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Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Titel: Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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aus wie ein Komposthaufen.«
    »Also jetzt ist endgültig Schluß mit polizeilichen Ermittlungen, Kommissar Kasimir Kreuzer jr.!« sagte Ali ein klein wenig zu launig. Er schob den lästigen Gast sanft aus der Küche in Richtung der Musik. »Sie sollten endlich feiern! Wie gefällt Ihnen übrigens die Party?«
    »Wunderbar! Bis auf die merkwürdige Sache, daß über die Hälfte Ihrer Gäste eine Waffe unter dem Jackett trägt. Es ist aber wohl der falsche Zeitpunkt zu fragen, ob sie auch alle einen Waffenschein besitzen.«
    Er war übrigens tatsächlich kein Kunstliebhaber, schon gar kein Bewunderer des Malers Alfred Seichtem. Rauchschwaden absondernd begab er sich zu den übrigen Gästen und dem unermüdlich laufenden »Senza una donna«, ohne Ali um eine Signatur gebeten zu haben.

19
     
    K asimir Kreuzer jr. konnte einem wirklich Furcht einflößen. Der Mann war mit allen Wassern gewaschen, und hätte er auch nur ein bißchen mehr in der Hand gehabt als eine kaputte Lampe aus der Mülltonne und schlaue Mutmaßungen, hätte er Ali ohne mit der Wimper zu zucken zur Strecke gebracht. Vielleicht würde er es auch noch tun, schneller als ihm lieb war. Aber letzten Endes handelte es sich im Fall Junior um eine konkrete Art der Furcht. Es war eine Furcht, die den Verstand verschlang, nicht die Seele. Die wahre Furcht jedoch, welche das eigene Ich auffraß wie ein schreckliches Monstrum aus einem Alptraum, war die vor dem Verlust der Wirklichkeit. Verrückte merkten nicht, wenn ihnen die Realität abhanden kam. Die Glücklichen. Nur die Unglücklichen merkten es, diejenigen, die nicht verrückt geworden waren. Noch nicht. So wie Ali.
    Kasimirs letzte Bemerkung hatte in Ali eine Furcht solcher Natur ausgelöst. Zu Beginn der Feier, als er seine Gäste begrüßt und sich unter sie gemischt hatte, war er nur allzu bereit gewesen, die Augen vor den vorne ausgebeulten Jacketts zu verschließen. Er hatte das Ganze als eine Absonderlichkeit abgetan, die er vor zehn Jahren auf der richtigen Feier bei seinen Gästen zufällig nicht wahrgenommen hätte. In Wirklichkeit jedoch hatte er bereits da das erste leise Heraufziehen der existentiellen Furcht gespürt, ohne sich erklären zu können, warum. Stimmte das? Nein, auch diese Auslegung stellte sich bei genauerer Betrachtung als ein Selbstbetrug heraus. Er hatte von Anfang an gewußt, daß seine eingeladenen Nachbarn allesamt bewaffnet waren! Es hatte keinen Sinn mehr, den Kopf in den Sand zu stecken, Ali mußte den Dingen auf den Grund gehen. Doch dies konnte er nur tun, wenn man ihm die Wahrheit sagte - die Wahrheit über die Damalstür!
    Als er im Wohnzimmer stand, das in der Zwischenzeit ebenfalls vom tanzenden Volk okkupiert worden war, schnappte Anton Wachs seinen verzweifelten Blick trotz des Durcheinanders gleich einem aufmerksamen Oberkellner auf. Und bevor Ali sich zu ihm zu bemühen brauchte, stellte Wachs das Cognacglas auf dem Glastisch ab, verließ seine inzwischen ordentlich beschwipsten Blondinen auf dem Sofa und kam mit einem Blick zu ihm geeilt, der in etwa »Dreh jetzt nicht durch!« meinte.
    »Kann ich kurz mit dir reden?« fragte Ali, als Wachs sich zu ihm durchgekämpft hatte und ihn besorgt durch seine wuchtige Onassis-Brille beäugte. Der Rauch der fetten Davidoff zwischen seinen Fingern stieg ihm in die Nase, und dieser altväterliche Geruch beruhigte ihn tatsächlich ein wenig, ließ in ihm das Gefühl von Geborgenheit in einer in Unwirklichkeit zerfließenden Welt aufkommen. Weniger beruhigend wirkte freilich Wachs' zugeknöpftes Jackett, das durch die stehende Haltung seines Besitzers an der linken Seite erst recht so aussah, als verberge sich darunter ein kleiner Busen.
    Wachs nickte, und gemeinsam verließen sie das Zimmer und gingen in die Küche. Zu Alis Überraschung machte der Nachbar hier aber nicht halt, sondern begab sich nach draußen in den Garten.
    »Es gibt gewisse Dinge zu klären, bei denen ich deine Hilfe ...«, setzte Ali an, im Glauben, daß man nun weit genug von neugierigen Ohren entfernt wäre. Doch Wachs lief einfach weiter, zwar beschwingten Schrittes, aber auch recht entschlossen. Er stieg über die kniehohe Mauer in seinen eigenen Garten und steuerte die Rückseite des Hauses an. Ali folgte ihm etwas verwundert und spähte immer wieder aus den Augenwinkeln zu den tanzenden Schatten an den erleuchteten Fenstern im Erdgeschoß seines eigenen Hauses. Statt wie bei ihnen in die Küche führte Wachs' Hintereingang in einen riesigen

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