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Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Titel: Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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das Buschwerk hinein.
    Ali überschlug sich im Sturz und blieb dann regungslos auf dem nassen Rasen liegen. Ali trat zu ihm und kniete sich hin. Er nahm seinen Kopf in die Hände, drehte ihn zu sich und blickte in das blutüberströmte, von feuchten Haaren, welken Blättern und totem Gras verklebte Gesicht.
    »Ich habe dich angelogen, als ich sagte, daß ich dich vor der Zukunft warnen will«, sagte er. »In Wahrheit wollte ich dich immer nur töten.«
    »Aber warum?« fragte Ali nach Luft ringend und erbrach einen kleinen Blutschwall auf sein Hemd. »Was habe ich denn gemacht?«
    »Mich«, antwortete Ali, »mich hast du gemacht!« und stieß ihm das Messer in die Halsschlagader.

10
     
    I da stieg mit der Achtsamkeit einer Minenexpertin die Wendeltreppe hinauf, während Ali sie unten aus dem Berliner Zimmer mit hochgerecktem Haupt beobachtete. Die sich ihr entgegendrehende Spindel schien aus himmlischer Höhe auf sie zuzugleiten, wie der Wirbel eines Hurrikans. Alles war dunkel. Allein das fahle Licht aus dem Büro und der Widerschein der Sterne im Wintergarten erhellten ihr ein klein wenig den Weg. Schließlich erreichte sie das erste Stockwerk. Ohne den Rhythmus ihrer vorsichtigen Bewegungen zu verändern oder in die Versuchung zu kommen, der Quelle des fahlen Lichts zu folgen, bog sie um die Ecke und befand sich im Flur zum Schlafzimmer. Und da änderte sich doch etwas. Mit einem Male ging sie nicht mehr mit nervöser Vorsicht, sondern völlig entspannt, und auch daß unter ihren Turnschuhen die Dielenbretter mächtig knarrten, schien sie nicht weiter aus der Ruhe zu bringen.
    Schließlich stand sie vor dem Schlafzimmer und öffnete behutsam die Tür. Der Sternenglanz, der durch das große, zum Garten hin gelegene Fenster einfiel, hatte auch an diesem Ort alles mit einer Silberschicht bestrichen. Der gewaltige Kleiderschrank, die zwei Säulenbasen am Kopfende des Bettes, die als Beistelltischchen dienten, der kleine schwarze Fernseher, der umbrafarbene Boden, alles sah so aus, als wäre es von einem phosphoreszierenden Staub eingeschneit.
    Die junge Ida lag auf dem Bauch in dem riesigen Futonbett, welches das aufstrebende Paar sich anläßlich seines Einzuges geleistet hatte, eingewickelt in eine hellgraue, noch riesenhaftere Decke. Nur die zerzausten dunklen Haare des Hinterkopfes auf dem Kissen und eine kaum wahrnehmbare Wölbung der Decke ließen darauf schließen, daß sich überhaupt jemand im Bett befand. Wegen der großen Graufläche brachte der Silberschein diesen Teil des Raumes besonders intensiv zum Leuchten, so daß der optische Effekt eines schwachen Glühens entstand. Es herrschte eine derart makellose Stille, daß man sich wie in einem Vakuum wähnte.
    Ida setzte sich auf den Rand des Bettes. Ihr entrückter Blick sank auf den etwas verdrehten Kopf ihres jüngeren Ichs. Dieser Blick schien verloren in einem Reich jenseits von Dunkelheit und Böse, in einem Traumreich, wo es vielleicht augenblendend flirrende Seen gab, schilfbewachsene Ufer mit Scharen fröhlich schnatternder Vögel, von warmem Wind säuselnde Bäume und ewigen Frieden. Dabei hob und senkte sie das Messer in ihrer Hand einige Male, so als sei sie sich unschlüssig oder als warte sie auf ein bestimmtes Zeichen. Wie in einer Kirche verstand es sich von selbst, daß die beinahe sakrale Harmonie im Raum nicht zerstört werden durfte. Vor Ida lag etwas ganz Besonderes.
    Ida im Bett gab ein zufriedenes Stöhnen von sich. Vermutlich hatte sie etwas Angenehmes geträumt. Dann rollte sie sich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zur Seite und entblößte ihr Gesicht dem bleichen Licht der Sterne. Wie anmutig und verführerisch sie aussah, wie das Spiegelbild eines herben Engels im leicht bewegten Wasser, wie aus samtenem Stein geschnitzt, die hohe, faltenlose Stirn, die wie mit einem einzigen eleganten Federstrich gezeichnete Nase, der einer aufgeplatzten Frucht ähnelnde Mund. Alles wirkte vollkommen.
    Sie schlug die Augen auf und sah Ida über sich. Eine Ida, die einem jahrelang mißhandelten Doppelgänger ihrer selbst glich. Die beiden Frauen sahen sich direkt in die Augen. Doch kein Abscheu und keine Panik verdarben diese Begegnung, sondern im Gegenteil, der Blickaustausch zeugte von Verständnis und von grenzenloser Liebe. Es brauchte kein Wort gesprochen zu werden, sie waren sich einig.
    Die junge Ida lächelte die alte Ida zärtlich an und schlug die Decke zur Seite. Ein makelloser nackter Körper kam zum Vorschein, in den Ida

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