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Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Titel: Die Trüffelgöttinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lexa Holland
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ähnlichen die Genussfreude gründlich verleidenden Geschmacksnervenquälern zu füllen. Damit war jetzt Schluss! Ab jetzt war HighC angesagt.
    Sie würde sich auf die Süßwarenabteilung stürzen und all die unerfüllten Sehnsüchte und Wünsche der fünfjährigen Melanie in den Einkaufswagen laden: bunt geringelte Zuckerstangen, luftige Marshmallows, Schaumküsse, Gummibärchen, zart zwischen den Fingern schmelzende Schokolade, Vanillekekse, bunt gesprenkelte Ameisenhügel und köstliche Kirsch- und Colalutscher.
    Und danach würde sie auf der Suche nach dem saftigsten Schinken, Knoblauchsalami, doppelrahmstufigem Roquefort und vor Cremigkeit fast dahinschmelzendem Gorgonzola die Wurst- und Käseabteilung plündern und ihren Kaufrausch erst beenden, wenn dieses Monstergefährt bis zum Rand gefüllt war.
    Sie ertappte sich dabei, wie sie vermutlich genauso selig grinste wie das dünne junge Mädchen neben ihr. Überhaupt fiel ihr auf, dass alle um sie herum nach den HighC -Produkten greifenden Frauen ganz einfach glücklich und zufrieden aussahen.
    „ Ist es nicht wunderbar, dass wir endlich nach Herzenslust genießen können, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben?“
    Die üppige Blondine strahlte Melanie an, während sie ein riesiges Glas in Öl eingelegter Delikatesssardinen in ihren Wagen legte.
    „ Und das haben wir alles nur diesem wunderbaren George Glamour zu verdanken! Er hat uns aus der Versklavung durch dieses bescheuerte Schlankheitsideal befreit. Was für eine Erlösung! Noch vor zwei Wochen hätte ich so etwas“ sie deutete auf das Glas mit den Sardinen, „noch nicht einmal mit Handschuhen anzufassen gewagt!“
    Sie seufzte, als habe man ihr eine Last von der Größe des Mount Everest von den Schultern genommen, zwinkerte Melanie kurz zu und schob den randvollen Wagen in Richtung Kasse.
    Einige der herumstehenden Frauen nickten zustimmend.
    „ Glamour hat uns gezeigt, wie sehr wir uns selbst verleugnet haben, nur weil wir wollten, dass diese dummen, auf Magersüchtige fixierten Trottel“, das letzte Wort spuckte sie fast auf die Packung Donuts, die sich ihre Nachbarin gerade in den Wagen legte, und machte eine unmissverständliche Geste mit ihrem rechten Mittelfinger, „uns gut finden sollen. Jetzt dürfen wir endlich nach Herzenslust zunehmen. Ich sag’s euch: Ich werde mich nie mehr irgendeinem Schönheitswahn unterwerfen!“
    Irgendwie hatte Melanie das unbestimmte Gefühl, dass an dem letzten Satz irgendetwas nicht stimmte, aber sie konnte beim besten Willen nicht sagen, was es war.
    Sie beschloss, dass es vermutlich nicht weiter wichtig war, schob den Einkaufswagen in Richtung Süßigkeitenregal und begann damit, sich all die Leckereien, die jahrzehntelang als Fata Morganen vor ihrem kaloriengeschulten Auge vorbeigezogen waren, in den Einkaufswagen zu laden, bis noch nicht einmal mehr ein Schokoriegel darin Platz gefunden hätte.
     
    * * *
     
    Zum selben Zeitpunkt steuerte ein Mann im Trenchcoat und mit einem Hut wie Humphrey Bogart einen kleinen Zooladen in der 81. Straße an. Vor der Ladentür schnippte er mit einer lässigen Geste die bis zum Filter heruntergerauchte Zigarette in den Rinnstein, sah nervös nach links und rechts, zog den Hut tiefer ins Gesicht und betrat dann rasch die Zoohandlung.
    Die missmutig dreinblickende junge Verkäuferin hinter der Theke klappte sichtlich genervt durch die unerwünschte Störung ein Jerry-Cotton-Romanheftchen zu und sah ihn vorwurfsvoll an, als sei er nicht König Kunde, sondern als habe er sie bei einer überaus wichtigen Tätigkeit gestört und täte besser daran, schnellstmöglich wieder zu verschwinden.
    „ Ja, was gibt’s?“
    Sie schob ihren Kaugummi gemächlich von einer Backe in die andere und sah den Mann mit der gelangweiltesten Miene, die sie zustande brachte, an. Vielleicht würde er ja wieder verschwinden, wenn sie nur unfreundlich genug war. Ihr Chef war ausnahmsweise schon nach Hause gegangen und sie sah nicht ein, dass sie sich dieses unverhoffte Angestelltenglück von irgendeinem Langweiler, der vermutlich nur eine halbe Tüte Wellensittichfutter kaufen wollte, vermiesen lassen sollte.
    Der Mann ließ sich davon nicht irritieren. „Haben Sie Meerschweinchen?“
    „ Sehen Sie welche?“ Sie kehrte provokativ ihre Kitteltaschen nach außen und schüttelte sie, als könnte sich irgendwo in einer Falte doch noch ein Meerschweinchen versteckt haben.
    „ Hör mal zu, Mädchen, entweder du reißt dich zusammen und bedienst mich,

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