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Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Titel: Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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das Messer genau zehnmal mit voller Wucht hineinstach.

11
     
    N achdem der junge Ali sein Leben praktischerweise an der Stelle ausgehaucht hatte, an der er auch begraben werden sollte, war Ida unverzüglich in den Keller geeilt und mit Kreuzhacke und Schaufel wiedergekommen. Sie brachte die Gerätschaften zu dem Pflanzendickicht im hinteren Teil des Gartens und warf sie Ali vor die Füße. Der hockte neben Alis grotesk zusammengekrümmter Leiche, die wie in ihrem eigenen Lebenssaft ertränkt dalag, und starrte ins Leere. Man konnte eigentlich kaum unterscheiden, wer von ihnen beiden den Kampf gewonnen hatte, denn Ali wirkte durch die zurückliegende Attacke seines Doppelgängers selbst wie mit dem Messer traktiert. Auch wenn er kaum eine Schramme abbekommen hatte, so war er doch überall von seinem Blut befleckt. Seine Stimmung entsprach der äußeren Düsternis, nicht nur weil ihm die Tragweite der Tat, sich soeben quasi getötet zu haben, allmählich aufging, sondern weil er es noch kaum fassen konnte, daß er überhaupt einen Mord begangen hatte.
    Er versuchte jedoch, sich zusammenzureißen und das Begonnene zu Ende zu führen, allein schon deshalb, weil die Arbeit ihn vielleicht von der immer realer werdenden Gefahr ablenken konnte, daß die grauenvollen Bilder der letzten Stunde gänzlich seine Seele verschlangen. Er zog den Mantel aus, nahm die Hacke in die Hand und machte sich daran, gleich neben der Leiche eine Grube auszuheben. Die Erde war weich und kaum steinig, so daß er schnell vorankam. Er hatte seit langem keine körperliche Arbeit mehr verrichtet, trotzdem stellte sich in ihm nach einer anstrengenden Aufwärmphase eine fast meditative Stimmung ein. Er hatte es fast vergessen, aber eigentlich war er immer schon athletisch veranlagt gewesen. Er hatte zeit seines Lebens niemals Sport getrieben, aus dem simplen Grund, weil er keine Waldläufe und Hamsterradaktivitäten in musikbedröhnten Studios mit horrenden Gebühren brauchte, um seine Kondition und Muskeln auf Vordermann zu bringen. Es lag einfach in seinen Genen, das Physische, das Maskuline - auch das Gewalttätige? Kein Wunder, daß er dieses nächtliche Grauen zwar nicht gerade unbeschadet, so doch relativ mannhaft überstanden hatte. Er hatte zwar zunächst moralische Bedenken vorgeschoben und fadenscheinige Alternativmodelle hinsichtlich eines zukünftigen Lebens, doch am Ende hatte er die Sache eigentlich wie ein skrupelloser Killer hinter sich gebracht. Demnach hatte es schon immer in ihm geschlummert: Die Bereitschaft, sich das, was er wollte, notfalls auch mit äußerster Gewalt zu holen. Das gab ihm einen Stich und machte ihn nun, wie man so schön sagt, total betroffen. Deshalb schwor er sich: Das war das letzte Mal!
    Offenkundig führte die körperliche Arbeit doch nicht allein zu Gedankenabschweifungen, sondern auch zu dem verstörendsten Grauen, nämlich zur Selbsterkenntnis. Dennoch arbeitete er unbeirrt weiter. Er hatte mit der Kreuzhacke schon eine so tiefe Grube ausgehoben, daß er darin bis zum Bauch versank. Befürchtungen, daß ihn bei dieser weder nachvollziehbaren noch der Tageszeit entsprechenden Gartenarbeit jemand aus der Nachbarschaft beobachten könnte, verdrängte er. Aus den Augenwinkeln gewahrte er, daß Ida unterdessen immer wieder aus der Küchentür heraushuschte und im Keller verschwand. Das dort inzwischen eingeschaltete Licht sickerte gleich dem Schein einer Kerze in den niedrig gelegenen Vorhof. So, wie es aussah, säuberte sie die einzelnen Räume von Blutspuren, und verstaute die schmutzigen Fetzen einstweilen im verborgensten Winkel des Hauses.
    Die Grube war nun groß genug, daß zwei menschliche Körper hineinpaßten, Körper freilich, die man noch mit ein wenig Gewalt zusammenstauchen mußte. Ali griff über den Grubenrand, umklammerte, ja umarmte Alis Leiche und zog sie zum Erdrand. Dann hievte er sie behutsam herunter. Nun lag er also da, der umschwärmte Ali, talentiert, erfolgreich, glücklich verheiratet und mausetot. Mit seinen übereinandergeschlagenen Beinen und in den Schoß gelegten Armen hätte er auch in einer Hängematte liegen können, so entspannt wirkte er. Es hätte schlimmer kommen können, Ali, sprach Ali lautlos zu seinem jungen Ich, du hättest auch einfach so sterben können. Ich weiß, was du sagen willst, nämlich, daß das gequirlte Scheiße ist, weil du tatsächlich einfach so gestorben bist, denn man kann Gevatter Tod gewiß vieles nachsagen, aber kaum, daß das Ergebnis seiner

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