Die Türme der Mitternacht
auseinander.
Seine Männer waren gut. Solide. Aber mit Trollocs hatten sie keine Erfahrung. Erst jetzt, als sie in dunkler Nacht über den schlammigen Boden stürmten und von in der Luft hängenden Lichtkugeln beleuchtet wurden, wurde ihm bewusst, wie unerfahren viele von ihnen waren. Ihm standen ein paar Veteranen zur Verfügung, aber der größte Teil von ihnen hatte lediglich gegen undisziplinierte Räuber oder Stadtmilizen gekämpft.
Die Trollocs waren anders. Die heulenden, knurrenden und grunzenden Ungeheuer waren in einen Rausch verfallen. Was ihnen an militärischer Disziplin fehlte, machten sie durch Kraft und Wildheit wieder wett. Und Hunger. Die Myrddraals in ihrer Mitte waren allein schon schrecklich genug, um jede Formation mühelos zu zerbrechen. Galads Soldaten gaben dem Druck bereits nach.
»Haltet die Linie!«, brüllte Galad und erreichte den nachgebenden Teil. Er hatte Bornhaid und etwa fünfzig Männer dabei. Nicht einmal annähernd genug. »Wir sind die Kinder des Lichts! Wir weichen dem Schatten nicht!«
Es funktionierte nicht. Er sah, wie das Verhängnis seinen Anfang nahm, und sein ganzer Glaube bekam die ersten Sprünge. Die Kinder des Lichts wurden nicht von ihrer Tugend beschützt; sie wurden niedergemäht, fielen wie Weizen unter der Sichel. Aber was noch viel schlimmer war, manche von ihnen kämpften nicht tapfer oder hielten entschlossen stand. Zu viele brüllten vor Entsetzen und ergriffen die Flucht. Die Amadicianer konnte er verstehen, aber viele Kinder waren kaum besser als sie.
Sie waren keine Feiglinge. Sie war keine schlechten Kämpfer. Sie waren einfach nur Menschen. Durchschnittlich. Aber so sollte das nicht sein.
Donnernd brachte Gallenne seine Reiter zu einem weiteren Angriff heran. Sie brandeten in die Trollocs und zwangen viele von ihnen von der Hügelkante und stürzten sie den steilen Hang hinunter.
Perrin rammte einem Trolloc Mah’alleinir gegen den Kopf. Die Kraft des Schlages schleuderte die Kreatur zur Seite, und seltsamerweise qualmte und brutzelte dort, wo der Hammer getroffen hatte, ihre Haut. Das geschah bei jedem Treffer, als würde die Berührung Mah’alleinirs sie verbrennen. Dabei fühlte Perrin von dem Hammer lediglich eine angenehme Wärme ausgehen.
Gallennes Angriff durchbrach die Ränge der Trollocs und teilte sie in zwei Gruppen, aber bei so vielen Kadavern hatten seine Lanzenreiter langsam Schwierigkeiten, sich zu bewegen. Gallenne zog sich zurück, und ein Kontingent Männer von den Zwei Flüssen kam heran und schoss mit Pfeilen auf die Bestien, schnitten sie in einer Welle aus schreiendem, heulendem stinkendem Tod nieder.
Perrin zwang Traber zurück, Fußsoldaten sammelten sich um ihn. Nur sehr wenige seiner Männer waren Trollocs zum Opfer gefallen. Natürlich war einer bereits zu viel.
Arganda trabte heran. Irgendwo hatte er seine Helmfedern verloren, aber er grinste breit. »Ich habe nur selten eine so angenehme Schlacht erlebt, Aybara«, sagte er. »Feinde, die man töten kann, ohne auch nur einen Hauch Mitleid für sie haben zu müssen, eine perfekte Aufmarsch- und Verteidigungsposition. Bogenschützen, von denen man nur träumen kann, und Asha’man, die die Lücken stopfen! Ich allein habe über zwei Dutzend Bestien erschlagen. Allein für diesen Tag bin ich froh, dass wir uns Euch angeschlossen haben!«
Perrin nickte. Er sparte sich die Bemerkung, dass einer der Gründe für ihren mühelosen Einsatz darin bestand, dass sich die meisten Trollocs auf die Weißmäntel konzentrierten. Trollocs waren widerwärtige, monströse Wesen, und sie wurden von einer wilden Selbstsucht angetrieben. Beschossen von Feuerkugeln und Langbogen einen Hügel zu stürmen, nur um dann versuchen zu müssen, zwei vollen Kontingenten Kavallerie den Boden abzuringen? Besser, sich auf den einfacheren Feind zu stürzen, und es machte auch taktisch mehr Sinn. Konzentriere dich zuerst auf den leichteren Kampf, wenn du es mit zwei Fronten zu tun hast.
Sie versuchten die Weißmäntel so schnell wie möglich gegen den Hügel zu schmettern und überrannten sie, ließen ihnen nicht genug Raum für Kavallerieattacken und trennten sie zu kleinen Gruppen. Derjenige, der ihr Anführer war, verstand etwas von Taktik; das war nicht das Werk eines Trollocverstandes.
»Lord Perrin!« Jori Congars Stimme erhob sich über den Lärm der kreischenden Trollocs. Er lief an Trabers Seite. »Ich sollte sie für Euch beobachten und Euch sagen, wie sie vorankommen. Nun, das
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