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Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Titel: Die Trüffelgöttinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lexa Holland
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Hand nahm.
    „ Mit fünfzig Meerschweinchen werden Sie jede Menge Arbeit haben, Sir. Die fressen Ihnen die Haare vom Kopf, wenn Sie nicht aufpassen!“
    Er verstummte peinlich berührt, als der Mann mit sarkastischem Grinsen den Hut lüftete und eine spiegelnde Glatze zum Vorschein kam.
    „ Na ja, war nicht so gemeint. Ich hoffe, Sie haben viel Spaß mit den Tierchen!“
    „ Sind nicht für mich. Ein Geschenk für einen ganz besonderen Freund.“
    Er grinste, setzte seinen Hut wieder auf und ging dann neben dem kartonbeladenen irritierten Ladenbesitzer vor die Tür, wo sein alter Ford bereits mit aufgeklappter Heckklappe auf die seltsame Fracht wartete.
    Die Verkäuferin stand wie zur Salzsäule erstarrt hinter der Ladentheke. Als der Mann den Hut abgenommen hatte, hatte sie plötzlich gewusst, woher sie ihn kannte. Das war doch der Typ, der neulich in einer Talkshow erzählt hatte, dass er es mit Meerschweinchen trieb!
    Sie konnte es kaum erwarten, ihrem Chef von dieser Entdeckung zu erzählen und trat ungeduldig von einem Bein aufs andere, bis der Ford endlich abgefahren und ihr Chef mit einem erleichterten Seufzer zurück im Laden war.
    Die ganze Sache hatte nichts Gutes zu bedeuten, das ahnte sie mit ihrem durch die Lektüre unzähliger Jerry-Cotton-Romane geschulten kriminalistischen Spürsinn.
    Sie hatte verdammt recht, wie sich noch am selben Tag zeigen sollte.

Kapitel 8
    Happy Birthday!
     
    Der Taxifahrer hatte Melanie gefragt, ob sie für einen Kindergeburtstag eingekauft habe, und irgendwie fand sie, dass er damit genau den Punkt getroffen hatte. Melanie hatte Geburtstag. Sie war gerade fünf geworden. Und jetzt lagen all die köstlichen Dinge auf ihrem Gabentisch, die alle anderen Kinder im Kindergarten in sich hineingestopft hatten, während sie lustlos an einer Karotte lutschte, an einem Apfel nagte oder wie eine Maus an dem trockenen Müsliriegel knabberte, den ihre an Babyspeckallergie leidende Mutter ihr täglich in das niedliche rosa Täschchen packte. Das Täschchen hatte als ständige Mahnung an Melanie, wie sie einmal aussehen würde, wenn sie die strengen Ernährungsvorschriften ihrer Mutter durchbrach, die Form eines prallen Schweinchens, und die anderen Kinder riefen sie deshalb nur noch Miss Piggy.
    Gott sei Dank hatte es auch immer wieder nette Kinder gegeben, die ihr etwas abgaben von ihrem Süßigkeitensegen, aber das hatte Melanies Gefühl, dass ihr etwas Wichtiges vorenthalten wurde, etwas, das außer ihr alle Kinder hatten, nur noch verstärkt.
    Hilfe! Kinder brauchen Gummibärchen! hatte sie kurz nach ihrem siebten Geburtstag aus Frust über den süßigkeitslosen Gabentisch mit einem Lippenstift ihrer Mutter in ungelenken Buchstaben auf ein sorgfältig zerschnittenes Bettlaken geschmiert und es aus dem Fenster gehängt wie eine SOS-Fahne.
    Eine Nachbarin hatte noch am selben Tag eine riesige Tüte Gummibärchen und eine Packung Schokoladenkekse mit Orangenfüllung vorbeigebracht. Da Melanie aber dummerweise den teuersten Lippenstift und eines der Laken erwischt hatte, die ihre Mutter nach der Originalbettwäsche Marlene Dietrichs hatte anfertigen lassen, verschwanden die milden Gaben, kaum dass die Nachbarin wieder verschwunden war, in dem Gott sei Dank kurz zuvor ausgewaschenen Mülleimer. So konnte Melanie Gummibärchen und Kekse hinter dem Rücken ihrer Mutter wieder herausfischen und durch kluge Rationierung volle vier Wochen lang jeden Abend nach dem Zähneputzen mit einer Mischung aus Schuldgefühlen und einem unvergleichlich süßen Gefühl des Gerächtseins von diesem kostbaren Schatz zehren.
    Nachdem sie sich ausgiebig an dem Anblick der vor ihr auf dem Tisch ausgebreiteten Süßigkeiten und Delikatessen gelabt hatte, hatte Melanie ihre Einkäufe sorgfältig in den zahlreichen Schränken verstaut, aber nicht mehr wie früher in den Fächern, die nur unter riskanten Zehenspitzentänzen zu erreichen waren, sondern dort, wo sie sich jederzeit ohne kalorienzehrende Anstrengung bedienen konnte.
    Bis vor Kurzem hatte sie noch nicht einmal gewagt, in ihrer Wohnung eine Tafel Schokolade zu deponieren, weil darauf stets unvermeidlich das Spiel „ Nur ein einziges Stückchen! “ folgte. Ein Spiel, das ebenso unvermeidlich darin gipfelte, dass tatsächlich nur ein einziges Stückchen genascht wurde – allerdings so lange, bis alle 32 Stückchen unwiderruflich verzehrt waren. Das Spiel lief immer in derselben exakt voraussagbaren Reihenfolge ab: Erstes Stückchen: Nur dieses eine

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