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Die Trugburg

Die Trugburg

Titel: Die Trugburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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aus der Wand springen ließ. Im Handumdrehen stürzte der Gang zwischen ihm und dem Hinterwäldler ein. Entweder wurde Cobor unter der Felsenlawine begraben, oder er hatte sich nach draußen retten können. Dann sollten die Mangowachen sich seiner annehmen.
    Niemand kam durch diesen Gang mehr in den Jungfrauenturm. Ceroc rieb sich die Hände. Niemand würde Ilfa mehr retten können, sie selbst sich am allerwenigsten. Auch falls eine Magie sie durch die Wände des Turmes gehen lassen könnte – von seinem obersten Geschoß bliebe ihr nur der Sprung in den Tod.
    Ceroc ging zurück und machte sich auf den Weg zu Eroice. Ein schmaler Gang verband den Jungfrauenturm mit dem Palas der Burg. Ceroc berührte die geheimen Stellen an der steinernen Tür und ließ sie aufschwingen. Hinter ihm schloß sie sich von selbst wieder. Für Unwissende war sie Teil einer soliden, ununterbrochenen Wand.
    Er stand in einem erleuchteten Korridor, an dessen Ende eine breite Marmortreppe in die Halle hinunterführte. Ceroc konnte es kaum erwarten, seinen neuen Körper zum erstenmal mit Wein und Speisen zu laben. Vorher jedoch sollte die Schwester ihn sehen.
    Ceroc klopfte an eine der Türen. Eroices Stimme antwortete träge und undeutlich auf das bekannte Zeichen.
    »Du warst lange fort, Bruder, zu lange! Ich will für dich hoffen, du bringst gute Neuigkeiten.«
    »Gute und schlechte.« Er kicherte vor Schadenfreude. »Öffne. Die schlechte Nachricht besteht darin, daß Kalaun langsam die Geduld verliert. Er wartet darauf, daß du ihm Mythor endlich auslieferst. Um die zweite zu erfahren, mußt du schon aufmachen.«
    Die Tür schwang nach innen auf. Der Raum dahinter war dunkel, wie immer. Selbst Ceroc zeigte sich die Hexe nur dann, wenn es sich nicht vermeiden ließ.
    Sie saß halb ausgestreckt auf einem Diwan inmitten einer Unmenge von häßlichen Möbelstücken. Ceroc ahnte ihre Gestalt nur, und allein das Rascheln ihres Gewandes und das Poltern eines umgestoßenen Stuhles verriet ihm, daß sie entsetzt aufsprang.
    »Du dreimal verfluchter Verräter!« schrie sie. »Du Hund! Was hast du aus dir gemacht! Ich wußte, daß du es eines Tages versuchen würdest! Fort mit der Maske, oder ich zerstöre zuerst sie und dann dich!«
    Ceroc ergötzte sich an ihrem Zorn. Mit einem Monstrum an ihrer Seite, das sie an Häßlichkeit übertraf, hatte sie sich immer noch als nicht so häßlich fühlen können. Immerhin hatte es einen gegeben, den sie mit ihrem Spott quälen konnte.
    Sie kam etwas vor, ein dunkler Schatten vor der Düsternis ihres Wohngemachs. Finger mit langen Nägeln, Krallen fast, streckten sich ihm entgegen und bogen sich zusammen, als wollten sie die Maske zerdrücken. Eroice konnte es, das wußte Ceroc, und es war besser, ihr jetzt von Ilfa zu berichten.
    »Du hast es gewagt, Ceroc! Du… hast mich verraten! Warte, dafür sollst du…«
    »Du wartest!« fuhr er ihr in ihr Gekreische. »Wir werden beide schön sein!«
    Ihre Hand zuckte zurück. Ihre Augen funkelten wie die einer Katze.
    »Beide?«
    »Ich sagte dir ja, es gibt auch eine gute Nachricht. Sicher kannst du dir denken, daß sie nicht darin bestand, daß ich allein meine Häßlichkeit verlor. Wäre ich deiner würdig, wenn ich nicht bei jedem Gedanken auch ein wenig an meine Schwester denken würde?«
    Der Giftstachel traf. Er traf noch öfter, als Ceroc kurz davon erzählte, wie er mit Hilfe der Totenmaske und des Aegyr-Geistes zu neuer Pracht gekommen war. Das gemeinsame böse Schicksal hatte die beiden Geschwister verbunden. Es hatte sie zu Leidensgefährten gemacht – aber auch zu Gegnern, die sich Tag für Tag mehr gegenseitig belauerten. Ceroc trieb die Folter so weit, daß nicht viel gefehlt hätte, und Eroice hätte ihre Drohung wahrgemacht.
    Oh, er kannte sie.
    »Ich habe dir eine junge Frau in den Turm gebracht, Eroice«, sagte er. »Sie gehört dir, nimm es als ein Geschenk deines geliebten Bruders.«
    Er hörte sie tief einatmen.
    »Ist sie schön?« fragte sie leise.
    Doch vor Ceroc vermochte sie ihre Gier nicht zu verbergen.
    »Schön genug, um Mythor den Kopf zu verdrehen, Schwester. Sie war auf der Suche nach ihm. Ist er inzwischen in der Burg?«
    »Er ist über die Ringmauer gekommen, ja«, sagte sie wie geistesabwesend. »Und das Mädchen liebt er? Das ist gut, Ceroc. Das ist sehr gut für mich. Ich werde mir ihre Lebenskraft nehmen, wenn Mythor bereit für mich ist.«
    Ihr Lachen erfüllte die Burg und fand seinen grausamen Widerhall in den tausend

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