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Die Trugburg

Die Trugburg

Titel: Die Trugburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Wänden flackernde Öllichter aufgehängt waren. Und was in ihrem gespenstischen Schein lauerte, brachte auch Ilfa endgültig zur Besinnung.
    »Auf sie!« schrie Mermers Stimme. »Tötet die Männer, doch das Mädchen laßt mir für meine geliebte Schwester!«
    Ein Hohnlachen folgte. Ilfa hatte den Bogen vom Rücken gerissen und schon einen Pfeil an der Sehne. Der kalte Reiter, der einen Trupp von sechs zornigen Mangokriegern anführte, starb, bevor er seinen Umhang aufreißen konnte.
    Die Zornigen warfen sich auf die Baummenschen. Ilfa konnte noch einen Pfeil verschießen, dann war der Unheimliche in Mermers Gestalt und mit Mermers Maske schon da und zerrte sie mit sich auf den Gang hinaus. Cobor brüllte vor Wut, doch weder er noch Zomfar und Gorbel konnten die Entführung verhindern. Zomfar starb unter einem fürchterlichen Hieb eines der Zornigen. Cobor kämpfte wie ein Berserker. Flammender Zorn verdoppelte seine Kräfte, als auch Gorbel sein Leben aushauchte. Und als er es noch mit drei Gegnern zu tun hatte, wurde Ilfa in Cerocs eisernem Griff noch einmal eine Treppe hinaufgeschleift und dann in ein Turmverlies gestoßen. Sie stürzte und fiel in eine Ecke.
    Ceroc machte eine Faust, fuhr damit durch die Luft und ließ die Finger auseinanderflitschen. Ein magisches Licht leuchtete unter der Decke auf. Es gab keine Fenster. Ilfa sah, daß sie sich in einem vier mal vier Schritte großen Gefängnis befand, zu dem es nur den einen Eingang gab. Boden, Mauern und Decke waren aus massivem Stein. Die Wände zeigten Reste von Bemalungen, die jemand in einem Anfall von Raserei alle zerkratzt hatte. Nur noch hier und da war zu erkennen, daß sie einmal wunderschöne Frauen dargestellt hatten.
    Ilfa starrte die Mermer-Gestalt an.
    »Wer bist du?« kam es gebrochen über ihre zitternden Lippen. »Du hast mir eine Lügengeschichte erzählt, und ich Närrin glaubte sie! Wer bist du wirklich?«
    »Oh«, lachte er im Gefühl seines Sieges. »Die Geschichte war nicht völlig erlogen. Es war ein häßlicher Gestaltloser, der sich die Totenmaske des Jünglings holte – aber natürlich stahl er sie, und natürlich beherrschte dann er den Geist des Aegyr-Knaben. Einen Mermer te Ruuta gibt es nicht mehr, Ilfa. Er hat sich einem stärkeren Geist beugen müssen. Ahnst du denn nicht, wem?«
    Seine Worte: Das Mädchen laßt mir für meine geliebte Schwester!
    Ilfa krümmte sich vor Übelkeit, Ekel und Wut Sie versuchte, sich einen Pfeil aus dem Köcher zu holen, doch Ceroc war schneller und entriß ihr den Bogen.
    »Was habt ihr mit mir vor?« schrie das Mädchen.
    Cerocs Gelächter hallte schaurig von den Wänden wider.
    »Das laß dir von Eroice selbst sagen, wenn sie dich besuchen kommt. Hab keine Furcht, lange wirst du nicht zu warten brauchen.«
    Damit verschwand er und schlug die dicke Holztür zu, legte einen schweren Eisenriegel vor, den er zusätzlich magisch sicherte. Nur Eroice und er kannten den Weg hierher. Der Turm war einzig durch eine Geheimtür zu betreten, die ihn direkt mit Eroices Gemächern verband. Das hieß…
    Wenn man den Geheimgang außer acht ließ. Auch ihn kannten nur die Hexengeschwister, aber da waren nun noch die drei Männer aus dem Hinterwald!
    Ceroc mußte sich davon überzeugen, daß sie tot waren. Er hörte keinen Kampfeslärm mehr, als er die Treppe hinunterstieg.
    Er fand die Mangokrieger tot am Boden. Zwischen ihnen lagen die Leichen von zwei Baumbewohnern.
    »Suchst du mich?«
    Ceroc wirbelte herum und konnte gerade noch Cobors Hieb ausweichen. Der Hüne war aus einer dunklen Ecke getreten und griff sofort wieder an. Ceroc sprang über die Toten und hob schnell ein Schwert auf.
    »Wohin hast du Ilfa gebracht!« brüllte Cobor.
    »Töte mich, und du erfährst es nie!«
    Ceroc lachte, parierte drei Schläge und ergriff die Flucht, als er freien Weg zur Wendeltreppe hatte. Er hastete die Stufen hinauf und triumphierte, als er Cobors Schritte hinter sich hörte.
    Es ging den ganzen Weg zurück, den sie in die Burg genommen hatten. Die Finsternis im Felsengang war Cerocs beste Verbündete. Er ließ Cobor immer so nahe herankommen, daß der Gegner glauben mußte, ihn beim nächsten Schritt zu erwischen.
    Dann, als der Ausgang schon so gut wie erreicht war, drückte er sich in eine Nische und warf einen Stein. Cobor war so rasend, daß er sich täuschen ließ. Er rannte an Ceroc vorbei, und bevor er merken konnte, was mit ihm gespielt wurde, riß Ceroc einen schweren Hebel herum, der zwei kleine Quader

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