Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)
haben sich seit gestern nacht überschlagen. Ihr Freund Hardy Link ist tot! Er liegt mit einem Loch im Kopf unten am Fluß. Wußten Sie das?«
»Was? Nein, ich .. .«
»Haben Sie ihn nach der Feier noch nach Hause gefahren?«
»Ja«, sagte er spontan entgegen seinem Plan, ihm das Märchen von dem im Wagen randalierenden Elefanten aufzutischen, der einfach unterwegs in die Nacht geflohen sei. Es erschien ihm rein gefühlsmäßig plötzlich stimmiger so.
»Das habe ich mir schon gedacht«, sagte Junior wichtigtuerisch. Ali freute sich über seinen offenbar intuitiv richtigen Schachzug.
»Bevor ich Ihnen erzähle, was heute nacht geschehen ist, möchte ich Ihnen ein paar besorgniserregende Dinge über Ihre Nachbarn erzählen. Obwohl ich keine Ergebnisse aus laufenden Ermittlungen verraten darf, denke ich, daß ich zu Ihrer eigenen Sicherheit diesmal eine Ausnahme machen muß. Zunächst einmal bitte ich Sie wegen meiner plumpen Verdächtigungen um Verzeihung. Bevor sich das Dickicht gelichtet hatte, mußte ich mit der Machete wohl oder übel in alle Richtungen schlagen.«
»Es sei Ihnen verziehen!« sagte Ali und grinste.
»Freuen Sie sich nicht zu früh. Vermutlich befinden Sie und Ihre Frau sich in Gefahr. Ich sagte Ihnen gestern, daß die meisten Ihrer Partygäste bewaffnet sind. Die ausgebeulten Jacketts der Männer sahen verdammt nach Schulterhol stern aus. Und da ich davon ausging, daß Sie Ihre künftigen Nachbarn eingeladen haben, habe ich noch in der Nacht die städtische Waffenscheinkartei überprüft. Und jetzt halten Sie sich fest: Kein einziger Bewohner dieser Straße besitzt einen Waffenschein!«
»Nun mal langsam, Herr Kreuzer jr. Ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen, daß sich Ihr Röntgenblick vielleicht getäuscht haben könnte? Ich meine, wahrscheinlich befanden sich unter den Jacketts gar keine Waffen.«
»Doch. Da bin ich ganz sicher. Aber wer weiß - vielleicht wurden einige ja mal überfallen oder Opfer eines Einbruchs und haben sich deshalb Waffen besorgt. Oder sie arbeiten in gefährlichen Berufen. Man muß alles in Betracht ziehen. Also habe ich gründlich recherchiert und unter anderem das Computersuchprogramm aufgefordert, jene im Zusammenhang mit den fraglichen Adressen stehenden Kriminalfälle der letzten Jahre aufzulisten. Und jetzt halten Sie sich wieder fest: Das Ergebnis ist gleich Null! Diese Leute dort scheinen nicht nur alle Musterbürger zu sein. Keiner in der Straße ist je Opfer eines Verbrechens geworden, und mit Ausnahme einer Diamantenhändlerin haben auch alle völlig harmlose Berufe.«
»Na also!«
»Bis auf einen. Der hat aber dafür wirklich ein ganz großes Ding gedreht. Ein Arzt für Kinderchirurgie, der vor zirka fünf Jahren nur ein paar Häuser von Ihnen entfernt gewohnt hat. Bis dahin völlig unauffällig. Raten Sie mal, mit welchem Delikt er ins Visier der Ermittler geriet.«
Ali kräuselte resignativ die Stirn und stöhnte.
»Vielleicht Waffenschmuggel?«
»Volltreffer! Das müssen Sie sich einmal vorstellen, ein angesehener Arzt! Die Akte sagt, daß Fahnder von Interpol bei der Telefonüberwachung osteuropäischer Banden auf seinen Namen gestoßen sind. Es ging um einen Transfer von Waffen in ungewöhnlich hoher Stückzahl und Qualität. Pistolen, Pump-Guns, Sturmgewehre, Doppelflinten, Handgranaten, kiloweise Patronen, sogar Raketenwerfer standen auf dem Bestellzettel. Und dieser Arzt war offenkundig der Abnehmer, obwohl man ihm bis zuletzt nichts Eindeutiges nachweisen konnte. Der Deal ist über die Bühne gegangen, das ist aktenkundig, aber trotz schärfster Überwachung hat man nicht herausfinden können, wo die Ware abgeblieben ist.«
»Was wurde aus dem Arzt?« fragte Ali scheinheilig.
»Er ist danach verschwunden«, erwiderte Kasimir. »Keiner weiß, wohin. Wenn Sie mich fragen, haben Ihre lieben Nachbarn ihn um die Ecke gebracht und dann die Leiche in einem Säurebad aufgelöst oder so etwas Ähnliches. Er hatte seinen Zweck erfüllt hat, sie hatten die Waffen, und als ihnen ihr Weihnachtsmann zu gefährlich wurde, mußte er weg.«
»Okay, meine Nachbarn sind jetzt bis an die Zähne bewaffnet. Und was bedeutet das?«
»Das bedeutet, daß es sich bei diesen Leuten um eine mörderische Vereinigung handelt. Welche Ziele sie verfolgt, ist ungewiß. Vielleicht Wirtschaftskriminalität von großem Umfang. Vielleicht Rauschgift. Vielleicht ist sie auch eine fanatische Sekte, die auf die Landung von UFOs voller Marsmenschen wartet, was weiß
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