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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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vierzig Jahren auch eine sehr einträgliche Sache«, sagte Waldever verwundert.
    Ich griff mir an den Kopf. »Ja, aber damals haben unsere Leute Sarazenen bekämpft. Heute ist das Land aber doch wohl christlich? Habt ihr wirklich Christen überfallen und ausgeraubt?«
    »Nein, natürlich nicht, Sophia«, sagte Waldever beleidigt. »Du bist nicht ganz im Bilde, im Land sind immer noch viele Plätze in den Händen der Sarazenen. Wir hatten erfahren, daß König Sancho die maurische Stadt Silves erobern wollte und dazu dringend tapfere Kämpfer brauchte. Das war ihm eine Stange Geld wert. Wir dachten, bis die Könige von England und Frankreich endlich eintrafen, könnten wir uns ruhig etwas verdienen, und so kamen wir König Sancho zu Hilfe, als er Silves belagerte.
    Das war nicht einfach, das kannst du mir glauben. Die Stadt war schwer befestigt mit ihrem Maurenkastell aus rotem Sandstein, und die Mauren verteidigten sie verzweifelt und hofften dabei vergeblich auf Hilfe von ihren sarazenischen Brüdern. Ohne unsere Unterstützung hätte König Sancho Silves wohl kaum einnehmen können. Erst nach einer monatelangen Belagerung, nachdem die Mauren schon halb verhungert waren, gelang es uns, Silves zu stürmen und zu plündern. König Sancho hatte die Kölner Mannschaft an den allergefährlichsten Platz gestellt, und mehr als die Hälfte von uns ist gefallen, darunter leider auch eure Verwandten.
Sie fielen alle vier mit Ehren, jeder von ihnen hat mannhaft gekämpft.
    Wir haben uns auch hinterher sehr beim König beschwert, daß er uns die Kastanien aus dem Feuer holen ließ, und darum gab er uns zur Entschädigung zusätzlich zur vorher vereinbarten Summe noch zwei Säcke mit Goldmünzen.
    Als wir unseren riesigen Anteil an der Beute sahen, stellten wir fest, daß kein weiterer Platz mehr auf unseren Schiffen war, und darum fuhren wir wieder nach Hause. Und dann: Was hätte es denn gebracht, diese Schätze mit ins Heilige Land zu schleppen? Wir wußten doch gar nicht, ob wir sie dort hätten verkaufen können.«
    Und er sah uns vorwurfsvoll an.
    Nein, das wäre natürlich nicht sinnvoll gewesen, jeder Kaufmann hätte das eingesehen.

    Der Frühsommer zog ins Land. War der frühe Winter bitterkalt gewesen, so war es jetzt brütend heiß. Mir war darum die Schwangerschaft mühsam, meine Beine waren geschwollen, und mir fiel jede Bewegung schwer. Darum war ich froh, als deine Schwester Sophia glücklich das Licht der Welt erblickte. Ihren Namen hat Gottschalk ausgesucht. Als meine Mutter ihn in die Wochenstube rief und ich ihm freudestrahlend entgegenblickte, das kleine Bündel Mensch zärtlich in meinen Arm gebettet, küßte er erst meine Hand, dann die des winzigen Mädchens, und dann sagte er: »Ich wünsche mir, daß sie Sophia heißen soll. Eine Sophia im Haus ist ja schon großartig, mit zweien muß es dann wohl doppelt so schön sein.«

    Auch diese Worte habe ich mir in tiefem Glück angehört und eingeprägt; und wenn ich mich später über dieses oder und jenes bei meinem Gottschalk ärgern mußte, beispielsweise,
wenn er bei einem Fest wieder einmal mit einer der anwesenden Frauen herumschäkerte, dann rief ich sie mir ins Gedächtnis zurück.

Sommer 1190
    Z wei Monate nach mir, pünktlich neun Monate nach ihrer Hochzeit, bekam auch meine Blithildis eine Tochter, und auch diese wurde Sophia genannt - nach mir, denn ich war zwar selber wieder Mutter geworden, aber gleichzeitig auch eine Großmutter. Für Blithildis war es überhaupt kein Problem, für ihr Kindchen zu sorgen, denn das hatte sie hinreichend bei ihren jüngeren Geschwistern üben können. Sie regierte ihren Haushalt mit sicherer Hand, und nicht nur der Knecht und die Mägde gehorchten ihr aufs Wort, sondern auch ihr Ehemann. Zum Glück ist Blithildis anders als ich. Ich fürchte, ich hätte vor einem gehorsamen Gatten sehr schnell jeden Respekt verloren, aber Blithildis findet seine Ergebenheit völlig normal und ist mit diesem Zustand äußerst zufrieden. Zudem muß man zugeben, daß Werner alles andere als ein Dummkopf ist. Als Kaufmann ist er wahrhaftig gut und auch gerissen, da macht ihm niemand etwas vor; nur seine Ehefrau sieht er völlig neidlos als oberste Instanz seines Lebens an, das war schon so, als er zitternd im Stall vor mir stand, und das ist bis heute so geblieben.

    In diesem Jahr ging ich natürlich auf keine Fahrt, sondern kümmerte mich um mein jüngstes Kindchen. Was hätte ich auch in Braunschweig zu suchen gehabt? Keine

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