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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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dem Pappumschlag in der Hand. Sie hatten Dr.   King aus Mallingford kommen lassen, und das Gesicht, das der Doktor gemacht hatte, hatte den Haushalt ebensowenig beruhigt wie Bettys eigene Miene. Dr.   King war nach wie vor bei seiner Patientin.
    Alle waren schockiert. Wenn es schon Schrecken gab, dann sollte es doch kein häuslicher sein. Was würde als nächstes geschehen, wenn man in seinem eigenen Zuhause vier Stunden lang verschwunden sein konnte? Das war, als ob man eine vertraute Tür öffnete und sich in einem fremden Zimmer fände, und in diesem Zimmer wartete   etwas . Von Haushälterin, Köchin und den anderen Dienstmädchen war wenig mehr zu erfahren als ein paar Einzelheiten über die Versorgung des Haushalts; über Betty kaum mehr, als daß sie gern Äpfel aß und Briefe an Gary Cooper schrieb.
    Knowles’ Rückkehr hatte eine beruhigende Wirkung auf die Dienerschaft, und daß Madeline kam, war – hoffte Page – für Molly Farnleigh ein Trost. Madeline hatte sie in ihr privates Wohnzimmer begleitet, während die Männer noch in der Bibliothek standen und sich finster ansahen. Page war gespannt auf die Begegnung zwischen Madeline und Patrick Gore gewesen, doch es war wenig geschehen, was auch nur der Phantasie Nahrung gegeben hätte. Niemand stellte sie einander vor. Madeline ging mit sanften Schritten vorüber, den Arm um Molly gelegt; sie und der Herausforderer sahen einander an, und Page hatte den Eindruck, daß Gore sie mit einem amüsierten Blick betrachtete, als erkenne er sie wieder; doch keiner von beiden sprach ein Wort.
    Und es war Gore, der dem Inspektor die neuesten Vorfälle im Haus erläuterte – bevor dann Dr.   Fell eine Bombe von beträchtlichen Ausmaßen zum Platzen brachte.
    »Es hat keinen Zweck, Inspektor«, sagte Gore und zündete seine schwarze Zigarre, die ihm immer wieder ausging, von neuem an. »Sie haben dieselbe Art von Fragen heute morgen schon gestellt, und damit kommen Sie nicht weiter, lassen Sie sich das gesagt sein. Diesmal wollen Sie wissen, wo jeder war, als das Mädchen – nun, als mit ihm geschah, was immer mit ihm geschehen sein mag – und ob jemand ihm das Heft in die Hand gedrückt hat. Ich habe Ihnen schlicht und einfach gesagt, daß ich das, Teufel noch mal, nicht weiß. Und die anderen genauso. Wir waren hier im Haus. Sie haben doch von uns verlangt, daß wir hierbleiben. Aber keiner von uns hat die Gesellschaft der anderen gesucht, das können Sie mir glauben, und wir haben allesamt keine Ahnung, was dem Mädchen widerfahren ist.«
    »So geht es nicht weiter«, sagte Dr.   Fell abrupt. »Ein klein wenig Klarheit muß schon sein.«
    »Ich hoffe, Sie sind der Mann, der uns diese Klarheit bringt, mein Freund«, entgegnete Gore, der Dr.   Fell zu mögen schien. »Aber, Inspektor, Sie haben doch unsere Aussagen mit denen der Hausangestellten aufgenommen. Wir sind sie durchgegangen, immer und …«
    Inspektor Elliot ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Da haben Sie recht, Sir«, sagte er. »Und wenn es sein muß, gehen wir sie noch einmal durch. Und noch einmal.«
    »Also wirklich …« hob Welkyn an.
    Doch der Herausforderer fuhr ihm wieder über den Mund. »Wenn Ihnen wirklich so viel am Schicksal dieses Hefts mit den Fingerabdrücken liegt, warum fragen Sie sich dann nicht einmal, welche Fingerabdrücke in diesem Heft sind?« Er sah das abgegriffene graue Heft an, das nun zwischen Elliot und Dr.   Fell auf dem Tisch lag. »Lassen Sie uns doch endlich vernünftig sein und die Sache hier und jetzt aufklären. Entscheiden Sie doch endlich, wer der wahre Erbe ist – der Tote oder ich.«
    »Oh, die Frage läßt sich leicht beantworten«, meinte Dr.   Fell gemütlich.
    Alle waren mit einem Schlag still, nur das Kratzen, das der Herausforderer mit dem Fuß auf dem Steinboden machte, war noch zu hören. Kennet Murray, der sich die Hand über die Augen gelegt hatte, blickte auf. Ein zynischer Ausdruck blieb auf seinem nicht mehr jungen Gesicht, doch seine Augen waren nun hell und wach und aufmerksam, und er kraulte sich mit einem Finger am Bart, so als höre er gespannt einem Vortrag zu.
    »Nun, Doktor?« forderte er ihn auf, in jenem Tonfall, den man ausschließlich bei Schulmeistern findet.
    »Außerdem«, fuhr Dr.   Fell fort und tippte mit dem Finger auf das Heft, das auf dem Tisch lag, »wird es uns nichts helfen, wenn wir dieses Heft zur Grundlage nehmen. Das ist das falsche. Nein, nein, ich will nicht sagen, daß Sie den Beweis gar nicht haben.

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