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Die Trugburg

Die Trugburg

Titel: Die Trugburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Warnung von Gesed. Als der Aegyr schwieg, wagte er es. Tallia mußte ihn ganz einfach gesehen und ihm einen Hinweis gegeben haben, wie er zu ihr gelangen konnte.
    Er stieg in den Brunnen. Tief unter sich hörte er das Plätschern und Schäumen von Wasser, und der Gedanke daran, was dies verursachen mochte, jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Doch von nun an hatte er nur noch Tallias Bild vor Augen, und es fesselte ihn wie magisch.
    Seine Hände und Stiefelspitzen fanden Halt in den kleinsten Fugen. Immer tiefer kletterte er hinab, bis er die Mäuler der Fisch- und Echsenungetüme unter sich schon gierig schnappen hören konnte.
    Dann fand er den Gang, nur noch zwei Körperlängen über dem Wasserspiegel. Ohne zu zögern, schwang er sich in die finstere Öffnung, die gerade groß genug für ihn war.
*
    An die Stelle der roh in den Fels gehauenen Steinstufen traten hölzerne, nachdem Mermer eine Deckenplatte in die Höhe gestemmt hatte. Es roch hier nach Moder, und immer noch gab es kein Licht.
    »Sind wir da?« fragte Cobor. »Im Gesindehaus?«
    »Geduld«, flüsterte Mermer. »Noch befinden wir uns darunter. Hier ließ Eroice die Bediensteten einsperren, die ihren Zorn erregt hatten – und das konnte schnell geschehen.«
    »Mir gefällt das alles nicht«, knurrte der Abenteurer. Was war mit den Knechten und Mägden geschehen, die hier gelebt hatten – sicher nicht aus freiem Willen? »Vor allem gefällt mir die plötzliche Kälte nicht. Ihr spürt sie doch auch?«
    »Ja«, kam es von Zomfar. »Wir sollten uns einen anderen Weg suchen.«
    »Dummes Zeug!« fuhr Ilfa auf. »Was habt ihr erwartet? Ein wärmendes Kaminfeuer?«
    »Mangokrieger«, antwortete Cobor grimmig. »Wenn sie die Burgmauern bewachen, sind sie auch hier.«
    »Die Kälte kommt aus den Wänden heraus«, sagte Mermer ungeduldig. »Feuchtigkeit und Nässe, und natürlich gab es hier kalte Krieger, die die Gefangenen bewachten. Ihre Kälte drang in die Wände ein. Wenn sie euch nicht behagt, braucht ihr mir nur zu folgen. Oben ist es anders.«
    »Geh voran, Mermer!« sagte Ilfa.
    Der Hall der Schritte verriet, daß sich die Gruppe in einem steinernen Gewölbe befand. Mermer bewegte sich wahrhaftig so zielsicher, als sei ein Teil von ihm hier zu Hause gewesen. Es ging die nächste Treppe hinauf. Bohlen knirschten unter dem Gewicht der Menschen. Mermer öffnete vorsichtig eine Tür.
    »Noch eine Wendeltreppe, und wir sind da«, flüsterte er. »Vom Gesindehaus kommen wir leicht über den Hof. Der Geist meines neuen Körpers genoß das Vertrauen der Hexe, deshalb fiel ihre Strafe ja so fürchterlich aus. Er kannte die geheimen Türen, durch die man in ihre Gemächer gelangt, und kennt sie noch.«
    Diesmal ließ er den Gefährten keine Zeit, zu zaudern. Er stieg die schmalen Stufen hinauf, die sich um eine mannsdicke Säule wanden, und es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis es wieder einen massiven Holzboden unter den Füßen gab.
    Cobor handelte. Er riß Mermer an der Schulter zurück, als dieser gerade wieder eine Tür öffnen wollte, und setzte ihm die Klinge an den Hals.
    »Du rührst dich nicht, Freund«, zischte er. »Du bleibst auch, wo du bist, Ilfa, oder er stirbt. Keine Wendeltreppe führt so tief in ein Verlies hinab – nicht von einem Gebäude auf ebenem Boden aus. Es ist noch kälter geworden, obwohl es genau andersherum sein sollte. Zomfar und Gorbel, sucht die Wände nach Fenstern ab!«
    »Du machst einen Fehler«, ächzte Mermer. »Während du uns unnötig aufhältst, können Mythor und die Maske meines Vaters schon…«
    »Mund halten!«
    Ilfa wollte auffahren, sah aber ein, daß Cobor nicht mehr mit sich reden ließ. Zomfar rief:
    »Hier ist etwas, geschlossene Fensterläden.«
    »Dann stoße sie auf!«
    Gorbel half dem Gefährten dabei. Sie mußten die Läden mit ihren Schwertern aufstemmen, bevor sie laut knarrend nach außen aufflogen.
    »Bei allen Göttern!« rief Zomfar. »Der Burghof liegt tief unter uns, Cobor! Wir sind in einem Turm!«
    »Das dachte ich mir«, knurrte Cobor. »Und nun, Freund Mermer, wirst du uns sagen, wer du in Wirklichkeit bist.«
    Ein höhnisches Lachen war die Antwort. Blitzschnell holte Ceroc aus und stieß dem Baummenschen einen Ellbogen in die Magengrube. Cobor knickte stöhnend zusammen und konnte nicht mehr verhindern, daß der Gegner sein Schwert zur Seite stieß und zur Tür stürzte. Als er sie aufriß, strömte ein Schwall eisiger Kälte herein. Hinter der Tür lag ein Gang, an dessen

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