Die Trüffelgöttinnen (German Edition)
aus, das ihr merkwürdig bekannt vorkam.
„ Hallo, Melanie! Schön, dass Sie da sind! Da haben Sie ja gleich einen Eindruck von dem Chaos bekommen, das hier manchmal herrscht! Aber ich schwöre Ihnen, ich werde persönlich dafür sorgen, dass Sie sich hier kein Bein brechen, nur weil irgendwelche Faulpelze“, Barry traf ein vernichtender Blick, „mal wieder ihre Sexprothesen auf dem Flur verloren haben!“
May und Melody unterdrückten mit Mühe ein Grinsen, während Barry betont gemächlich davonschlenderte und mit bedauerndem Gesichtsausdruck die zerquetschte Banane vom Boden aufhob.
„ Schade, nicht mehr zu gebrauchen. Dabei war es eine echte Chiquita!“
Harry nahm ein gefülltes Glas von dem Tablett, prostete ihr zu und grinste wieder dieses diabolische Grinsen, das einen Panoramablick auf ein Meisterwerk amerikanischer Dentistenkunst freigab. Als er dazu auch noch ein abgehackt keckerndes Lachen ertönen ließ, wusste Melanie plötzlich, woher sie diese Gesichtsmuskelentgleisung kannte: von Dallas-Ekel J.R. Ewing! Sie fragte sich, ob Harry Shinder auch die zum Grinsen passenden fiesen Charaktereigenschaften hatte, aber das herauszufinden würde sie vermutlich noch reichlich Gelegenheit bekommen.
„ Melody bringt Ihnen ihren hervorragenden Kaffee, wenn Sie mögen,“ er schenkte der sanft errötenden Melody sein diabolisches Grinsen, während May Melanie gleichzeitig durch verstohlenes Kopfschütteln von diesem Vorschlag dringend abzuraten schien, „und May wird Ihnen dann im Schnelldurchlauf das Studio zeigen und Ihnen die wichtigsten Änderungen erklären. Ich muss leider gleich wieder los.“
Im Davoneilen winkte er ihnen ohne sich umzudrehen noch einmal kurz zu und ließ beim Hinausgehen die Tür mit einem lauten Knall hinter sich ins Schloss fallen.
Es gab also Änderungen. Melanie hoffte, dass sie nicht allzu gravierend waren, denn sie hatte sich sehr intensiv vorbereitet und war grundsätzlich kein Freund überraschender Planänderungen, auch wenn die in ihrem Job nicht nur unvermeidbar, sondern sogar geradezu eine Notwendigkeit waren.
„ Melody ist wirklich absolut reizend, aber ihr Kaffee leider auch. Am besten, du bedienst dich einfach an meiner Kaffeemaschine, wenn dir nach einem verträglichen Aufputschmittel ist, Melanie“, meinte May, als Melody eifrig an ihren Schreibtisch zurückeilte, um Melanie eine Tasse Kaffee einzuschenken. „Komm, ich zeige dir deinen Arbeitsplatz! Genauer: unseren. Hier“, sie führte Melanie in ein komplett verglastes, fensterloses kleines Büro, in dem zwei mit der Breitseite aneinandergerückte Schreibtische, drei raumhohe Aktenschränke und eine vermutlich wegen des Tageslichtmangels bedauernswert vor sich hinkümmernde Palme standen, „der linke ist deiner! Jetzt lass’ dich erst mal ganz in Ruhe hier nieder, und wenn ich wieder komme, bereden wir alles Wesentliche, okay?“
May warf ihr einen aufmunternden Blick zu und verschwand durch die Glastür, um Melody begreiflich zu machen, dass ihr Kaffee momentan nicht benötigt wurde.
Melanie ließ sich, noch etwas überwältigt von dem herzlichen Empfang, mit einem erleichterten Seufzer auf den Schreibtischstuhl sinken. Das war also ihr Arbeitsplatz für die nächsten sechs Monate. Ihre neuen Kollegen schienen wirklich nett zu sein. Wie das mit dem Boss war, würde sich noch zeigen, aber bisher war Melanie noch mit jedem schwierigen Chef ausgekommen.
Sie öffnete das rechte Schreibtischfach und stellte ihr Labtop und ihr Prada-Täschchen hinein.
„ So, Melanie, jetzt habe ich erstmal zwei Neuigkeiten für dich. Erstens“, May ließ sich gegenüber auf der Schreibtischkante nieder, „werden wir nach wie vor gemeinsam moderieren, worauf ich mich wirklich sehr freue! Aber wir werden nicht Home&Garden moderieren, sondern“, sie machte eine kurze Pause, als wolle sie die Spannung erhöhen, „wir beide werden ein brandneues Format von Good-Morning-YOU! umsetzen: eine Beauty-and-Lifestyle-Sendung, die ganz dem jüngsten Trend angepasst ist.“.
Melanie war zwar neugierig, wie dieser neue Trend aussah, aber da sie bei May nicht gleich den Eindruck von Voreiligkeit hinterlassen wollte, wartete sie ab und versuchte lediglich, interessiert auszusehen.
„ Und im Zusammenhang damit steht die zweite Neuigkeit, nämlich“, wieder eine kleine Pause, die allerdings eher entstanden zu sein schien, weil May das, was sie jetzt zu sagen hatte, etwas peinlich war, „dass dich einer unserer Fahrer jetzt gleich
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