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Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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– ich schuldete es der Frau, die mich gerettet hatte: Mistress Alice, die anscheinend gewusst hatte, wer ich war, und mich vor meiner mörderischen Schwester gerettet hatte.
    In meiner Handfläche schimmerte das Gold.
    Ein Tudor.
    Ich war einer von ihnen, geboren von der jüngsten Schwester des letzten Königs, Henrys VIII.; Bruder der bestialischen Herzogin von Suffolk, Onkel von Jane Grey und Cousin von Königin Mary.
    Und von Elizabeth! Sie und ich waren Blutsverwandte …
    Tränen brannten mir in den Augen. Wie mochte sie ausgesehen haben, diese Mutter, die ich nicht mehr kennengelernt hatte? War sie schön gewesen? Hatte ich ihre Augen, ihre Nase, ihren Mund? Warum hatte sie mich heimlich auf die Welt gebracht? Wovor hatte sie sich gefürchtet, dass sie ihre Schwangerschaft vor allen verborgen hatte?
    Und wie wäre mein Leben verlaufen, wenn sie nicht gestorben wäre?
    Die Tudor-Rose … das Zeichen der Rose .
    Ich hob den Arm. Ich sollte wirklich mit keiner Menschenseele darüber sprechen. Besser ein gewöhnlicher Stallknecht, ein Bastard und Findelkind, als jemand, der in aller Heimlichkeit ausgetragen und dann dem Vergessen anheimgegeben worden war – für immer verdammt zu einem Dasein im Schatten, zu Furcht vor der Enttarnung, zu einem Leben im Verborgenen, geprägt von dem ständigen Bemühen, den anderen die Wahrheit vorzuenthalten.
    Doch meine Finger weigerten sich, das Kleinod loszulassen. Dieses Schmuckstück barg seine eigene Wahrheit, und die war unauflöslich mit meiner verbunden. So wahr mir Gott helfe, es war ein Teil meiner selbst, den ich nicht einfach preisgeben konnte, nicht, solange ich nicht die ganze Wahrheit aufgedeckt hatte.
    Ich wickelte es wieder in Kates parfümiertes Tuch und verstaute es erneut in der Satteltasche. Dabei streiften meine Finger über das dünne Bändchen mit den Psalmen, das ich aus der Bibliothek der Dudleys mitgenommen hatte. Für einen Moment zauberte es ein Lächeln auf mein Gesicht. Ich trug also noch eine Erinnerung an Mistress Alice bei mir, eine, die sie mir so vor Augen führte, wie sie gewesen war.
    Nachdem ich die letzte Krume des alten Brots und den mitgebrachten Käse verzehrt hatte, legte ich mich auf die Erde und schloss die Augen. Doch der Schlaf wollte nicht kommen. Unablässig sah ich eine verschrumpelte Hand nach meiner fassen und ein Geschenk von unermesslicher Bedeutung hineinlegen.
    Als schließlich der Morgen über dem Horizont graute, sattelte ich mein Pferd und brach auf zu einem Ritt über Felder voller verblühender goldener Schwertlilien. Ich versuchte, an nichts zu denken.
    Dann erreichte ich den Fluss Orr. Dort erhob sich auf der Kuppe eines Hügels über dem anderen Ufer Framlingham Castle. Seine dreizehn Türme und mächtigen Befestigungswälle überschatteten insgesamt drei Burggräben. Dahinter lag ein riesiges Jagdrevier. Als ich den Bach durchquert hatte, erspähte ich im Näherkommen Hunderte von Männern, die damit beschäftigt waren, Kanonen und Gewehre heranzuschaffen, Felsbrocken aufeinanderzuschichten, Bäume zu fällen und die Rinde von den Stämmen zu schälen. Ich lockerte die Zügel und ließ Cinnabar, der schon die Stallungen witterte, munter drauflosgaloppieren.
    Wachmänner stellten sich mir in den Weg. Wütende Fragen prasselten auf mich herab, und mir blieb nichts anderes übrig als abzusteigen, mich auszuweisen und unter strenger Bewachung zu warten, bis die Nachricht eintraf, dass Rochester mich in die Burg bat. Ich schulterte meine Satteltasche und führte Cinnabar an den Zügeln neben mir her, dem über mir aufragenden Gebäude entgegen, das den halben Himmel zu verschlucken schien. Kaum jemand nahm mich wahr. Die meisten waren zu sehr in ihre Arbeit vertieft, was die Männer freilich nicht daran hinderte, untereinander derbe Bemerkungen auszutauschen. Darein mischten sich das Bellen von Hunden, das Muhen von Kühen und die Rufe von Frauen und Kindern, die die Tiere versorgten.
    Trotz aller Belastungen wurde mir leichter zumute. Um Framlingham herum war praktisch über Nacht eine Zeltstadt aus dem Boden geschossen. Deren Bewohner waren einfache Leuten sowie Soldaten örtlicher Lords, die zusammengeströmt waren, um ihre rechtmäßige Monarchin zu verteidigen. In weniger als zweiundsiebzig Stunden hatte Königin Mary ihre Armee aufgestellt. Zumindest hier war alles so, wie es sein sollte.
    Der große Burghof war gedrängt voll mit Menschen und Tieren. Rochester kam sogleich auf mich zugeschritten. Er schwitzte

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