Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman
Diese Maßnahme habe man getroffen, weil das römische Reich viel zu groß geworden war, als daß man es von einer Stelle aus hätte regieren können.
Aha, jetzt begriff ich. Es lag ganz und gar nicht im Interesse des Papstes, daß der Kaiser ein unüberschaubar großes Reich beherrschte, und darum legte er ihm jeden Stein in den Weg, den er finden konnte.
Kaiser Friedrichs Antwort auf diese Brüskierung war ironisch: Er setzte das Hochzeitsfest für seinen Thronfolger ausgerechnet in Mailand an und lud den Papst höflich dazu ein. Wie dieser sich dazu geäußert hat, ist mir nicht bekannt, er erschien jedenfalls nicht.
Auch ich war leider nicht bei diesem glanzvollen Fest anwesend, wohl aber Constantin mit mehreren jungen Männern unserer Familie und einem Dutzend Gehilfen und Knechte. Darum habe ich auch aus erster Hand erfahren, wie Konstanze in Mailand einzog, geleitet von ihrem jungen Bräutigam und gefolgt von sage und schreibe hundertfünfzig Tragtieren, die ihren Brautschatz schleppten. Ihre Mitgift von vierzigtausend Goldpfunden - eine Summe, die sich auch ein großer Handelsherr nicht vorstellen kann - lag bereits in der kaiserlichen Schatzkammer. Constantin hat mir genau beschrieben, wie die Braut zur Kirche zog: auf einem weißen Zelter, gekleidet in roten Samt, starr vor schwerem Goldbrokat, was ihr nicht besonders gut zu Gesicht stand. Sie hatte die demütige Kopfhaltung einer Frau, die viele Jahre im Kloster gebetet hat, strahlte aber dennoch eine große Würde aus, wenn auch jedes Anzeichen von Freude vergeblich gesucht wurde. Da der Erzbischof von Mailand, zugleich Papst, es vorgezogen hatte, die Einladung zu mißachten und der Hochzeit fernzubleiben, nahm der Patriarch von Aquileja die Trauung des hohen Paares vor.
Zu diesem großen Fest waren zahlreiche gekrönte und mit Mitren geschmückte Häupter anwesend. Einer fehlte allerdings: Den Erzbischof Philipp von Köln suchte man vergebens unter den Gästen. Nein, meine Tochter, ich glaube nicht, daß man vergessen hatte, ihn einzuladen. Vielmehr war er einen Tag später als meine Verwandten und die übrigen Kölner Kaufleute nach Süden aufgebrochen, gefolgt von vielen glänzend gerüsteten Rittern und Höflingen. Er holte den schwerfälligeren Handelszug bald ein und scheuchte ihn hochmütig an den Straßenrand, um für den hohen Herrn und sein Gefolge den Weg freizugeben. Bald sah man nur noch in der Ferne eine Staubwolke.
Aber was geschah am folgenden Tag? Der Erzbischof kehrte auf der gleichen Straße zurück! Mit finsterer Miene und grußlos preschte er abermals am Zug seiner Kaufleute vorbei, diesmal aber Richtung Norden. Er hielt es natürlich nicht für nötig, hierfür eine Erklärung abzugeben, aber Constantin sandte eiligst einen Mann auf einem schnellen Pferd hinter ihm her. Als der Erzbischof sein Abendlager aufschlug, suchte der Bote nach einem bekannten Gesicht und fand es auch: Für ein Geldstück und einen Krug Wein, den sie gemeinsam leerten, erfuhr er, was Constantin wissen wollte. Angeblich war ein Bote des Erzbischofs von Mainz zu Philipp gekommen mit der Warnung, er solle keinesfalls nach Mailand reisen, da er vom Kaiserhof nicht lebend zurückkehren werde. Darauf habe Philipp erschrocken sofortige Umkehr befohlen.
Eine merkwürdige Geschichte. Ich weiß noch heute nicht, was man davon halten soll. Wenn ich auch nicht allzu gut auf Barbarossa zu sprechen bin, so scheint es mir doch völlig undenkbar, daß er den ersten Kirchenfürsten seines Reiches auf der Hochzeit seines Sohnes ermorden lassen würde. Oder hat der Greis aus Mainz vielleicht nur einen schlimmen Traum gehabt und darum die Warnung ausgesprochen? Sicher ist jedenfalls, daß Philipp auf halbem Weg zur Fürstenhochzeit wieder umkehrte.
Außer dem Erzbischof von Köln fehlte noch jemand bei dieser glanzvollen Hochzeit: Die Kaiserin Beatrix war schon bald nach der Verlobung ihres Ältesten gestorben, und das kurze Zeit nach dem Tod ihres jüngsten Kindes Agnes. Seit deren Geburt (der letzten von zwölfen) soll sie gekränkelt und sich nicht mehr erholt haben. Ich denke, ich sollte bei keinem Abendgebet vergessen, Gott dafür zu danken, daß ich so viele Kinder zur Welt bringen und dabei gesund bleiben durfte. Bis auf meine alten Knochen, die mir heute zu schaffen machen.
Und dann geschah etwas völlig Unerwartetes: Kaiser Friedrich ernannte mit großem Zeremoniell seinen Sohn Heinrich zum Cäsar, ganz so, wie Fordolf es mir von den lange zu Staub
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