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Die Trugburg

Die Trugburg

Titel: Die Trugburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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aus. Cobor sprang auf und hatte sein Schwert schon zum Stoß bereit, als Ilfa die Gestalt wiedererkannte.
    Sie fiel Cobor gerade noch rechtzeitig in den Arm und flüsterte erregt:
    »Nicht! Das ist Mermer! Siehst du die Maske nicht?«
    Und er stand so vor ihr wie jene Statue in der Schloßruine im Maskenwald, der sie die Maske vom Gesicht genommen hatte. Es war gerade so, als habe das steinerne Standbild Leben eingehaucht bekommen und sei ihnen unbemerkt gefolgt.
    Ilfa verstand überhaupt nichts mehr. Doch dies war Mermer te Ruuta, so wie er zu ALLUMEDDON ins Feld gezogen war, und bevor er im Kampf für das Licht fiel. Er trug die Maske.
    »Das muß ein Spuk sein!« entfuhr es Gorbel.
    Die Mermer-Gestalt schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich bin wirklich, und ich werde euch in die Burg führen, Freunde. Jetzt kenne ich einen geheimen Weg.«
    »Aber«, suchte Ilfa nach Worten, »aber du… die Maske wurde gestohlen!« Die klagenden Laute von der Burg wurden immer eindringlicher. Ilfa glaubte, daß ihr das Blut zu Eis gefrieren müßte, auch ohne einen Mangoreiter, der vor ihr seinen Umhang öffnete. Die Geister von Toten oder Untoten schienen aus den Mauern zu dringen und Jagd auf die Lebenden zu machen – und hier stand sie und ließ sich die Zeit rauben.
    »Sie wurde nicht gestohlen«, verkündete Mermer. »Ich spürte die Nähe eines leidenden Wesens, dem ein schrecklicher Fluch anlastete. Sein Körper wurde in ein monströses Etwas verwandelt, weil er es gewagt hatte, sich der Eroice zu widersetzen. So schickte sie ihn in den Wald, auf daß er als Büßer auf immer dort umherstreifen sollte, ohne jemals seinen Frieden zu finden.«
    Cobor knurrte etwas. Ihm war anzusehen, daß er dem Jüngling lieber eins über den Schädel geben würde, als sich auch nur noch für einen Herzschlag lang aufhalten zu lassen. Die Stöhnlaute schienen schon von allen Seiten zu kommen.
    »Weiter!« forderte er. »Das ist eine Falle. Eroice hat ihn geschickt, um uns in die Irre oder ihr gleich in die Arme zu führen!«
    »Ich denke, sie ahnt nichts von uns?« schnappte Ilfa. »Laß ihn reden, sonst können wir uns gleich geschlagen geben!«
    »Danke«, sagte Mermer. »Aber Cobor hat recht. Wir müssen uns beeilen.« Er streckte einen Arm aus. »Dort entlang. Während ich euch zum Geheimgang führte, erzähle ich weiter.«
    Die Baummenschen sahen sich an. Ilfa ballte die Fäuste.
    »Es ist Mermers Gestalt und seine Maske! Ich weiß, daß ich ihm vertrauen kann, und werde ihm folgen. Überlegt nicht zu lange, ob ihr es auch tut!«
    Und sie lief geduckt hinter dem Knaben durch die Düsternis der dräuenden Nebel, nach rechts, wo sich eine schmale Leiste leicht den Hügel hinaufschwang. Von oben trutzten die Burgmauern. Von links schlug die Eiseskälte einer Gruppe Mangokrieger herüber. Und überall heulten die gequälten Seelen. Cobor stieß einen Fluch aus und bedeutete seinen Begleitern widerwillig, ihm zu folgen.
    »Ich wußte«, fuhr Mermer leise fort, »daß ihr den Bedauernswerten als Ungeheuer ansehen und angreifen würdet. Deshalb bat ich dich, Ilfa, mich auf den Ast zu setzen. Dies war der wirkliche Grund. Ich konnte euch mit den geringen magischen Kenntnissen, die mir mein Vater und mein Lehrer beigebracht hatten, zwingen, den Blick und die Ohren zur Burg zu wenden. Gleichzeitig lockte ich den Gestaltlosen an und zwang ihn, mich an sich zu nehmen. Als er in den Wald geflohen war, brachte ich ihn dazu, meine Maske aufzusetzen. Er besaß nicht viel eigenen Willen mehr und war sogar dankbar dafür, daß mein Geist von ihm Besitz ergriff. Mit meiner Kraft konnte ich den Körper in einen festen zurückverwandeln – in den meinen! Das Schicksal hat uns zusammengeführt. Er ist von seinem Fluch erlöst, und ich habe wieder meinen alten Körper. Und mehr noch! Sein und mein Wissen vermischten sich. Als einer, der einstmals in Eroices Burg lebte, hat er mir die geheimen Wege verraten können, die selbst von der Hexe vergessen und daher auch nicht bewacht sind.«
    Ilfa nickte, als begriffe sie. In Wirklichkeit wollte sie nichts mehr hören und nur noch schnell in die Burg. Es schien einzuleuchten, was Mermer ihr offenbarte. Und wenn sie dabei doch etwas störte, das sie unter anderen Umständen sofort gewarnt hätte, so vergaß sie es, als sie die ablehnenden Blicke der Baummenschen in ihrem Rücken spürte. Es weckte ihren Trotz. Und Mermer hatte sie auch nicht betrogen, als sie sich in eine viel größere Abhängigkeit von ihm begeben

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