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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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Ich sage nur, daß   DIESES   Heft, dasjenige, das gestohlen wurde, das falsche ist. Mr.   Gore wies, wie ich höre, gestern abend darauf hin, daß Sie seinerzeit mehrere solche Hefte hatten.« Er strahlte Mr.   Murray an. »Mein Junge, Sie sind immer noch der Melodramatiker von damals, und ich sehe es mit Vergnügen. Sie waren darauf gefaßt, daß womöglich jemand versuchen würde, das Heft zu stehlen. Deshalb hatten Sie, als Sie gestern abend hier ankamen, zwei davon in der Tasche …«
    »Ist das wahr?« fragte Gore.
    Murray schien erfreut und verärgert zugleich, doch er nickte wie jemand, der sorgfältig der Darlegung eines Argumentes folgt.
    »… und das Exemplar, das Sie hier in der Bibliothek zeigten«, fuhr Dr.   Fell fort, »war das falsche. Deshalb brauchten Sie auch so lange für Ihren Vergleich. Nicht wahr? Nachdem Sie die ganze Gesellschaft aus der Bibliothek bugsiert hatten, mußten Sie das echte Exemplar (ein empfindliches, zerbrechliches Buch) hervorholen und das wertlose verschwinden lassen. Aber die anderen hatten angekündigt, daß sie ein Auge auf Sie haben würden. Und mit einer ganzen Fensterwand, durch die man von draußen hineinsehen konnte, fürchteten Sie, daß jemand Sie beim Austausch beobachten und Sie beschuldigen würde, Sie manipulierten das Beweismaterial. Sie mußten also sichergehen, daß niemand Sie sah …«
    »Ich sah mich gezwungen«, sagte Murray mit ernster Miene, »in den Schrank dort zu steigen.« Er wies mit einem Kopfnicken auf einen alten Bücherschrank, der auf der Fensterseite in die Wand eingelassen war. »Ich sollte ja über das Alter hinaus sein, aber es war ein Gefühl, als mogelte ich bei einer Prüfung.«
    Inspektor Elliot sagte kein Wort. Er blickte zuerst den einen, dann den anderen forschend an, dann schrieb er etwas in sein Notizbuch.
    »Hmpf, ja. Sie wurden aufgehalten«, sagte Dr.   Fell. »Mr.   Page hier, der nur ein paar Minuten vor dem Mord auf seinem Weg zum hinteren Teil des Gartens am Fenster vorüberkam, sagt, Sie hätten das Heft eben erst aufgeschlagen, als er hineinsah. Sie werden also mit Ihrer Arbeit nicht mehr weit gekommen sein …«
    »Drei oder vier Minuten«, präzisierte Murray.
    »Eben. Es blieb praktisch keine Zeit, noch etwas zu bestimmen, bevor draußen Mordio gerufen wurde.« Dr.   Fell machte eine gequälte Miene. »Nun sind Sie, mein lieber junger Murray, kein Dummkopf. Ein solcher Alarm konnte ein Trick sein. Aber ein Trick, von dem jemand wie Sie sich nicht täuschen ließ. Nie im Leben wären Sie nach draußen gestürmt und hätten das Heft mit dem entscheidenden Abdruck auf dem Tisch liegenlassen, wo jeder es holen konnte. Das konnte ich einfach nicht glauben, als ich das hörte. Nein, nein, nein. Das echte wanderte wieder in Ihre Tasche, und das wertlose kam als hübscher Köder auf den Tisch. Nicht wahr?«
    »Zum Teufel mit Ihnen«, sagte Murray, doch ohne Wut.
    »Sie hielten also den Mund, als das falsche Heft gestohlen wurde, und machten sich im stillen Kämmerlein an die Detektivarbeit. Wahrscheinlich haben Sie die ganze Nacht an Ihrer Expertise über die Fingerabdrücke gearbeitet, das echte Buch aufgeschlagen vor Ihnen, und haben längst schriftlich niedergelegt, welcher nach Ihrem Urteil der echte Erbe …«
    »Und welcher ist es?« fragte Patrick Gore kühl.
    »Na, Sie natürlich«, brummte Dr.   Fell.
    Dann sah er Murray an.
    »Zum Donnerwetter«, fügte er grimmig hinzu, »das müssen Sie doch auf Anhieb gewußt haben! Er war Ihr Schüler. Da merkt man so etwas doch. Mir war es klar, als er zum erstenmal den Mund aufmachte …«
    Der Herausforderer, der aufgesprungen war, setzte sich nun recht mühsam wieder. Sein Gesicht hatte etwas geradezu Äffisches vor Freude, die hellgrauen Augen und selbst der kahle Fleck am Kopf schienen zu funkeln.
    »Dr.   Fell, ich danke Ihnen«, sagte Gore und legte die Hand aufs Herz. »Aber ich muß doch darauf hinweisen, daß Sie mir keine einzige Frage gestellt haben.«
    »Also, meine Herren«, sagte Dr.   Fell. »Sie alle hatten gestern abend Gelegenheit, ihm zuzuhören. Sehen Sie ihn sich an. Hören Sie, wie er spricht. Erinnert er Sie an jemanden? Ich meine nicht das Äußere; ich meine seine Art zu reden, die Art von Gedanken, die ihm durch den Kopf gehen, die Art, wie er sie ausdrückt. Also, an wen erinnert er Sie? Hm?«
    Der Doktor zwinkerte in die Runde, und endlich verstand Page das Gefühl, mit dem er sich von Anfang an herumgeschlagen hatte – das

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