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Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Titel: Die Trüffelgöttinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lexa Holland
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Warenbeschaffung. Die üblichen Pessimisten warnten deshalb vor einer neuen Lebensmittelknappheit und zu erwartenden Straßenschlachten um die kalorienhaltigsten Nahrungsmittel.
    Die eigentlich erfreuliche Tatsache der drastischen Steigerung von Schwangerschaften war nicht auf größere Kinderfreundlichkeit zurückzuführen, sondern darauf, dass die Frauen schwanger wurden, um ihre Figur durch die rasche Gewichtszunahme und die damit einhergehende Hautüberdehnung nach Glamours Schönheitsideal zu gestalten - etwas, das sie vor Kurzem im Rahmen ihres Schlankheitswahns noch ruinieren genannt hatten.
    Soziale Einrichtungen hatten sich bereit erklärt, vermehrt Babyklappen einzurichten, um für die zu erwartende Flut von ausgesetzten Babys eine wärmende Alternative bereitzuhaben.
    Ganz clevere Frauen stellten sich als Leihmütter zur Verfügung, trugen die Kinder anderer Frauen aus, ruinierten damit wunschgemäß ihre Figur, bekamen dafür auch noch astronomische Summen auf die frühzeitig gealterte Hand geblättert und gaben das Kind nach der Geburt erleichterten Herzens in die weit geöffneten Arme der Eispenderinnen.
    Eine hochschwangere Frau reagierte auf den Glückwunsch eines Reporters mit Belustigung: »Aber Darling - wer kriegt denn heute noch Kinder wegen der Kinder?! Ich hasse Kinder! Ich will einfach gut aussehen. Ich bin nur Leihmutter!«
    Kinder wurden bis zum Erbrechen mit Junk Food vollgestopft, um schon früh die Samen für ausladende Rundungen zu legen, wie die Mütter stolz in die Kamera posaunten, während sie ihre übergewichtigen Sprösslinge über die Laufstege der überall aus dem Boden sprießenden Wettbewerbe für XXL-Nachwuchsmodels stampfen ließen. Die Warnungen der Ärzte vor Diabetes und anderen ernährungsbedingten Stoffwechselerkrankungen ignorierten sie ebenso wie den zunehmenden Widerwillen ihrer Kinder gegen das, was diese dereinst so gerne gegessen hatten, weil es verboten gewesen war: Hamburger, Pommes frites, Schokolade, Eis.
    Jetzt mussten sie sich heimlich in dunklen Ecken treffen, um dort verbotenerweise die früher bei den Müttern so beliebten Folterinstrumente wie Dinkelplätzchen, Sojaburger, Getreidemüsliriegel und zuckerfreie Süßigkeiten zu verzehren, die wie früher Hamburger und Cola umso reizvoller wurden, je verbotener sie waren.
    Schlanke Frauen, die zuvor auf den Laufstegen und auch im normalen Leben vergöttert worden waren, erfuhren jetzt selbst das Leid, das bis dahin ihre beleibteren Geschlechtsgenossinnen durchgemacht hatten: Sie wurden auf der Straße, in der U-Bahn, in Kaufhäusern verachtungsvoll angestarrt, verspottet, beleidigt und geschnitten.
    Aber alle mahnenden Stimmen gingen letztlich in der Euphorie der Mehrzahl der Jahrzehnte lang geknechteten Frauen genau so chancenlos unter wie einstmals die als unsinkbar geltende Titanic in den Fluten des Ozeans.
     
    Das Interview mit der Kinder hassenden Leihmutter regte Harry zu einer neuen Idee an.
    »Wir stellen in den Sendungen Frauen vor, die sich als Leihmütter zur Verfügung stellen wollen, und lassen sie über ihre Hobbys, Lebensumstände und Essgewohnheiten berichten und natürlich«, er leckte sich über die Lippen, als habe man ihm gerade ein saftiges Schnitzel vor die Nase gehalten, »über ihre sexuellen Vorlieben, die hoffentlich ziemlich dreckig sind, damit die Leute da draußen auch möglichst lange sozusagen bei der Stange bleiben!«
    Die letzten Worte endeten in wieherndem Gelächter, das man vermutlich noch im nächsten Stockwerk hören konnte.
    »Und zum Beweis ihrer Intelligenz können sie meinetwegen das Kleine Einmaleins aufsagen! Und Frauen, die eine Leihmutter suchen, können dann über eine Hotline noch während der Sendung mit diesen Irren in Kontakt treten. Super Idee, oder?«
    Leihmütter waren für Harry ganz einfach arme Irre. Er war selbst von einer Leihmutter ausgetragen worden und grollte deswegen seiner leiblichen Mutter noch heute, obwohl sie schon seit über zwanzig Jahren selig auf dem Gottesacker einer kleinen verschlafenen Gemeinde im Mittleren Westen ruhte, dass sie ihm wegen eines simplen Bleistifts verweigert hatte, in ihrem Bauch heranzuwachsen und ein im warmen mütterlichen Ozean selig schaukelndes glückliches Kind zu werden. Den Bleistift hatte sie sich vor der Entscheidung über eine Schwangerschaft unter den Busen gehalten, und als er von dem darüber hängenden Fleisch ganz kurz festgehalten worden war, anstatt wie es sich gehörte sofort zu Boden zu fallen,

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