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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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seinen unüberhörbaren Spott und das Grinsen in seinem Gesicht.
    „Es ist so, dass mein Vater ohne einen weiteren Auftrag für Sie aus Prag zurückgekommen ist. Es sieht danach aus, dass Ihr Vater beurlaubt bleibt, bis Sie sich entschließen, das Mei...“
    „Schon gut, ich hab’s verstanden.“ Der Spaß war ihm vergangen. Aber er gönnte es ihr nicht, mit anzusehen, wie er beinahe die Bodenhaftung verlor. „Und? Um mir das zu sagen, kommen Sie extra her? Das hätten wir auch nächsten Montag noch früh genug erfahren.“
    „Ja, ich meine nein. Verzeihung. Da ist noch was anderes.“
    Sie mied seinen Blick.
    „Na, dann hereinspaziert.“ Mit einer Handbewegung öffnete er die Tür zur Stube.
    Die versammelte Familie Weber taxierten ihn und Luisa, die eingerahmt in Ebenholz in der Tür standen. Alle Gespräche erstarben. Friedrich Weber und Balthasar schossen dem Anstand gemäß von ihren Sitzplätzen hoch und verneigten sich kaum merklich vor der Delegation Export Treuentzien.
    Sie entrichtete ihren Gruß und benutzte wieder solch hochtrabende Worte, als sie seinen Vater um ein Gespräch bat. Und ehe Caspar sich versah, ehe er das Gekicher seiner Schwestern mit einem strengen Blick abwürgen konnte, hielt er ihren Umhang in der Armbeuge. Es war ein schwerer Mantel, der nach Luisa roch und der ihm irgendwie zu nahe ging.
    Caspar beobachtete jetzt die Frau neben sich, wie sie mit flinken Fingern und widerborstigen Handschuhen eine längliche Lederrolle hervorzauberte. Sie kam so ganz und gar nicht mit ihren Handschuhen und den kleinen Riemen der Rolle zurecht. Also zupfte sie die Handschuhe mit den Zähnen von den Fingern – mit den Zähnen! Caspar hatte nicht gedacht, dass ein Fräulein Treuentzien etwas anderes als Jacobis Delikatessen, silbernes Besteck und Zahnhölzer zwischen die Zähne nahm. Ehe er sich versah, hielt er auch die Treuentzien-Handschuhe in Händen. Die Mädchen kicherten wieder.
    „Ich habe einen Auftrag für Sie, Meister Weber, wenn Sie mir einen Moment Ihrer kostbaren Zeit schenken wollen?“ Damit wandte sie sich um und Caspar begriff gar nichts mehr. Er hatte einen Moment lang ihren Augenaufschlag gepachtet. Er sah ihr an, dass sie nur vorgab, alles unter Kontrolle zu haben, aber tatsächlich war ihr angst und bange. Das war kein gutes Vorzeichen.
    Caspar ließ seinen Vater vorbei in den Flur treten. Er ließ die Frau vorbei. Ihr rechter Arm streifte seinen linken, ganz ohne Absicht. Sie bemerkte es gar nicht, aber ihn durchbohrten tausend Nadeln. Die Frau war voller Spannung, und jeden, dem sie zu nahe kam, steckte sie an, riss ihn mit sich. Die Stubentür knallte in den Rahmen. Er stand da wie ein Garderobenständer. Die Mädchen kicherten.
    Die Stubentür flog wieder auf und sein Vater steckte den Kopf ins Zimmer: „Kommst du nun mit, oder was?“
    Caspar fand sich im Altenteil wieder, dem kleinen zweiten Raum im Untergeschoss, wo dereinst die Alten hineinquartiert würden, wenn einer ihrer Söhne das Haus weiterführte. Hier stand der Leinewebstuhl. Caspar beobachtete Luisa Treuentzien, die seinen Vater beobachtete, während der einen kleinen runden Tisch von allen möglichen Werkzeugen beräumte und all das Utensil auf eine Kommode in der Zimmerecke zwischen Tür und Fenster packte. Dann entzündete er zwei Öllampen, platzierte sie über dem Tisch und bat in einem seligen Ton, den er sonst nur bei Caspars Mutter anschlug, das Fräulein möge seine Zeichnung entfalten. Die Treuentzien rührte sich nicht. Caspars ungutes Gefühl steigerte sich in Wachsamkeit. Er lehnte sich an die Wand, ihr direkt gegenüber, und verschränkte die Arme unter Luisas Mantel, den er immer noch vor der Brust festhielt. Sie atmete tief durch. Caspar musste über sie lächeln. Sie sah es und er brachte sogleich seine Gesichtszüge wieder in Ordnung.
    Dann öffnete sie mit raschen Fingern den Deckel der Lederrolle und zog mit mehreren kurzen Zügen ein Papier hervor. Caspar erkannte sofort, dass es nicht das übliche Musterpapier war. Als er sah, was darauf abgebildet war, gab er seine nonchalante Pose auf und beugte sich, seinem Vater gleich, tief über die Zeichnung.
    So etwas hatte er noch nie gesehen. Es war wunderschön und bannte ihn. Er konnte nichts sagen. Seine Kehle war trocken. Niemand sprach etwas. Die Spannung, von der die drei umgeben waren, ging jetzt weniger vom Fräulein aus als vielmehr von dem, was sie mitgebracht hatte. Ihre Berührung, ihre Hände, die nach dem Mantel und den

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