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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Glorie des Lichtes!«
    Immer noch ging er mit festen Schritten auf sie zu, und die Dorfbewohner folgten ihm. Die Zuversicht des Predigers schien sich auf sie zu übertragen, denn sie schwenkten ihre Dreschflegel, Mistgabeln und Sensen und sahen den Troll mit einer Mischung aus Hass und Furcht an.
    »Ich bin Sten cal Dabrân! Hört mich an …«, hob der Wlachake an, doch er wurde von der Masridin rüde unterbrochen, die schrie: »Lüge! Sten cal Dabrân ist tot!«
    »Ein Wiedergänger!«, rief der Priester geradezu begeistert.
    »Unsinn! Ich …«, wollte Sten erklären, doch eine Fackel flog aus der Menge auf ihn zu und traf ihn an der Schulter, wo das brennende Geschoss abprallte und vor ihm auf dem Boden landete. Neben ihm knurrte Druan, der bisher genau wie der Wlachake zurückgewichen war, bedrohlich und ließ die gewaltigen Muskeln spielen. Eine weitere Fackel segelte heran, doch der Troll schlug sie mit Leichtigkeit aus der Luft, legte den Kopf in den Nacken und brüllte.
    Entsetzt wichen die Dörfler zurück, doch ihr Priester schrie schallend: »Ja, brülle deine Angst hinaus in die Dunkelheit, die dich wieder verschlucken wird, Ungeheuer! Tötet sie, tötet sie beide!«
    Bevor Sten etwas tun konnte, ging ein wahrer Regen von Fackeln und Steinen auf ihn und Druan nieder. Fluchend wich er den Geschossen aus und zog seine Waffe. Ein Stein traf ihn an der Schläfe, und für einen Augenblick sah Sten nur helle Lichter vor den Augen, doch dann klärte sich seine Sicht wieder, und er wich einem weiteren Wurfgeschoss aus. Inzwischen waren sie von dem Mob fast vom Marktplatz getrieben worden, aber Sten traute sich nicht, sich umzudrehen, denn er befürchtete, dass die Menge genau dann auf sie einstürmen würde. Am Rande seines Blickfelds sah er, wie Druan mit seinen gewaltigen Händen einen Karren packte, der vor einem der Häuser stand.
    »Nein!«, schrie Sten laut, doch der Troll hatte das Gefährt schon herumgerissen und schob es mit seiner ganzen Kraft in Richtung ihrer Angreifer. Polternd rollte der schwere Karren über den Platz, und die Menschen konnten ihm nur mit hastigen Sprüngen ausweichen. Zu Stens Erleichterung wurde niemand von dem Gefährt erfasst. Wieder brüllte der Troll, und wieder zeigte die Zurschaustellung von ungebändigter Kraft ihre Wirkung bei der Menge.
    »Auf mein Zeichen rennen wir«, flüsterte Sten, und der Troll nickte. Genau in diesem Moment aber murmelte der Priester etwas und hob sodann die kupferne Schale zum Himmel. Ein blendender Lichtblitz schlug aus der Sonnenscheibe und brannte sich schmerzhaft in Stens Augen. Schreiend ließ der Wlachake das Schwert fallen und bedeckte schützend die Augen mit den Händen. Neben sich spürte er Druan mehr brüllen, als dass er ihn hörte, denn alle Geräusche erschienen ihm dumpf und wie aus weiter Ferne.
    Als er die Hände herunternahm, war die Welt von flirrenden Farben erfüllt, Nachbilder des Blitzschlages, die vor seinen Augen tanzten. Wieder schrie Druan auf, und Sten hörte den Troll nach vorn stürmen. Verzweifelt blinzelte er und versuchte zu erkennen, was geschah, doch er war immer noch geblendet. Irgendwo vor ihm brach ein gewaltiger Tumult aus, Menschen schrien, und über allem ertönte das Brüllen des Trolls.
    Sein Gehör kehrte langsam zurück, aber immer noch lag ein Rauschen wie von einem mächtigen Strom über allem. Mit tastenden Händen fand er das Schwert zu seinen Füßen und lief in Richtung des tosenden Geschreis, das von der Menge ertönte. Nach wenigen Schritten jedoch stolperte er über ein Hindernis und stürzte zu Boden.
    »Druan! Nicht, Druan! Du hast es geschworen!«, rief Sten, während er auf Händen und Füßen vorwärts kroch. Endlich schrumpften die tanzenden Lichter in seinem Sichtfeld, und er konnte zumindest helle und dunkle Flächen erkennen. Ein Stück weiter vorn erkannte er die Umrisse von Druan, der am Boden hockte.
    Erst als der Wlachake fast neben dem Troll stand, sah er den Priester, der zu Druans Füßen lag, mit weit aufgerissenen Augen, die blicklos ins Nichts starrten. Die Sonnenscheibe lag einige Schritt neben ihm, und auf ihr klebte Blut, das langsam von ihrem Rand in den Staub des Marktplatzes sickerte. Die furchtbaren Geräusche stammten von Druan, der seine Fänge in den Leib des Priesters geschlagen hatte. Von den anderen Menschen war wenig zu sehen, offenbar waren sie vor der brachialen Gewalt des wütenden Trolls geflohen. Nur hier und da spähte ein bleiches Gesicht um ein Haus

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