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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Herrscher über Ardoly, hatte sich in die Farben seines Hauses gekleidet. Die Gewänder waren aus den erlesensten Stoffen und von den besten Schneidern des Landes gefertigt. Doch weder die prunkvolle Kleidung noch die eiserne Krone auf seinem Haupt verdeutlichten Zorpads Anspruch auf den Thron, auf dem er saß. Vielmehr waren es die Macht, die er ausstrahlte, die Augen, deren Blick Menschen in die Knie zwingen konnte, sowie die Aura gnadenloser Grausamkeit, die ihn wie ein finsterer Mantel aus Schatten einhüllte. Trotz ihres Status als Geisel war Viçinias Platz aufgrund ihrer Titel in der Nähe des Throns, und so schritt sie quer durch den Saal, eine gelassene Ruhe vortäuschend, die sie nicht empfand. Aber sie würde eher ihre Finger einzeln opfern, als den Masriden die Genugtuung zu geben, ihre wahren Gefühle zu zeigen. Sie hielt den Blick starr auf den Thron gerichtet und näherte sich Zorpad, der sie belustigt musterte.
    Seine hellen blauen Augen blieben unverwandt auf die junge Frau gerichtet und verfolgten jede ihrer Bewegungen, wie ein Raubtier seine Beute verfolgen mochte. Unter anderen Umständen hätte Viçinia den Masriden vielleicht sogar gut aussehend genannt, aber die Kälte seiner Augen ließ sie frösteln. Dennoch wandte sie den Blick nicht ab und hielt dem seinen stand, was ihn dazu brachte, noch breiter zu lächeln.
    Erst als sie ihren Platz erreicht hatte, wandte sie den Blick von Zorpad ab und sah sich um. Hinter dem Thron, fast gänzlich verdeckt, stand Sciloi, wie nicht anders zu erwarten war. Die anderen wlachkischen Unterpfänder waren auf der anderen Seite des Saales zwischen zwei Säulen versammelt, jedoch von Soldaten flankiert, die schon den Versuch eines Gesprächs unterbanden.
    Eingehend betrachtete Viçinia die versammelte Menge und stellte überrascht fest, dass nahezu jeder Würdenträger, den sie kannte, anwesend war, die Hauptleute der Krieger unter Zorpads Befehl ebenso wie die wichtigen Bürger der Stadt Teremi. Erstaunt blickte sie zu Zorpad, der eben seinen Haushofmeister zu sich gerufen hatte und sich flüsternd mit diesem unterhielt. Viçinia musterte den Kriegsherrn, der das weißblonde, bereits mit Grau durchzogene Haar nach Mode der Masriden kurz geschoren trug, bis auf eine Locke am Hinterkopf. Unter den feinen Gewändern verbarg sich eine kräftige, muskulöse Gestalt. Es war bekannt, dass Zorpad ein mächtiger Krieger war; in der legendären Herbstschlacht hatte er seine Truppen selbst ins Feld geführt und unter seinen Feinden eine blutige Ernte gehalten.
    Man erzählte sich, dass er immer wieder in den Forst ritt und dort die Kreaturen jagte, vor denen die einfachen Menschen Angst hatten – Zraikas und andere Schrecken. Allerdings umgaben zahlreiche Legenden den Herrscher von Teremi, den die Wlachaken den Schwarzen Fürsten nannten, und Viçinia war sich nicht sicher, wie viele Gerüchte auf wahren Begebenheiten beruhten.
    Mit einem Ruf nach Stille des Haushofmeisters begann das Gericht und unterbrach die Gedankengänge der jungen Frau. Als Ruhe eingekehrt war, hob Zorpad die Stimme.
    »Meine Untertanen, geliebtes Volk und geehrte Gäste«, begann er mit einem Blick zu Viçinia, der bei den Anwesenden Erheiterung auslöste, welche jedoch rasch verging, als Zorpad mit kalter Stimme weitersprach. »Ich habe Euch zusammengerufen, damit Ihr Zeuge der Gerechtigkeit werden könnt, die ich heute walten lasse. Führt ihn herein!«
    Sofort flog das Portal auf, und zwei Soldaten schleppten einen Mann in den Saal, der schlaff in ihren Griffen hing. Als sie nur mehr einige Schritte von der Stufe zum Thron entfernt waren, ließen sie ihr Opfer würdelos fallen und stellten sich steif daneben auf. Wie stets, wenn Zorpad Gericht hielt, fürchtete Viçinia zuerst, dass es Sten sein könnte, der in die Fänge des Kriegsherrn geraten war. Doch auch heute war es ein anderer, der da am Boden lag, ein Fremder.
    »Dies hier ist Tudasaus Teremi. Vor wenigen Tagen wurde er mit einigen anderen dabei ertappt, wie er ein Komplott gegen die Krone schmiedete. Seine Spießgesellen fanden schnell ihr gerechtes Ende, doch er wurde von meinen treuen Untergebenen festgenommen. Nun will ich verkünden, was mit ihm geschehen soll«, erläuterte Zorpad mit fester, tiefer Stimme.
    Sofort kam Bewegung in den Saal. In Erwartung des Urteils reckten die Anwesenden ihre Häupter nach vorne oder versuchten sogar, näher an den Thron zu gelangen, ohne dabei die Rangordnung zu verletzen.
    Ihr Geier, dachte

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