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Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Titel: Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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Möbel von früher, die einem im Lauf der Jahre so ans Herz gewachsen sind, wirken in der neuen Umgebung plötzlich völlig fehl am Platz. O ja, wir haben eine Menge alter Leuchten in die Mülltonne geworfen.«
    »Tatsächlich? Ricardo hat aber nur eine einzige Leuchte gefunden.«
    »Was wollen Sie damit nun wieder sagen?«
    »Daß er Ihre Mülltonne mehrmals durchwühlt hat.«
    »Also gut, dann waren es eben keine Leuchten, sondern - jetzt reicht's mir aber langsam! Worauf wollen Sie eigentlich hinaus? Glauben Sie etwa im Ernst, ich hätte diesen komischen Möbelpacker umgebracht? Aus was für einem Grund denn? Weil ich ihn im Keller erwischt habe, wie er den Schimmel von der Mauer gekratzt hat?«
    Ali glaubte, einen recht hohen Grad an Entrüstung geboten zu haben, der Junior seine Grenzen aufzeigen dürfte. Die Dinge waren endlich in aller Deutlichkeit ausgesprochen worden. Sollte der Kommissar weiter insistieren und mit seinen lediglich auf irgendwelchen Vermutungen basierenden Ermittlungen fortfahren, würde er andere S a iten aufziehen und ihm mit juristischen Mitteln drohen. Freilich erst nach der Beseitigung des kleinen Hügels im Garten.
    »Nun beruhigen Sie sich erst einmal, Herr Seichtem«, sagte Kreuzer jr. und klopfte ihm mit konzilianter Geste auf den Rücken. »Ich versuche doch nur, Puzzlestücke zusammenzufügen, die einfach nicht zusammenpassen wollen. Ich stochere im Nebel, ohne eine bestimmte Vorstellung davon zu haben, was ich dabei finden könnte. Es ergibt alles keinen Sinn. Ihr neugewonnener Intimfeind Ricardo erzählte mir nämlich, daß Sie sich mit Bibo und den anderen sehr gut verstanden haben, bevor die Sache passiert ist. Aber ich werde das Gefühl nicht los, daß Bibos letzte Spuren tatsächlich hier enden. Vielleicht deshalb, weil ich nichts anderes in der Hand habe als die Angabe des Verschwundenen, daß er hierher wollte. Tja, manche Rätsel bleiben für immer ungelöst. Haben Sie vielleicht Ihren Personalausweis greifbar?«
    »Ja«, sagte Ali und langte automatisch zu seinem Portemonnaie in der Gesäßtasche. Dann hielt er abrupt inne. »Weshalb?«
    »Ich muß über unser Gespräch einen Bericht verfassen für die Akten. Darin muß auch die Ausweisnummer der befragten Person enthalten sein.«
    »Kein Problem.«
    Ali griff erneut nach dem Portemonnaie, ließ jedoch seine Hand plötzlich wieder nach vorne schnellen, als hätte er dort einen elektrischen Schlag bekommen. Ihm war im letzten Augenblick ein sehr mißlicher Umstand eingefallen. Irgendwann in den letzten Jahren, vielleicht '98 oder '99, hatte er seinen abgelaufenen Personalausweis erneuern müssen. Einem Polizisten aus dem Jahre 1991 würde deshalb das Ausstellungsdatum des neuen Ausweises recht spanisch vorkommen. Ali glaubte über diese Ungereimtheiten allmählich den Überblick zu verlieren. Es war wie ein Juckreiz, der, sobald an einer Stelle des Körpers weggekratzt, sich an anderer Stelle wieder einstellte. Er leerte sein halbvolles Glas in einem Zug.
    »Mir fällt gerade ein, daß ich den Ausweis doch nicht dabeihabe. Muß wohl irgendwo in den noch unausgepackten Kartons stecken. Aber das sollte ja wohl auch noch Zeit haben. Und müssen Sie Ihre Arbeit unbedingt auf meiner Einweihungsparty erledigen?«
    Ali bedachte Junior mit einem tadelnden Blick.
    »Verzeihung, Verzeihung«, sagte Junior, drückte seine Zigarette in einem Aschenbecher aus und fingerte danach sofort nach der Zigarettenpackung in der Jackentasche. »Natürlich hat es Zeit. Sie können mir die Nummer telefonisch durchgeben, wann es Ihnen beliebt. Was wollte nun Ihr Freund denn dort am Hügel?«
    »Es ist eine Tragödie«, entgegnete Ali und machte ein der Tragödie entsprechendes Gesicht. »Mein alter Freund Hardy ist ein kranker Mann. Er kann die Trinkerei einfach nicht lassen. Erst hat er hier ordentlich getankt und dann die Leute belästigt. Danach lief er mit einer vollen Flasche Tequila in den hinteren Teil des Gartens. Da befindet sich wohl der Komposthaufen des Vorbesitzers. Jedenfalls erlitt er da einen suffbedingten Tobsuchtsanfall und verletzte sich mit der Flasche am Mund. Wahrscheinlich ist er auch gestürzt und hat sich dabei einen Zahn ausgeschlagen. Ich habe eine halbe Stunde gebraucht, um ihn zu beruhigen. Wundern Sie sich nicht, Herr Kommissar, wenn aus meinem Bekanntenkreis bald der nächste Tote gemeldet wird.«
    »Komisch«, sagte Junior, steckte sich eine neue Zigarette an und blickte ungerührt ins Leere. »Das sieht gar nicht

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