorpad Dîmminu ist. Unser König ertrank in den Fluten des Iames, und unser Land starb mit ihm. Die Masriden schlugen unsere Truppen in die Flucht. Die Moral der Kämpfer zerbrach, als das Banner des Königs fiel. Teremi kapitulierte kampflos und wurde beinahe vollständig niedergebrannt. Die Überlebenden der Schlacht flohen in den Südwesten und verschanzten sich im Hochland«, fuhr Sten fort.
»Und jetzt ist Zorpad ihr König?«, bohrte Druan weiter.
»Nein. Kurz nachdem Arkas sich zum König von Ardoly krönte – so nennen sie das Land –, wurde er vergiftet. Seine drei Söhne, von denen einer der Ahn von Zorpad ist, stritten sich um das Erbe, und die Masriden führten untereinander Krieg. Mein Volk war zu geschwächt, um die Gunst der Stunde zu nutzen. Aber die Masriden konnten sich nicht einigen, keiner der Söhne war stark genug, um seinen Anspruch auf die Krone durchzusetzen. Niemand ist König in diesem Land. Aber Zorpad ist der mächtigste der Masriden. Es gibt noch zwei andere Häuser, die zusammen mit dem Haus Dîmminu über einen Großteil des Landes herrschen, doch Zorpad hat durch seine Skrupellosigkeit und Grausamkeit mehr Macht an sich gerissen, als die anderen beiden zusammen haben. Gemeinsam stehen sie gegen ihn, aber
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