Die Tuer zur Zeit
reparieren.«
»Es ist nicht von allein aufgegangen«, murmelte Jason
und schaute sich im Zimmer um. Sein Blick blieb an den
Schiffsmodellen auf der Truhe hängen. »Standen die vorher schon so?«, fragte er seine Freunde.
»So ... wie?«, konterte Julia.
Eines der Segelschiffe der winzigen Flotte ruhte auf
einem kleinen Buch mit dunklem Umschlag.
Das Modell war lang und spindelförmig. Dutzende mit
Bindfäden zusammengebundene schmale Schilfrohre bildeten seinen Rumpf.
Rick und Julia schüttelten zweifelnd den Kopf: Bei
ihrem ersten Besuch im Türmchen war das Buch keinem von ihnen aufgefallen. Andererseits wäre es aber auch keinem von ihnen aufgefallen, wenn es nicht dort gewesen
wäre.
Behutsam hob Jason das Miniaturschiff hoch und
reichte es Rick.
Auf dem Schildchen unten am Rumpf stand:
Nefertiti's
Eye
– Auge der Nofretete.
»Das muss das Modell eines ägyptischen Bootes sein«,
sagte Rick, der es in alle Richtungen drehte. »Es ist ganz
aus Papyrus.«
»Aus Papyrus machten die doch nur das Papier, auf
dem sie schrieben«, warf Julia ein.
Rick zuckte mit den Schultern. »Soweit ich weiß, stellten die Ägypter aus Papyrus so ziemlich alles her.«
Jason schlug das Buch auf, das dem Modell als Podest
gedient hatte. Er schluckte. Es war ein Tagebuch. Irgendjemand hatte sich darin in einer feinen, eleganten Schrift
Notizen gemacht und eingeklebte Zeitungsartikel, Zeichnungen und Fotos kommentiert.
»Ägypten«, sagte er und klang enttäuscht. »Das ist so
etwas wie das Tagebuch einer Reise nach Ägypten. Das
heißt ...« Er blätterte rasch darin herum und fand Hieroglyphen, eine Abbildung der goldenen Totenmaske des
jungen Pharaos Tutenchamun und eine Büste von dessen
Mutter Nofretete, eine Karte des Tals der Könige, in dem
sein Grab lag ... »Ich glaube, es geht vor allem um Tutenchamun. Das Tagebuch ist voller Zeitungsausschnitte,
vieles ist unterstrichen oder rot eingekreist ...« Er schlug eine Seite in der Mitte auf. »Anscheinend hat der alte
Ulysses Informationen über Ägypten gesammelt.«
»Die richtigen Informationen, um dieses Boot zu
bauen«, bemerkte Rick, der das Auge der Nofretete noch
in der Hand hielt. »Ja, er muss bei der Arbeit an seinen
Modellen sehr pingelig gewesen sein.«
»Das hier könnte die Flotte sein«, flüsterte Julia, »die
Flotte in der Botschaft: ›die deinen Wunsch befolgt‹. Es
könnte so gemeint sein, dass er sich vorstellte mit diesen
Modellen an verschiedene Orte fahren zu können.«
»Das wäre möglich. Aber was ist dann das Erdlicht?«,
warf Jason ein.
»Vielleicht ... vielleicht müsste man auf jedes dieser
Schiffe eines von den Tonkügelchen legen und dann ...«
Ein kleiner Zettel rutschte aus dem Tagebuch und landete leise raschelnd auf dem Boden.
Jason bückte sich, um ihn aufzuheben. »Seht nur!«,
rief er begeistert.
»Was ist das?« Julia nahm das Stück Papier genauer in
Augenschein.
»Das sieht so aus wie ein Abholschein: ›Postamt Kilmore Cove‹.« Jason drehte den Zettel um.
»Das sollte dir als Beweis dafür genügen, dass der alte
Ulysses tot ist«, sagte Julia leise zu ihrem Bruder. »Er hat
nicht einmal sein Paket abgeholt.«
Doch Jason gab nicht klein bei. »Woher willst du wissen, dass er es nicht absichtlich für uns dortgelassen hat?
Ein Fenster, das sich öffnet, der Abholschein im Tagebuch. Was ist, wenn das keine Zufälle sind?«
»Wir wissen ja nicht, ob das Buch nicht schon immer
unter dem Schiffchen lag«, merkte Rick an.
»Ich finde, wir sollten das Paket abholen«, schlug Jason
vor.
»Dann ist Ulysses also nicht nur ein unsichtbares, sondern auch ein nicht sehr schlaues Gespenst.« Julia verdrehte die Augen.
»Heute ist Samstag und die Postämter bleiben nachmittags geschlossen«, warf Jason ein.
Rick schüttelte den Kopf. »Das stimmt«, sagte er.
»Aber wer in Kilmore Cove wohnt, weiß, dass man in
eiligen Fällen zu Miss Kalypso vom Buchladen gehen und
sie um einen Gefallen bitten kann. Sie kümmert sich um
das Postamt.«
»Kennst du sie?«, erkundigte Jason sich.
»Natürlich. Hier im Dorf kennt jeder jeden.«
»Und du glaubst, sie würde für uns das Postamt öffnen?«
»Wir können sie ja mal fragen.«
Julia stemmte die Hände in die Hüften. »Jetzt aber mal
ganz langsam. Was ist denn mit der Tür? Der geheimen
Höhle? Und der mysteriösen Nachricht? Interessiert
euch das jetzt nicht mehr? Ich halte es nicht für eine gute
Idee ...«
Doch Jason und
Weitere Kostenlose Bücher