Die Trüffelgöttinnen (German Edition)
Einschätzung der Lage dazu brachte, eine Petition zur drastischen Reduzierung des Kleidergeldes für Obdachlose einzureichen.
Die Wunde der Verlassenen brannte seither in May wie ein kleines Höllenfeuer, und ihr Unbewusstes trieb sie erbarmungslos immer wieder in die Suche nach dem Mann, der haargenau wie ihr Vater wäre, bis auf einen entscheidenden Unterschied: Er würde sie nicht verlassen, sondern für immer bei ihr bleiben.
Die Männer, in die May sich jeweils verliebt zu haben glaubte, ähnelten ihm meist auch äußerlich stark, aber George Glamour war ihm sogar wie aus dem Gesicht geschnitten, und so war sie mit fliegenden Fahnen in eine Falle getappt, deren Konsequenzen noch nicht absehbar waren. Die kleine May hatte endlich ihren Daddy gefunden, der sie auf Händen tragen und nie mehr verlassen würde, das stand für den Teil von Mays Unbewusstem, der die Erinnerung an ihren Vater hütete wie einen Schatz, ebenso fest wie die Kanonenschüsse am Unabhängigkeitstag.
„ Frauen wollen belogen werden. Sie wollen, dass du ihnen sagst, dass sie die Schönsten, die Klügsten und die besten Köchinnen sind, obwohl du dir gerade die letzten Reste ihres verkohlten Sonntagsbratens aus den Zähnen pulst, ihre neue Frisur aussieht wie frisch betoniert und sie das Wörtchen Analphabet mit einer sexuellen Praktik verwechseln.“
Barry war unbemerkt hereingekommen und hockte grinsend und knallbunt wie ein Papagei auf der Ecke des Talktisches am anderen Ende des Raumes.
„ Du bist ein Scheusal! Wir wollen nicht belogen werden, wir wollen nur, dass ihr uns endlich nicht nur als Lustobjekte betrachtet. Und Glamour tut genau das, er ehrt das Weibliche, und es wäre besser, wenn du das auch tätest, anstatt dir ständig unreife Bananen in die Hose zu stecken, um Frauen mit etwas zu beeindrucken, das gar nicht vorhanden ist.“
May senkte kampflustig den Kopf und Barry zog blitzschnell ein knallgelbes Taschentuch hervor und wedelte damit herum wie ein Stierkämpfer. „Olé – auf in den Kampf!“
„ Na, ich möchte ja nicht dabei sein, wenn die Mädels nachher mit der traurigen Realität konfrontiert werden.“
Gladys grinste so breit, dass man mühelos einen XXL-Butterkeks zwischen die Zähne hätte schieben können.
„ Hast du eine Ahnung, Gladys! Ich musste mir extra eine Geheimnummer geben lassen, weil mich die Frauen noch wochenlang am Telefon angefleht haben, nachdem sie erstmal meine echte Chiquita gesehen hatten.“
„ Na ja, wenn du das sagst, Schatz!“ Gladys bückte sich nach ihrem Eimer.
„ Dann mach’ ich mal hier weiter. Und wegen deinem Glamour sag’ ich dir nur eins, Schatz!“, sagte sie zu May gewandt, „Für jeden Hund gibt’s ne Zecke!“
Mit diesen kryptischen Worten und dem Scheuerlappen in der Hand krabbelte sie auf allen Vieren unter den an die Wand geschobenen Tisch, weil sie in der hintersten Ecke einen ihrer Todfeinde, ein festgetretenes Kaugummi, entdeckt hatte.
Die drei grinsten sich an, und Barry konnte es sich nicht verkneifen, mit den Worten „ Mann, was für ein Arsch! “ Gladys einen herzhaften Schlag auf den emporgereckten gewaltigen Hintern zu verpassen.
Unglücklicherweise trat genau in dem Moment, als Gladys ohne sich umzudrehen mit dem nassen Scheuerlappen zum Gegenschlag ausholte, Harry auf den Plan und geriet so unglücklich ins Schussfeld, dass er anstelle von Barry den Lappen abbekam.
Als Gladys ihren Irrtum bemerkte, meinte sie nur lakonisch: „Du hast’s bestimmt auch verdient, Schatz! Ist doch mit allen Männern gleich: Steck sie in einen Sack und hau drauf – und du triffst immer den Richtigen.“
Harry lächelte nur leicht säuerlich und betrachtete angewidert den nassen Fleck, der sich auf seinem schwarzen Seidenhemd ausbreitete.
„ Und alles nur wegen einem Weiberhintern. So ist das nämlich!“
Gladys setzte eine Miene auf, die Glamour vermutlich sofort begeistert unter der Bezeichnung Miene Orakel von Delphi für seinen Auftritt in der Talkshow am Freitag kopiert hätte, wo er glaubwürdig vermitteln wollte, dass er ein Geheimnis von kosmischer Bedeutung offenbarte.
„ Ich hab’s euch neulich schon gesagt: Männer mögen Ärsche! Richtig runde, pralle Hintern, die man mit beiden Händen packen kann, nicht diese mageren Hühnerkeulen, an denen man sich blaue Flecken holt. Stimmt’s, Schätzchen?“, fragte sie zu Harry gewandt.
„ Äh, ja, obwohl,“, Harry stotterte wie ein Schuljunge, „ich weiß nicht ...“
„ Ach komm, ich
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