Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
Viçinia angewidert und betrachtete den fast bewusstlosen Rebellen, dessen Schicksal besiegelt war. Aus Erfahrung wusste sie, dass er keine Gnade zu erwarten hatte.
    »Er wird auf dem Marktplatz von Teremi vor die Pferde gespannt und gevierteilt«, fuhr Zorpad fort. »Sein Haupt wird über den Toren der Stadt aufgehängt, um die Bürger daran zu erinnern, wem sie Treue schulden. Ebenso werden seine Glieder in die vier Himmelsrichtungen meines Reiches gesandt, damit auch jene Untertanen, welche fern von Teremi wohnen, sich stets bewusst sind, dass nur meine Gnade und mein Wohlwollen sie beschützt. Dies ist mein Wille und …« Plötzlich verstummte er. Während alle Augen auf ihn gerichtet waren, trat Tudas, in den plötzlich wieder Leben gekommen war, der Wache links neben ihm vor das Knie, sodass der Mann mit einem Aufschrei ins Taumeln geriet. Bevor der andere Wächter reagieren konnte, hatte der junge Mann bereits dessen Dolch aus dem Gürtel gezogen und rammte die kurze Klinge dem Soldaten in den Hals. Stöhnend und blutend sank der Gerüstete zu Boden, während Tudassich aus dessen Griff wand und in Richtung Thron sprang.
    Menschen schrien, Wachen stürmten nach vorn, wurden aber von den Würdenträgern behindert, die vor ihnen standen. Aus dem Augenwinkel bemerkte Viçinia Sciloi, die ein kurzes Schwert zog und sich bereitmachte, ihren Herrn zu verteidigen. Mit wildem Gebrüll warf sich der Rebell auf Zorpad, der sich vom Thron erhoben hatte. Stirb, dachte Viçinia flehentlich, ohne an die Folgen für sich selbst zu denken. Doch Zorpad fing den tiefen Stoß des Dolches kaltblütig mit der behandschuhten Rechten ab und schlug mit der geballten Linken auf den Unterarm seines Gegners. Mit einem Schmerzensschrei ließ Tudasden Dolch fallen, und Zorpad ergriff die Kehle des jungen Mannes. Unter dem eisernen Griff des Masriden ging der Wlachake würgend in die Knie. Sciloi kam neben dem ungleichen Paar hinter dem Thron hervor, griff jedoch nicht ein, sondern grinste nur niederträchtig und wandte den Blick Viçinia zu, die sich erhoben hatte und nur noch wenige Schritte entfernt stand. Als die Szarkin Viçinia sah, schüttelte sie unmerklich den Kopf und hob ihr Kurzschwert leicht an. Verzweifelt sah die Wlachakin an ihr vorbei auf Zorpad und den Rebellen.
    »Du willst mich töten? Du wertloses Stück Fleisch?«, fragte Zorpad eiskalt, während Tudasmit offenem Mund vergeblich nach Luft schnappte und verzweifelt auf den Arm seines Peinigers schlug.
    »Soll ich dich hier und jetzt töten?«, wollte Zorpad wissen und schien seinen Griff ein wenig zu lockern. Unartikulierte Laute drangen aus der geschundenen Kehle des Rebellen. Mit angewidertem Gesichtsausdruck warf der Masride den Mann nach vorn, sodass Tudasüber die Steinplatten rutschte und dann keuchend liegen blieb.
    »Schafft ihn fort und vollstreckt das Urteil!«, befahl Zorpad seinen Soldaten. »Und nehmt diese beiden Unbrauchbaren gleich mit. Schafft sie in den Kerker, ich entscheide später, was mit ihnen geschehen wird.«
    Mit einem Blick auf die schwer verletzte Wache, die mit zuckenden Beinen in einer rapide anwachsenden Blutlache lag, fügte er hinzu: »Falls es ein Später gibt.«
    Dann sah er missmutig auf die blutende Wunde an seinem rechten Unterarm und presste mit der Linken ein Stück seines Umhangs darauf. Erst danach wandte er sich wieder an die Versammlung, die totenstill dastand, wie betäubt von dem grausigen Schauspiel.
    »Nun ist meine Ankündigung unterbrochen worden. Eine Schande. Wie dem auch sei, so wie diesem Verräter dort wird es allen ergehen, die mich und die meinen nicht achten. Und es gibt noch eine freudige Nachricht: Der weithin gesuchte Schurke, Räuber, Mörder und Vergewaltiger Sten cal Dabrân wurde gefasst und vor Tagen dem Wald übergeben. Inzwischen dürfte sein Leib den Krähen zum Fraß dienen.«
    Entsetzt hörte Viçinia die Worte, auch wenn ihr Verstand sich weigerte, sie zu verstehen. Die Welt schien plötzlich fern zu sein, und alles Blut wich aus ihrem Kopf. Ihr schwindelte, und ein Rauschen erfüllte ihre Ohren, das sogar das aufgeregte Stimmengemurmel im Saal übertönte.
    Das Einzige, was sie noch verstand, waren Zorpads letzte Worte, als er den Raum verließ: »Bringt die Dame Viçinia zu mir, sobald dieser Kratzer hier versorgt ist.«

 
16
    Die mächtige Königshalle erstrahlte im Glanz unzähliger Öllampen, deren Flammen die Luft erhitzten und Hrodgard zum Schwitzen brachten. Tausende der metallenen

Weitere Kostenlose Bücher