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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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dort aber dann allein.
    Es dauerte eine Weile, bis Heinrichs Diener mich in sein Gemach führte. Offenbar hatte der Herzog Wert darauf gelegt, mich nicht im Bett empfangen zu müssen. Er saß im Sessel neben dem Fenster, zu müde, mir entgegenzugehen. Aber er streckte die Hand aus, als ich auf ihn zueilte.
    »Du bist mich besuchen gekommen, Sophia. Das freut mich sehr«, sagte er. Wie schwach war seine tiefe, klangvolle Stimme geworden! Und seine Gestalt hatte nichts Löwenhaftes mehr, war gleichsam eingeschrumpft. Das traf mich so tief, daß mir die Stimme versagte und ich nur seine Hand nahm, mit den Tränen kämpfend. Aber als ich in das Gesicht
meines lieben alten Freundes blickte, wurde ich ganz ruhig. Seine Augen sprachen nicht von Krankheit und Siechtum, nicht von nahendem Tod. Sie waren klar und fröhlich, und es war ein Frieden darin zu lesen, den ich zuvor nur dann bei dem Herzog beobachtet hatte, wenn er seine Frau ansah oder mit seinen Kindern spielte.
    »Ich grüße dich, Heinrich«, sagte ich, und meine Stimme zitterte noch immer. »Was fehlt dir denn, lieber Freund?«
    »Meine Ärzte wissen sich keinen Rat mehr. Und es ist mir auch gleich, welchen Namen sie für meinen elenden Zustand finden würden«, sagte Heinrich fröhlich. »Ich weiß, daß mein Leben sehr bald zu Ende gehen wird, und das ist nicht schlimm, denn dann kehre ich heim zu unserer Mathilde. Mal sehen, welchen Empfang sie mir bereitet.« Und wir lachten.

    In den nächsten Tagen hielt ich mich fast ständig bei dem Herzog auf. Ich erzählte ihm, was ich von Gunther über die überstürzte Hochzeit seines Erben erfahren hatte, und Heinrich amüsierte sich sehr darüber.
    Von ihm vernahm ich dann, daß er keineswegs in dankbarer Freude diese Nachricht aufgenommen hatte.
    »Als der Pfalzgraf angeritten kam und mich von der Heirat in Kenntnis setzte, habe ich schlimmer gebrüllt und getobt als der Kaiser. Ich wollte nichts mit dieser Familie zu tun haben, die uns soviel genommen hatte, und mit meinem Namensvetter und Verwandten, dem Kaiser, schon einmal gar nicht«, erzählte mir der Löwe.
    »Ich fürchte, Pfalzgraf Konrad mußte sehr viel Geduld und Überredungskunst aufbringen; schließlich hatte ich mich beruhigt und mich sogar bei Konrad für die klaren Worte entschuldigt, die ich über die Sippe der Hohenstaufen zu bemerken für nötig gehalten hatte.
    Mein Sohn ist, glaube ich, nicht so jähzornig wie ich, hatte
ich mit einem schiefen Lächeln hinzugefügt. Und so war es folgerichtig, daß ich auch zustimmte, im Februar am Reichstag in Saalfeld teilzunehmen, um dort mit Kaiser Heinrich zusammenzutreffen.

    Und nun, Sophia, kommen wir dazu, warum ich heute so elend vor dir sitze. Saalfeld ist gar nicht weit von Braunschweig weg, früher wäre dieser Ritt mir wie ein Spaziergang erschienen. Aber nun merkte ich jeden Tag, daß ein Alter von fünfundsechzig Jahren auf mir liegt, in denen ich unzählige Meilen geritten bin, endlose Nächte bei Wind und Wetter im Freien kampiert und zahllose Kämpfe bestritten habe. Es war eisig kalt, alle Wege mit hohem Schnee verweht. Und da ist es passiert. Mein Pferd glitt aus und fiel. Ich rutschte aus dem Sattel, stürzte zu Boden, und das Ross auf mich. Du kannst dir nicht vorstellen, was ein Pferd wiegt! Ich hatte das Gefühl, zermalmt zu werden. Meine Hüfte bekam einen harten Schlag, und mein Oberschenkel brach. Es tat höllisch weh. Zum Glück war ein Kloster nicht allzuweit entfernt, und meine Männer schafften mich dorthin, aber frag mich nicht, wie. Sie schlugen Äste von den Bäumen und machten eine Art Schlitten daraus, opferten ihre Mäntel, um wenigstens ein kleines Polster für mich zu schaffen, und zogen mich selbst, weil ich die Erschütterung beim Ziehen durch ein Pferd wohl nicht überlebt hätte.
    Seit frühesten Kindertagen habe ich im Sattel gesessen. Ich galt als einer der brillantesten Reiter meiner Zeit. Niemals zuvor bin ich vom Pferd gefallen, und nun gleich das!
    Einige meiner Gefolgsleute ritten zum Kaiser, um ihn über meinen Unfall zu informieren. Er äußerte mit bösem Lächeln die Vermutung, dies sei wohl wieder eine meiner Finten, um den Friedensschluß zu vermeiden. Schließlich verlor der Stederburger Propst die Fassung und rief laut aus, ich läge erheblich verletzt und unter schrecklichen
Schmerzen im Kloster Walkenried, davon möge der Kaiser sich selbst überzeugen, wenn er es nicht glauben wolle. Da runzelte der Staufer mißmutig die Stirn und verschob das

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