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Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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überfiel der Drang, mich an jedes Wort zu erinnern, das zwischen Cecil und mir gefallen war, und unser Gespräch nach versteckten Hinweisen zu durchforsten. Irgendwo darin musste die Antwort zu diesem Rätsel liegen. Und ich würde gut daran tun, sie bald zu finden.
    Ich erstarrte.
    Eine Dolchspitze ritzte meinen Rücken knapp unterhalb der Rippen.
    »An deiner Stelle würde ich keinen Widerstand leisten«, quäkte eine näselnde Stimme. »Wams ausziehen.«
    Langsam nahm ich das Kleidungsstück ab. Während ich es zu Boden fallen ließ, dachte ich an die zusammengefaltet in der Innentasche ruhende Karte. Durch das dünne Hemd hindurch fühlte sich die Klinge meines Angreifers äußerst scharf an.
    »Jetzt den Dolch in deinem Stiefel. Aber vorsichtig.«
    Ich bückte mich nach dem Schaft und zog das Messer behutsam aus der Scheide. Eine behandschuhte Hand griff um mich herum und nahm es mir ab. Dann befahl die Stimme, die ich inzwischen erkannt hatte: »Umdrehen.«
    Er trug einen Umhang mit Kapuze, die seine Züge verbarg. »Ihr habt mich überrumpelt«, stellte ich fest. »Anständig lässt sich das wohl kaum nennen.«
    Mit einem schrillen Lachen schob er seine Kapuze zurück. Er hatte auffällige Wangenknochen, und an einem Ohrläppchen steckte ein Rubin. Sein Gesicht war zu verschlagen, als dass man es gut aussehend nennen konnte. Seine dunklen Augen bohrten sich in die meinen. Warum hatte ich ihn nicht sofort als den Mann erkannt, den Peregrine mir beschrieben hatte?
    Er ist größer als du, aber nicht sehr viel. Er hat ein spitzes Gesicht wie ein Frettchen .
    »So trifft man sich wieder«, sagte ich, unmittelbar bevor aus dem Schatten ein gedrungener Kerl auftauchte und mir ins Gesicht schlug.
    Ich konnte den Weg vor mir kaum erkennen. Mit pochendem linken Auge, vom Schlag schmerzendem Kiefer und hinter den Rücken gedrehten Armen wurde ich vorbei an alten Ruinen und dann durch einen verfallenen Kreuzgang in einen feuchten Korridor gestoßen. Vor dunklen Durchgängen hingen verrostete Eisentore ausgekugelten Schultern gleich von ihrer Verankerung in den Mauern herab. Wir stiegen eine steile Treppe zu einem weiteren Korridor hinab, der immer tiefer hinunterführte. Der Stollen, den wir am Boden unten betraten, war so eng, dass keine zwei Männer nebeneinandergehen konnten. An einem in die Mauer eingelassenen Eisenhalter, von dem die Farbe abblätterte, flackerte eine einsame Pechfackel.
    Die Luft roch ekelerregend. Und ich musste sie einatmen. Nur nicht in Panik geraten, redete ich mir zu. Ich musste mich konzentrieren, beobachten, lauschen, irgendeinen Weg finden, trotz allem zu überleben.
    Wir erreichten eine massive Tür. »Hoffentlich ist die Unterkunft dem Herrn genehm«, flötete Stokes, während er den Riegel zurückschob. Die Tür öffnete sich nach außen. »Wir wollen doch nur das Beste für unseren Besucher.«
    Dahinter befand sich eine kleine, runde Zelle.
    Der Handlanger stieß mich hinein. Der unebene Steinboden war mit einer schleimigen Schicht bedeckt. Die Hände weit ausgestreckt, schlitterte ich auf die hintere Wand zu und knallte mit der Schulter dagegen. Der Gestank hier war ranzig, widerwärtig. Die klebrige, schimmelige Substanz an der Wand blieb an mir haften. Wie zermalmte Innereien, schoss es mir durch den Kopf.
    Stokes brach in Lachen aus. Er stand im flackernden Schein der Fackel. Sein Umhang teilte sich und gab den Blick auf sein modisches Gewand darunter frei. Um die Taille war eine silberne Kette geschlungen, von der ein mit Juwelen besetztes Stilett herabhing. Noch nie hatte ich jemanden eine italienische Waffe tragen sehen. Anders als bei seinem Ohrring nahm ich an, dass es nicht nur zur Zierde diente.
    Er schnalzte mit der Zunge. »Ich wage zu behaupten, dass dich jetzt niemand mehr erkennen würde, Junker Prescott.«
    Während von der Schulter ausgehend Schmerzwellen durch meinen ganzen Körper jagten, packte mich plötzlich rasende Wut. Ich richtete mich zu meiner vollen Größe auf und fragte, selbst überrascht von meinem Mut: »Ihr kennt meinen Namen? Auch das ist keine anständige Art zu spielen. Wer seid denn Ihr? Was wollt Ihr von mir?«
    »Was für ein vorwitziges Bürschchen! Kein Wunder, dass Cecil dich mag.«
    Ich konnte nur hoffen, dass er mir nicht anmerkte, welch heftige Angst mich durchfuhr. »Ich kenne keinen Cecil.«
    »O doch. Du hast dir seine Aufmerksamkeit sogar in kürzester Zeit verdient. Und soviel ich weiß, hat er keine Vorliebe dafür, sich Knaben ins

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