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Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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vergeblich auf Henry gewartet hat.«
    »Und das ist eine gute Nachricht?« Ich hatte einen bitteren Geschmack im Mund.
    »Eine gute Nachricht? Herrgott, es ist die beste, die ich seit Langem gehört habe! Steh nicht herum wie ein Ölgötze. Hol mir aus meiner Tasche Tinte und Papier. Ich muss ihr gleich eine Antwort schicken, bevor sie es sich anders überlegt.«
    Er kritzelte seine Mitteilung, streute Sand über den Bogen und brachte sein persönliches Siegel darüber an. »Bring ihr das. Sie ist vor wenigen Stunden eingetroffen und hat Gemächer mit Blick auf den Garten verlangt. Nimm die Galerie, die zum Burghof führt, lauf zur Treppe hinüber, und steige zur Galerie hinab. Du wirst sie nicht zu Gesicht bekommen. Am Nachmittag schläft sie gerne. Aber ihre Hofdamen werden auf den Beinen sein. Eine davon ist Kate Stafford. Die hat ihr Vertrauen.« Er feixte. »Ein richtiger Leckerbissen. Was immer du tust, gib den Brief bloß nicht diesem Drachen von Ashley! Sie hasst mich, als wäre ich der Leibhaftige.«
    Ich steckte den Brief unter mein Wams. »Ich werde mein Bestes tun, Mylord.«
    Er bedachte mich mit einem grausamen Grinsen. »Sieh zu, dass du dein Wort hältst. Denn wenn alles nach Plan geht, könntest du bald Junker des nächsten Königs von England sein.«

14
    Sobald ich Roberts Gemach verlassen hatte, rannte ich durch die Galerie, um an einer menschenleeren Ecke stehen zu bleiben und das Siegel auf Lord Roberts Antwort zu untersuchen. Ich stieß einen Fluch aus. Das Wachs war noch nass. Wenn ich jetzt versuchte, das Siegel zu brechen, würde ich das Papier zerstören. Mit dem Vorsatz, so lange zu trödeln, bis es hinreichend trocken war, trat ich in den Hof.
    Jetzt nur nicht überstürzt handeln, hielt ich mir vor. Alles, was ich unternahm, konnte sich gegen mich wenden. Dennoch konnte ich Roberts Antwort nicht einfach überbringen und dann abwarten, was als Nächstes geschehen würde. Die Jagd hatte begonnen. Wenn ich mich nicht täuschte, würde Elizabeth die erste von den zwei königlichen Schwestern sein, die im Tower endete. Das war sogar unausweichlich, wenn Robert erfuhr, dass sie nie einem Komplott zustimmen würde, das auf den Tod ihrer beiden Geschwister hinauslief. Dringend wollte ich jetzt mit Cecil sprechen, hatte aber keine Ahnung, wie ich den Sekretär erreichen konnte – was nicht gerade für meine Fähigkeiten als frischgebackener Spion sprach.
    Ich würde Elizabeth also bei der Übergabe des Briefs warnen müssen.
    Das bedeutete freilich, dass ich eine persönliche Begegnung bewerkstelligen musste.
    Ich durchquerte den Hof und trat in einen kurzen Gang, der zu der von Robert erwähnten Treppe führte. Schon begann ich wieder, mir den Kopf über das Siegel zu zerbrechen, als ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Einen Moment lang verharrte ich regungslos. Dann bückte ich mich und zog meinen Dolch aus dem Stiefel. Lautlos huschte ich weiter zu einer offen stehenden Tür, durch die ich eine Gestalt hatte schlüpfen sehen.
    Den Dolch in der Faust, schlich ich weiter. Obwohl ich durch die Nase atmete, klang selbst dieses Geräusch schrecklich laut in meinen Ohren. Wer immer sich hier versteckte, konnte in diesem Moment eine Waffe zücken, die noch viel tödlicher war als meine Klinge, und mir den Schädel spalten, sobald ich mich über die Schwelle wagte. Oder trachtete er mir am Ende gar nicht nach dem Leben? Immerhin war er mir schon durch ganz London gefolgt und hätte gewiss mehrmals die Möglichkeit gehabt, mich zu töten. Wahrscheinlich war er mir nach Greenwich gefolgt. Und jetzt lauerte er in diesem Zimmer.
    Ich verharrte. Kalter Schweiß perlte über meine Stirn. Ein Schritt noch, und ich wäre drinnen, doch zu meinem Entsetzen erkannte ich, dass ich einfach nicht den Mut aufbrachte, die Tür aufzustoßen und frech auf mich aufmerksam zu machen.
    Feigling! Geh rein! Stell den elenden Kerl zur Rede, und bring’s hinter dich!
    Ich streckte die Hand aus, jeden Finger bis an die Schmerzgrenze gespannt. Dann berührte ich Holz. Mit erhobener Klinge und einem gedämpften Schrei trat ich endlich die Tür auf und sprang ins Zimmer.
    Dort stand ein ganz in Schwarz gehüllter dürrer Mann.
    »Himmel!«, keuchte ich wütend. »Ich hätte Euch umbringen können!«
    Walsingham erwiderte meinen zornigen Blick. »Das bezweifle ich. Schließt die verdammte Tür. Ich möchte nicht gesehen werden.«
    Ich trat die Tür mit dem Fuß zu. Dieser Mann war der Letzte, mit dem ich gerechnet

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