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Die Trugburg

Die Trugburg

Titel: Die Trugburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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hatte.
    Auf allen vieren kriechend, schob Mermer sich weiter voran. Die Kuppe des Hügels bestand ganz aus Felsen, auf die die Burg gebaut worden war. An gewaltigen Blöcken entlang, dicht unterhalb der Mauern, führte der Jüngling die Gefährten zu einem finsteren Höhleneingang, der mit buschigen Gewächsen ganz zugewuchert war. Es gab keine Mangoreiter hier. Auch die grausamen Laute der Nacht schienen sich zu entfernen, als handelte es sich bei diesem Ort tatsächlich um einen lange vergessenen.
    Die Höhle setzte sich in einem finsteren Stollen fort, in dem man die Hand nicht mehr vor den Augen sah. Ilfa folgte nur dem Geräusch von Mermers Schritten.
    »Wir sind unter der Burg«, flüsterte er endlich. »Gleich haben wir eine Treppe erreicht, die in ein verlassenes Gesindehaus führt.«
    Was Helmonds Tochter nicht wahrhaben wollte – Cobor fragte sich, warum Mermer plötzlich doch einen neuen Körper begehrt hatte. Und er fragte sich, woher ein von Eroice Verstoßener mehr über ihre Burg wissen sollte als die Hexe selbst.
    Er hielt sich dazu bereit, Mermer beim ersten Anzeichen eines Verrats seine Klinge spüren zu lassen. Gorbel und Zomfar warteten nur auf sein Zeichen.
    Doch keiner von ihnen konnte ahnen, wer sie da wirklich anführte.
    »Hier fangen die Stufen an«, sagte Ceroc mit Mermers Stimme. »Seid vorsichtig, sie sind feucht und glitschig.«
    Glitschig!
    Das war er jetzt nicht mehr. Noch kostete es ihn Mühe, den sich regenden Widerstand des Aegyr-Geistes zu brechen. Noch war sein Körper nicht gefestigt genug, um die Maske einfach abstreifen und fortwerfen zu können. Mit seinem magischen Wissen war es ihm gelungen, sich auch der magischen Kraft des Jünglings zu bedienen, um aus seinem unförmigen Leib den des Mermer te Ruuta zu formen. Noch kurze Zeit, und er war unzerstörbar.
    Die Eindringlinge waren sicher in seiner Hand, und das war um so wertvoller, als er zu wissen glaubte, wie Eroice seine Verwandlung aufnehmen würde. Selbst mit Häßlichkeit geschlagen, würde sie versuchen, ihn zu zerstören – wenn er ihr nicht etwas brachte, das sie schnell wieder besänftigte.
    Das aber hatte er.
    Das Mädchen war noch wertvoller für ihn als die Botschaft, die er der Schwester von Kalaun zu überbringen hatte.
    Nein, dachte er, es war keine Botschaft, sondern eine offene Drohung. Der Herr des Chaos wartete voller Ungeduld darauf, daß Eroice ihm den gefangenen Mythor auslieferte.
    Natürlich würde sie das nicht tun – oder nicht gleich.
    Cerocs Triumph war ebenso lautlos wie sein häßliches Lachen.
    Es war lange schon an der Zeit, daß er die mächtige Schwester von ihrem hohen Roß herunterholte! Sollte sie an Mythor und Ilfa ihre Freude haben – das gab ihm Zeit und Gelegenheit.
    Die Treppe führte nicht in ein Gesindehaus, sondern geradewegs in den Jungfrauenturm der Burg.

4.
    Als Mythor den Fuß des Hügels erreichte, waren ihm weder ausrückende noch zurückkehrende Mangokrieger begegnet. Er hatte sich den größten Teil des Weges durch das Dickicht geschlagen, weil er mit solchen Suchtrupps rechnen mußte.
    Nun sah er die finsteren Mauern und Türme der Festung in den manchmal aufreißenden Nebeln, hörte das Klagen der gespenstischen Stimmen und spürte den Hauch des Bösen, der über diesem ganzen Ort lag. Er war darauf vorbereitet gewesen. Dennoch mußte er sich dazu zwingen, es zu ertragen.
    Ilfas Bild entstand vor seinem inneren Auge. Es war wie ein Gegenzauber zu den Schrecken, die selbst sämtliche Kreaturen aus Vailitas Füllhorn zu fliehen schienen, denn Mythor war auf dem letzten Stück Weges keinem einzigen mehr begegnet. Seltsamerweise hatte er auch von Gorms Leichnam nichts gefunden.
    Der Mann ohne Erinnerung begann mit dem Aufstieg. Wo er über die Mauern klettern wollte, würde sich zeigen. Kälteschwaden zeigten ihm an, in welchen Richtungen mit kalten Reitern zu rechnen war.
    »Ich habe verstanden, daß ich mir dein Vertrauen durch viele Beweise meiner Aufrichtigkeit erkaufen muß, Mythor«, flüsterte Geseds Geisterstimme. »Je früher du an mich zu glauben lernst, desto größer ist die Aussicht darauf, daß du und ich diese Nacht überstehen werden. Nicht nur dir droht Gefahr von der Hexe, und darum sollst du nun erfahren, was ich über sie weiß.«
    Was wollte er? War das ein neuer Anlauf, um Mythor zu zeigen, wie unentbehrlich er sei? Mythor zwängte sich zwischen zwei Felsen hindurch und hastete von einem Krüppelbaum zum anderen.
    »Die falsche Richtung!« warnte

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