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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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machen, Fräulein Treuentzien. Ich bin beurlaubt.“
    „Ihr Sohn nicht.“ Sie zuckte mit der Augenbraue, was Caspar amüsiert hätte, steckte er nicht in einer gar so heiklen Situation. Luisa Treuentzien seufzte, während sie weitersprach: „Meister Weber, Hand aufs Herz, Sie werden von Liebig und Obermeister Türpe so lange am Damastweben gehindert werden, bis Sie Ihren Platz freigeben: Entweder Ihrem Sohn hier oder einem anderen Gesellen, der sich eines Meisteramtes würdig erweist. Sie aber sind weg vom Fenster. Sie können mit mir zusammenarbeiten oder Leinwand weben. Die Entscheidung liegt bei Ihnen. – Ich kann es nicht weben. Ich würde Gott weiß was dafür tun, wenn ich es könnte. Aber ich kann es nun mal nicht, deswegen bin ich hier. Ich habe eine Zeichnung, Sie haben einen Zampelstuhl. Ich habe die nötigen Geldmittel, Sie haben Zeit. Ich bin Expediteurin, Sie sind Damastweber. Ich bin allein, Sie haben mindestens zwei Paar Hände zur Verfügung, die Damast weben oder ziehen können, während die übrigen Hände Leinwand machen. Ihnen kann die Leineweberei doch nicht wirklich genug sein, Meister Weber. Niemand wird etwas mitbekommen, wenn wir alle dichthalten. Und wenn doch jemand etwas erfährt, geht es niemanden etwas an, von wem Sie Ihre Aufträge beziehen.“
    „Ja, aber von wem beziehen wir denn diesen Auftrag?“
    Luisa Treuentzien ließ einige Herzschläge lang ihren Blick auf der Zeichnung umherirren. „Es ist ein Mann namens Fernheim, Magnus Fernheim, der dieses Tuch in Auftrag gibt.“
    „Der Großindustrielle Fernheim?“, fragte Caspars Vater und ihm fiel auf, wie verändert ihr Blick jetzt war: wirr, einen Moment verunsichert vielleicht.
    Sie nickte knapp. Dann kramte sie in ihrer Tasche und förderte etwas zutage, das klimperte und mit einem dumpfen Aufprall auf dem Tisch zu liegen kam, begleitet von Luisa Treuentziens Erklärungen: „Der Überbringer dieses Geldes bezahlt fünfundzwanzig Taler im Voraus. Und noch mal so viel, wenn das Produkt fertig ist, damit eben solche Fragen nicht mehr gestellt werden.“
    „Nein, Vater!“
    Aber Friedrich Weber starrte auf den Geldbeutel. Viel Geld lag da. Ungeheuer viel für ein einziges Tuch; und Vorauskasse waren Caspar und sein Vater auch nicht gewohnt.
    Caspar stupste seinen Vater am Ellbogen an, sagte: „Kann ich dich einen Moment sprechen?“ und verließ den Raum.
    „Vater, tu das nicht!“, beschwor er ihn draußen im Flüsterton. „Irgendwas stinkt an der Sache, aber gewaltig!“ Caspars Herz schlug heftig. Sein Blick haftete auf der geschlossenen Tür. Der Flur wurde nur durch die kleinen Fensterchen neben der Haustür erhellt. Die schwarze Küche, in der er und sein Vater sich auf Armeslänge gegenüberstanden, roch nach Hühnerfett. Gertrude. Ihm war schlecht.
    „Aber sie hat recht, Caspar, und du musst ihr zugutehalten, dass sie schneller reagiert als manch anderer. Irgendwann musste es doch so weit kommen. Der Türpe, der Mätzig und der Liebig werden mich absetzen. Sie hat recht, Caspar! Also, Junge, Damast oder Leinwand?“ Der Knuff, den der Alte seinem Sohn vor die Brust versetzte, heiterte ihn nicht auf.
    „Was weißt du über diesen Fernheim?“
    „Gar nichts, kenne ihn nicht, hab nur so getan als ob und geraten. Aber wer sonst, wenn nicht ein Textilkaufmann, gibt solch merkwürdige Aufträge ab?“
    „Und wieso bezahlt er uns so gut?“
    „Weil er uns werben will. Das Geld können wir gebrauchen, Caspar!“
    „Uns dem Liebig abzuwerben, ist genauso verboten wie die Tatsache, dass die von mir verlangt, die Patrone selber zu zeichnen! Wer weiß, in was wir hineingeraten, wenn wir uns auf diese Sache einlassen. Vielleicht ist das ein Trick, vielleicht stecken die Preußen dahinter, vielleicht wollen die uns nach Schlesien holen und brauchen nur einen Anlass.“
    „Glaub ich eher nicht. Sei nicht so pessimistisch, Caspar. Wir können Clemens nicht ständig um Geld anbetteln! Lass uns selber Geld verdienen! Lass uns dem Fräulein diesen Gefallen tun. Sie verliert den Überblick über ihre Langeweile, sie sucht sich einen neuen Zeitvertreib und wir brauchen Aufträge!“
    Zurück im Altenteil widmete sich Friedrich Weber der Zeichnung. Beide, der Jüngere wie der Ältere, hingen drei Handbreit über dem Bild. Caspars Kopf begann zu arbeiten, so wie es sein Vater ihn von Kindesbeinen an gelehrt hatte. Er überschlug, wie groß die endgültige Musterzeichnung werden musste, um ein Tuch von den Ausmaßen dieser Zeichnung

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