Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman
für meinen Handel wie auch für meinen Haushalt. Ich behandelte und bezahlte sie sehr gut, und so blieben sie mir lange Jahre treu. Und ich fand daher noch genügend Zeit, um Informationen zu sammeln - die Grundlage für einen gut funktionierenden Fernhandel, und Labsal für meine nie versiegende Neugierde. Wir lebten im Wohlstand, der sich Jahr für Jahr vermehrte.
Nach dem Tod des Erzbischofs Philipp in der Fieberhölle vor Neapel wurde Bruno von Berg gewählt - das war gut für die Kölner Bürger, denn Bruno war ein alter Herr von über siebzig Jahren, milde und müde. Er verbrachte viel Zeit im Gebet und kam daher nicht dazu, sich groß in die Regierung der Stadt einzumischen. Nach zwei Jahren erklärte er allerdings, seine körperlichen und geistigen Kräfte seien im Schwinden begriffen, und er könne diesem hohen Amt nicht mehr gerecht werden. Er dankte also ab und zog sich als bescheidener Mönch in das Kloster Altenberg zurück. Ihm folgte sein Neffe Adolf. Er wurde zunächst einmal zum Priester und gleich am folgenden Tag zum Erzbischof geweiht. So schnell kann das gehen, wenn man ein Grafensohn ist.
Immerhin will ich zugeben, daß Adolf vorher schon viele Jahre als Domherr, Domdechant und Dompropst in Köln gelebt hatte. Aber wenn ich bedenke, wie viele Jahre lang ein angehender Kaufmann lernen muß, bevor er seinen Beruf ausüben darf, dann scheint mir, daß bei hochadeligen
Klerikern ein anderer Maßstab angelegt wird, was ihre Ausbildung angeht.
Jedenfalls war Adolf ein Mann in den besten Jahren und dementsprechend tatkräftig. Zum Glück für uns gingen seine Interessen weit über die Verwaltung seines Erzbistums hinaus; er wollte in der großen Politik mitspielen. Ich erzählte dir ja schon, daß er der Königin Alienor einen prunkvollen Empfang in Köln bereitete und sich sehr um die Freilassung ihres Sohnes, König Richard, bemühte. Den Vorteil davon hatten wir Kölner Kaufleute, wegen der Privilegien, die Richard uns zum Dank zugestand.
Am Ende dieses Jahres geschah etwas, womit niemand mehr gerechnet hatte. Kaiserin Konstanze, seit acht Jahren mit Kaiser Heinrich vermählt, zur Nonne erzogen und vierzig Jahre alt, bis dahin kinderlos trotz hinreichender Bemühungen ihres Gemahls (so vermute ich jedenfalls, denn wozu hätte er sie sonst heiraten sollen?) - sie gebar einen Sohn! Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im ganzen Reich. Es gab ungläubiges Kopfschütteln, aber Frau Konstanze war eine sehr kluge Frau, die gar nicht erst Zweifel an der Rechtmäßigkeit dieses so sehnlich erwünschten Erben aufkommen lassen wollte. Als die Niederkunft nahte - ihr Gemahl war wieder einmal fern von ihr -, ließ sie ein großes Zelt aufstellen, in dem sie das Kind gebar, und alle verheirateten Frauen des Ortes, die Zeugen sein wollten, hatten Zutritt. Später setzte sie sich mit ihrem Kind auf den Marktplatz und stillte es in aller Öffentlichkeit, damit niemand anzweifeln konnte, daß sie die Mutter war. So beugte sie den Gerüchten vor, die trotzdem das Reich durchschwirrten - wie etwa: der kleine Knabe, den die Mutter Roger Constantin nannte, während der Vater ihm den Namen Friedrich gab, sei in Wahrheit das Kind eines Metzgers und dergleichen.
1197
D em Kaiser ging die Sicherung der Zukunft dieses Kindes, für das er die Ehe mit einer ungeliebten Frau ertragen hatte, über alles. Er schlug dem Reichstag vor, die deutsche Königskrone erblich zu machen. Dieser Vorschlag wurde verworfen, nachdem vor allem unser Erzbischof sich dagegenstellte. Der Kaiser steckte einen Schritt zurück und wollte den kleinen Knaben jetzt zum König wählen lassen, doch auch dies mißfiel dem Erzbischof Adolf. Er hatte wohl damit gerechnet, daß die übrigen Kurfürsten so dachten wie er; aber siehe da, diese kamen dem Wunsch des Kaisers nach, und Adolf stand plötzlich allein da. Eilfertig gab er darum im August des Jahres 1197 noch nachträglich seine Zustimmung. Kaiser Heinrich weilte wieder einmal in Sizilien, darum leistete Adolf den Treueid vor dessen jüngerem Bruder Philipp von Hohenstaufen. Ob der Kaiser ihn bestochen hat? Oder ob er ihm gedroht hat? Ich habe nichts darüber erfahren können.
Vielleicht hätte Adolf seine Ergebenheitsbezeugung noch etwas zurückhalten sollen, denn schon im folgenden Monat starb Kaiser Heinrich, erst zweiunddreißig Jahre alt, an einer Seuche. Vetter Constantin ließ dem Sekretär des Erzbischofs immer wieder etwas zukommen, und darum erfuhren wir
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