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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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Sie mußte unverzüglich handeln. Sofort und auf der Stelle! Sie mußte handeln, bevor der Vergleich der Fingerabdrücke abgeschlossen war. Sie schritt zur Tat – wie gestern auf dem Dachboden, als sie schon zum Schlag nach mir ausholte, bevor die Worte noch aus meinem Munde waren –, sie zögerte keine Sekunde und tötete ihren Mann.«
    Burrows, weiß im Gesicht, Schweißperlen auf der Stirn, hatte vergebens auf den Tisch gehämmert, um zur Ordnung zu rufen. Doch nun sprach er wieder mit einem Funken Hoffnung.
    »Offenbar gibt es nichts, was Sie aufhalten kann«, sagte Burrows. »Wenn die Polizei es nicht tut, bleibt mir nur der Protest. Aber jetzt, habe ich das Gefühl, sind Sie an einem Punkt angelangt, an dem schöne Theorien allein nicht mehr ausreichen. Ich will nicht weiter darauf eingehen, daß Sie keinerlei Beweise haben. Doch solange Sie uns nicht erklären,   wie   Sir John ermordet wurde – allein, vergessen Sie das nicht, mit keiner Menschenseele in der Nähe – solange Sie das nicht beweisen können …« Die Worte blieben ihm im Halse stecken; er stammelte nur noch und machte eine weit ausholende Handbewegung. »Und das, Doktor, können Sie nicht.«
    »O doch«, sagte Dr.   Fell. »Das kann ich.
    Das erste Indiz, das uns wirklich weiterhalf, bekamen wir gestern bei der gerichtlichen Untersuchung«, fuhr er nachdenklich fort. »Wir können froh sein, daß alles im Protokoll steht. Danach mußten wir nur noch ein paar Beweisstücke aufheben, die schon die ganze Zeit vor unserer Nase gelegen hatten. Wir bekommen den entscheidenden Hinweis zu hören. Wir gehen ihm nach. Wir bringen alles, was wir wissen, in die richtige Reihenfolge. Wir überreichen es dem Staatsanwalt. Wir ziehen den Riegel zurück« – er machte eine Handbewegung –, »und die Falltür am Galgen öffnet sich.«
    »Den Beweis haben Sie bei der Verhandlung zu hören bekommen?« fragte Murray und starrte ihn an. »Von wem?«
    »Von Knowles«, sagte Dr.   Fell.
    Der Butler stieß einen wehklagenden Laut aus. Er trat einen Schritt vor und schlug sich die Hände vors Gesicht. Aber er sagte nichts.
    Dr.   Fell betrachtete ihn.
    »Oh, ich weiß«, brummte der Doktor. »Das ist bittere Medizin. Aber es läßt sich nicht leugnen. Es ist eine ironische Wendung. Aber wir können nichts machen. Knowles, mein Alter, Sie vergöttern diese Frau. Sie haben sie gehätschelt wie ein Kind. Doch durch Ihre Zeugenaussage, durch Ihr aufrechtes Streben, uns die ganze Wahrheit zu sagen, haben Sie sie in aller Unschuld so zuverlässig gehängt, als hätten Sie ihr selbst die Schlinge umgelegt.«
    Noch immer ließ er den Butler nicht aus dem Blick.
    »Ich darf wohl sagen«, fuhr er in aller Ruhe fort, »daß manche glaubten, Sie hätten gelogen. Ich hingegen wußte, daß Sie nicht gelogen hatten. Sie sagten, Sir John Farnleigh habe sich selbst das Leben genommen. Als Beweis führten Sie an – es war etwas, an das Sie sich in Ihrem Unbewußten erinnerten –, daß Sie sahen, wie er das Messer von sich warf. Sie sagen, Sie hätten das Messer in der Luft gesehen.
    Ich wußte, daß Sie nicht logen, denn an genau derselben Stelle hatten Sie auch am Vortag schon Ihre Schwierigkeiten gehabt, als Sie mit Inspektor Elliot und mir darüber sprachen. Sie hatten gezögert. Sie hatten versucht, etwas zu fassen, woran Sie sich nur noch dunkel erinnerten. Als Elliot es genauer wissen wollte, wurden Sie unsicher. ›Das käme darauf an, wie groß das Messer war‹, sagten Sie. ›Und es gibt Fledermäuse in dem Garten. Und manchmal erkennt man einen Tennisball erst, wenn er …‹ Auf die Formulierung kommt es an. Wenn wir das, was Sie wirklich gesagt haben, mit anderen Worten ausdrücken, heißt es:   Etwa zur Tatzeit sahen Sie etwas durch die Luft fliegen . Was Sie in Ihrem Unbewußten verwirrte, das war, daß Sie es unmittelbar   vor   dem Mord sahen und nicht danach.«
    Er breitete die Hände aus.
    »Eine kapitale Fledermaus!« rief Burrows mit schrillem Sarkasmus. »Ein noch kapitalerer Tennisball!«
    »Etwas wie ein Tennisball«, stimmte Dr.   Fell mit ernster Miene zu. »Nur kleiner natürlich. Viel kleiner. Darauf kommen wir noch zurück. Lassen Sie uns nun überlegen, welcher Art die Wunden waren. Wir haben mancherlei Kommentar zu diesen Wunden gehört, durchweg ebenso ratlos wie mitfühlend. Mr.   Murray hier fand, Sie seien wie die Wunden von Reißzähnen oder Krallen; für seine Begriffe konnten sie nicht von dem blutverschmierten Taschenmesser

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