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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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geheimnisvoll. Sie stand auf und verließ den Raum, gefolgt von dem verwunderten Blick ihres Mannes. Nach ganz kurzer Zeit war sie wieder da, und mit ihr die Tochter, verschämt lächelnd und mit rosigen Wangen. An der Hand führte sie einen jungen Mann.
    Dem Pfalzgrafen blieb der Mund offenstehen. Verständnislos starrte er sein einziges Kind an. Dann fragte er, mit dumpf grollender Stimme:
    »Und wer ist dieser Jüngling, wenn ich fragen darf?«
    Heinrich trat vor, verbeugte sich makellos und ehrerbietig vor dem Pfalzgrafen.
    »Mein Name ist Heinrich, mein Vater ist Herzog Heinrich von Braunschweig, meine selige Mutter war Frau Mathilde. Gestern wurde ich zu meiner großen Freude mit Eurer Tochter Agnes vermählt. Für diese meine sehr geliebte Ehefrau danke ich Euch von Herzen, hochverehrter Herr Schwiegervater. Ich biete Euch meine bedingungslosen Dienste an.«
    Die Stirn des Pfalzgrafen färbte sich in einem bedenklichen Dunkelrot. Da schob Agnes ihren Bräutigam beiseite, warf sich dem Vater zu Füßen und umklammerte seine Knie.
    »Liebster, liebster Vater, ich hatte solche Angst vor diesem
schrecklichen Franzosenkönig. Nun bin ich die Ehefrau meines geliebten Heinrich und kann wieder froh und glücklich sein. Vater, bitte gib uns deinen Segen.«
    Und wahrhaftig, die Tränen rollten schon wieder über ihr zartes Gesicht.
    Während Gunther diese häufigen Tränenströme völlig überflüssig fand, weichte der Pfalzgraf schon bei dem ersten Tränlein auf. Die Röte wich aus seinem Gesicht, und er strich seinem Kind über die Wange. Darauf erhob sie sich und warf sich in seine Arme.
    Beherzt trat Ehefrau Irmgard näher und legte ihrem Mann die Hand auf die Schulter.
    »Danke, du lieber und großzügiger Mann, daß dir das Glück deines Kindes wichtiger ist als der Wille des Kaisers, der ja immerhin nur dein Neffe ist. Ich wußte gleich, daß du unsere Agnes niemals unglücklich machen willst. Darum bin ich ganz sicher, daß du diesen edlen und tapferen Schwiegersohn in dein Herz schließen wirst - zumal die Ehe ja bereits vollzogen wurde.«
    Das letzte betonte sie sehr.
    Der Pfalzgraf sah seine Frau lange an und seufzte. Dann küßte er seine Tochter, erhob sich, trat auf den jungen Heinrich zu und reichte ihm die Hand.
    »Da es nun einmal so ist: So sei mir willkommen, Heinrich von Braunschweig. Wenn ich auch nicht die Ehre hatte, an der Hochzeit meiner einzigen Tochter teilnehmen zu dürfen, erkenne ich dich doch als meinen Schwiegersohn an.
    Ich stelle allerdings eine Bedingung. Da Agnes unser einziges Kind ist, wirst du nach mir Pfalzgraf bei Rhein sein. Ich will, daß ihr hier lebt, bei uns auf Burg Stahleck. Dein Vater hat, wie ich höre, noch mehrere Söhne, die ihm nachfolgen können.«
    »Dann wollen wir jetzt ein großes Fest richten«, rief Agnes fröhlich. Aber ihr Vater schüttelte den Kopf.

    »Zuerst muß ich mich gleich wieder auf den Weg zum Kaiser machen. Was er zu dieser Geschichte zu sagen hat, kann ich mir leider lebhaft vorstellen. Aber da hilft ja nun nichts. Wenn ich diesen schweren Gang hinter mir habe, kannst du dein Fest haben, mit allem, was du dir wünschst, mein Kind.«

    Soweit hat mein Sohn Gunther mir mit Genuß von diesen Ereignissen berichtet. Er mußte natürlich noch bis zu dem Fest auf Burg Stahleck bleiben und konnte mir darum sagen, daß der Pfalzgraf sehr rasch von seinem Ritt zum Kaiser zurückkam. Die harschen Kommentare des Kaisers zu dieser unerwünschten Heirat, welche die familiäre Bindung an den König von Frankreich zunichte machte, dazu noch mit einem Angehörigen des verpönten welfischen Hauses, hatten den Pfalzgrafen nicht zu einem längeren Verweilen ermuntert. Aber schließlich hatte der kühle realistische Kaiser sich damit abgefunden, was sowieso nicht mehr zu ändern war; und Konrad hatte gleich nachgestoßen. Er sei ein alter Mann; der Kaiser möge doch bitte den jungen Schwiegersohn gleich zum Pfalzgrafen ernennen, damit die Nachfolge geregelt sei.
    Der Kaiser nickte ungnädig. Es kam schon nicht mehr darauf an.
    Da setzte Konrad noch einen drauf. Übel würde es aussehen, wenn der Vater seines Schwiegersohns weiter in kaiserlicher Ungnade stehe. Und diese Heirat böte doch nun die Möglichkeit, endlich den unseligen Konflikt zwischen zwei nah verwandten Familien zu beseitigen, ein für allemal. Wie groß, wie edel werde der Kaiser - der zur Zeit wahrhaftig genügend anderweitige Schwierigkeiten hätte - dastehen, wenn er jetzt dem alten Welfen die

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