Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
müssen, bevor ihre Dienerin sie entdeckte, aber erst einmal lag sie nun unter ihrer Decke und versuchte, ihre eiskalten Füße zu wärmen. Während ihres Ausfluges hatte sie vor Aufregung kaum bemerkt, wie sehr sie in ihrem dünnen Nachtgewand gefroren hatte.
    Während die Kälte allmählich ihren Körper verließ, dachte sie daran, dass sie bald nicht nur in den Innenhof gelangen musste, sondern auch in die Stadt, vorbei an den festen Mauern und den Wachen, um ihren Verbündeten die Warnung zukommen zu lassen, dass dem Frieden mit Zorpad Dîmminu nur noch eine kurze Dauer beschert war. Und um zu hören, wer S ten zuletzt lebend gesehen hat, dachte sie und spürte wieder die schmerzhafte Kälte in ihrem Herzen, die weder Decke noch Kohlenpfanne vertreiben konnte.
    Sie würde herausfinden, warum Sten hergekommen war, sich direkt unter Zorpads Augen gewagt hatte, und was ihm schließlich zum Verhängnis geworden war.
    Dafür wirst du bezahlen, Zorpad. Für jeden Menschen, der deinetwegen den Tod fand, wirst du bestraft werden, und zwar von jenen, denen du alles genommen hast!

 
19
    Auf der Suche nach einem sicheren Lagerplatz für die Nacht versperrte sich Sten jedem Versuch Druans, ein Gespräch zu beginnen. Pard hatte den Bericht über das Vorgefallene mit einem hämischen Grinsen quittiert und mehr als einmal ein »Das habe ich doch gleich gesagt« eingeworfen. Aber man musste dem großen Troll zugute halten, dass er nach ein wenig Spott die ganze Angelegenheit ruhen ließ und sich nur noch um Druans Wunde kümmerte.
    Bei genauerer Betrachtung des tiefen Loches, das der Dorn des Reiterhammers in Druans Schulter geschlagen hatte, fiel Sten erneut auf, wie widerstandsfähig die Trolle waren. Eine solche Verletzung hätte einen Menschen sicherlich kampfunfähig gemacht und wäre allein durch den Blutverlust extrem gefährlich gewesen. Doch bei dem Troll war die Blutung ganz von allein versiegt, und Pard tat kaum mehr für Druan, als eine übel riechende Paste auf die Wunde aufzutragen. Vielleicht lag es an der dicken Haut der Trolle, deren Zähigkeit Sten ja schon bei seinem kleinen Schlagabtausch mit Pard kennen gelernt hatte.
    Der Wlachake hätte gern Fragen über die natürliche Rüstung der Trolle gestellt, aber seine schlechte Laune hinderte ihn daran. Zurzeit wollte er mit den Ungeheuern so wenig wie möglich zu tun haben. Noch immer ging ihm der Gedanke durch den Kopf, dass er seine Zusammenarbeit mit den Trollen vielleicht beenden sollte, und dafür gab es eigentlich nur eine Möglichkeit. Denn die gewaltigen und gewalttätigen Wesen allein durch sein Land ziehen zu lassen war ein Wagnis für die Menschen, das Sten keinesfalls eingehen wollte. Obwohl die Vorstellung von marodierenden Trollen in Zorpads Feste sicherlich verlockend war, musste der junge Mensch doch vorrangig an die Bauern und Städter denken, denen die Trolle unweigerlich zuerst begegnen würden.
    Dieses Aufeinandertreffen war die letzten Male schon beinahe katastrophal verlaufen, und wenn niemand den Trollen Einhalt gebot, würde es noch mehr Tote und Verletzte geben. Also blieb nur ein Weg: ein schneller und unerwarteter Angriff bei Tag. Aber glücklich war der Krieger mit dieser Lösung nicht, denn er wollte keinesfalls zu einem feigen Mörder werden. Und den wehrlosen Trollen bei Tag die Kehlen durchzuschneiden wäre wenig mehr als das.
    In seinem bisherigen Leben hatte er gegen Masriden und Szarken gekämpft, die seinen Tod ebenso sehr wollten wie er den ihren. Natürlich hatte er, wenn möglich, Überraschung und Hinterhalt ausgenutzt, denn zumeist waren er und seine Kampfgefährten in der Unterzahl gewesen. Aber wenigstens hatten seine Feinde ihm niemals vertraut oder hatten sich gar unter seinen Schutz begeben, wie die Trolle es nun bei Tag taten.
    Mit diesen düsteren Überlegungen folgte er den Trollen durch den nächtlichen Wald. Ein leichter Nebel kam in den frühen Morgenstunden auf, und irgendwo in der Ferne heulte ein Wolf. Zumindest hoffte Sten, dass es ein Wolf war. Als kurz vor Sonnenaufgang deutlich wurde, dass sie keinen geschützten Schlafplatz für die Trolle finden würden, lagerten sie schließlich einfach in einer kleinen Senke, die wenigstens etwas Sichtschutz bot. Die Trolle machten sich verständlicherweise Sorgen wegen der Menschen, aber der Wlachake glaubte nicht, dass die einfachen Dorfbewohner einen Suchtrupp aussenden würden. Und bis Krieger aus dem Süden benachrichtigt und in die Gegend von Orvol

Weitere Kostenlose Bücher