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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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woraufhin Sten zu Boden geschleudert wurde. Als er sich mit der Klinge in der Hand wieder aufraffte, sah er, dass das Tier nach wenigen Schritten langsamer wurde, während der Masride fast zögerlich aus dem Sattel rutschte und zu Boden fiel.
    Ein schneller Blick überzeugte Sten davon, dass Druan hinter ihm die Situation im Griff hatte, dann lief er zu seinem gestürzten Feind und kniete sich über ihn. Das Haar seines Feindes war blond und nach Art der Masriden kurz geschnitten, bis auf einen schmalen Streifen am Hinterkopf. An Armen und Beinen trug er metallene Plattenstücke, und sein Leib wurde von einem Kettenhemd geschützt. Er war noch jung, vielleicht kaum älter als Sten selbst, aber er würde keinen weiteren Tag mehr erleben, denn seine hellen Augen waren trüb und blickten schon in die nächste Welt.
    Sein Mund öffnete sich, als wolle er noch etwas sagen, doch nur ein Schwall Blut drang über seine Lippen, dann erzitterte sein Leib, und er lag still. Mit dem Ärmel wischte sich Sten über die Nase, die er sich vermutlich bei einem Sturz angeschlagen hatte, und starrte einen Augenblick auf das Blut an seiner Hand. Dann legte er den Arm des Toten auf dessen Brust, sodass die Hand auf dem Herzen lag, und sagte: »Mögen die Geister über deine Reise wachen.«
    Erst nach diesen traditionellen Worten wandte er sich um und lief zurück zu Druan, der die beiden Pferdekadaver wie auch den toten Masriden auf einen Haufen geschichtet hatte. Mit gerunzelter Stirn sah Sten sich um, konnte den zweiten Krieger jedoch nicht entdecken. Der Troll deutete seinen Blick richtig und wies auf das Haus des Priesters: »Sie ist da rein, während ich mich um den hier gekümmert habe.«
    Ein kurzer Blick auf den verdrehten Hals des Masriden, der halb unter einem der Pferde begraben lag, überzeugte Sten davon, dass Druan ihn auf die gleiche Art und Weise wie das Pferd getötet hatte.
    Kopfschüttelnd wandte der Wlachake sich ab und überlegte, was zu tun war. Das Dorf war erwacht, keine Frage, und vermutlich hatten inzwischen genug Menschen den Troll gesehen. Es war an der Zeit, sich aus dem Staub zu machen, nur musste er vorher herausfinden, ob noch mehr Feinde in der Nähe waren. Mindestens ein Reiter war noch dort draußen, vielleicht auch zwei, je nachdem, ob sie Natiole verfolgt hatten oder nicht. Bevor er sich jedoch darum kümmern konnte, brach hinter ihm wieder infernalisches Geschrei aus: »Höllenbrut! Dunkelgeister! Weichet von diesem Ort!«
    Mit einer derben Verwünschung auf den Lippen drehte der Wlachake sich um, doch die Worte erstarben, als er den Priester zusammen mit einer Hand voll Menschen, die alle Fackeln in den Händen hielten, auf sich zukommen sah. Die anderen drängten sich furchtsam hinter dem Sonnenpriester zusammen, aber der Mann selbst schritt mit hoch erhobenem Haupt auf Sten und Druan zu.
    »Kinder Ardolys! Habt keine Furcht! Kommt aus euren Häusern und vertreibt das Gezücht der Dunkelheit aus eurer Mitte!«
    Wütend hob Sten das Schwert und trat dem Priester entgegen, der sich inzwischen in den vollen Ornat seines Amtes gekleidet hatte: eine selbst in der Nacht weiß leuchtende Robe, auf deren Brust mit goldenen Fäden die Sonnenscheibe mit ihren Strahlen gestickt war, die über das ganze Gewand liefen. In den Händen hielt der Mann eine polierte Kupferscheibe von vielleicht zwei Spannen Durchmesser, die er triumphierend über den Kopf hob. Seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem hämischen Grinsen, als überall im Dorf Türen aufgingen und Menschen mit Fackeln und allerlei behelfsmäßigen Waffen auf die Straßen traten.
    Hastig wich Sten einige Schritte zurück und sah sich um. Aus fast jedem Haus waren die Bewohner auf die nächtliche Straße hinausgetreten, und der Marktplatz wurde von Dutzenden von Lichtern erhellt. Um den Priester bildete sich rasch eine Traube von Menschen, die ihm folgte, als er auf den Troll und den Menschen zuschritt.
    »Kinder von Orvol! Dort steht das Ungetüm, das Monstrum, das Nachtwesen! Wir werden den gerechten Zorn des Lichtes über es bringen!«, schrie der Mann mit sich überschlagender Stimme. Hinter ihm sah Sten die Masridin, die mit gezogener Waffe humpelnd näher kam. Vorsichtig schob Sten das Schwert in die Scheide, hob die Hände und rief: »Dieses Wesen wird euch nichts tun, wenn ihr es gehen lasst!«
    »Nein!«, ereiferte sich der Priester. »Es ist eine Ausgeburt der Finsternis und allem Guten abhold! Es muss vernichtet werden, zur größeren

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