Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Titel: Die Trüffelgöttinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lexa Holland
Vom Netzwerk:
sie also den unter Frauen für ihr seelisches Gleichgewicht ab einem bestimmten Alter so beliebten Bleistifttest gerade noch so bestanden hatte, stand für sie unumstößlich fest: Kind ja - Schwangerschaft nein! Leihmutter!
    Harry war dann also von einer Frau ausgetragen worden, deren größtes Glück während der Schwangerschaft leider nicht im Verzehr von Biogemüse und der obligatorischen sauren Gurken oder Heringe, sondern leider Shakermen‘s Friend Pfefferminzpastillen bestand, und zwar gleich döschenweise, und die ihr nach dem dritten Döschen regelmäßig ein grünliches Schimmern im Gesicht und ihm eine höchst unangenehme Kühle auf der Haut bescherte. Das hatte Harry schließlich eine lebenslange Allergie gegen Pfefferminzpastillen eingebracht und ihn schon im Leihmutterleib an eine kalte, böse, hässliche Welt glauben lassen, in die er unter keinen Umständen entlassen werden wollte. Insofern hatte er sich auch derart intensiv gegen die Geburt gesträubt, dass seine Leihmutter nach drei Tagen ununterbrochener Wehen die Entscheidung traf, nie mehr einen solchen Knochenjob zu übernehmen.
    So hatte Harry Shinder wenigstens ein Mal im Leben, und das bereits vor seiner Geburt, eine gute Tat getan, auch wenn er davon natürlich längst nichts mehr wusste.
    Der Grund seiner leiblichen Mutter für die Suche nach einer Leihmutter war im Grunde also derselbe gewesen, der die Frauen jetzt dazu bewog, sich als solche zur Verfügung zu stellen: es ging um die Figur. Seine Mutter hatte sich ihre Wespentaille und auch die mit über vierzig bislang noch den Bleistifttest bestehenden Brüste nicht ruinieren wollen, die Frauen heute wollten das Gegenteil erreichen - alles im Dienste der sogenannten Schönheit .
    Melanie und May fanden die Idee des Leihmüttercastings nicht sonderlich gelungen, aber wie sich zeigen sollte, hatte Harry mal wieder den richtigen Riecher, und während die potenziellen Leihmütter in den Folgesendungen über Dinge berichteten, die man besser nicht gehört hätte, stiegen die Quoten erneut in astronomische Höhen.
    »Möchte jemand einen Kaffee und einen Donut?«
    Melanie stand auf und steuerte in Richtung Kaffeeküche.
    »Ja, aber nur, wenn er nicht aus Melodys Kampfmaschine kommt!« rief Harry hinterher und wandte sich May zu, um weiter über den Sendeplan für die Tage seines Aufenthalts auf dem Weingut in Frankreich zu sprechen, da er schon am folgenden Tag fliegen würde.
    Als Melanie den Raum betrat, in dem neben den Kaffeemaschinen auch das Redaktionsfax stand, entdeckte sie eine Meldung, die das Gerät wohl irgendwann im Laufe des Tages ausgespuckt hatte. Der Faxcheck war zwar Melodys Job, aber leider war die meist so vertieft in die Zubereitung ihres berüchtigten Kaffees, dass ihre Aufmerksamkeit dafür in der Regel nicht mehr ausreichte und so hin und wieder die eine oder andere interessante Eilmeldung letztlich längst Schnee von gestern war, wenn man sie irgendwann zufällig im Faxgerät schlummernd vorfand.
    Während Melanie mit der einen Hand Kaffee in die zwei bereitstehenden Tassen goss, griff sie mit der anderen nicht sonderlich interessiert nach der vermutlich längst überholten Meldung irgendeiner wichtigtuerischen Nachrichtenagentur.
    Aber was Melanie dann las, brachte sie so aus der Fassung, dass sie nicht bemerkte, dass sie auch noch einschenkte, als die Tasse längst voll war, überlief und der Kaffee sich, wie ein bedrohlicher dunkler See auf dem frisch gewischten Boden auszubreiten begann.
     
    * * *
     
    Als Melanie ohne Kaffee aber dafür wutflammend und mit einem Blatt Papier wedelnd zurück an den Redaktionstisch kam, blickten May und Harry irritiert auf.
    »He, Melanie, hast du abgenommen, oder warum bist du so wütend? Ich wusste gar nicht, dass wir im Technikraum auch eine Waage stehen haben!«
    May lachte, das Lachen blieb ihr aber im Hals stecken, als Melanie ihr das Fax in die Hand drückte, und sie die wenigen Zeilen schnell überflogen hatte.
    »Du sollst WAS?«
    Sie runzelte ungläubig die Stirn, reichte das Fax an Harry weiter, und der polterte sofort los, als er kapierte, worum es da ging.
    »Du sollst sofort nach Deutschland zurückfliegen?«
    Er schüttelte ungläubig den Kopf und warf das Fax wie einen Papierflieger quer über den Tisch.
    »Die haben sie wohl nicht mehr alle!«
    Melanie sah aus, als finge sie gleich zu weinen an.
    »Ich soll eine Kollegin vertreten, und ich soll schon am Wochenende fliegen! Ich soll in der Moderedaktion

Weitere Kostenlose Bücher