Die Türme der Mitternacht
gebracht. Aber er wusste, dass sie aus stärkerem Stahl gemacht war. Warum roch sie bloß so besorgt?
»Ich gehe ja«, erwiderte Faile. »Aber ich muss es wissen.«
»Es machte Sinn. Diese Kuppel sollte uns daran hindern, mit Wegetoren zu fliehen. Aber sie sollte uns auch ermuntern, auf der Straße weiterzuziehen, und sie sollte uns davon abhalten, direkt nach Andor zu Reisen. Es kam uns merkwürdig vor, dass Meister Gill auf der Straße umdrehte und seine Befehle missachtete - aber das geschah, weil er sich von aus dem Norden kommenden Leuten davon hatte überzeugen lassen, dass der Weg unpassierbar ist. Ich vermute, das waren Abgesandte unserer Feinde, um uns in diese Richtung zu locken.
Wir wurden die ganze Zeit über getrieben. Sie warteten nicht darauf, dass wir gegen die Weißmäntel kämpften, sie warteten darauf, dass wir uns so schnell wie möglich nach Lugard begaben. Hätten wir versucht, querfeldein zu marschieren, dann wette ich, dass uns irgendetwas wieder hätte umkehren lassen. Sie haben verzweifelt versucht, uns in ihren Hinterhalt zu treiben. Galads Streitmacht hatte vermutlich nichts damit zu tun - er war die Fliege, die unter ihren Sattel schlüpfte.«
»Aber die Trollocs. Woher …«
»Meiner Meinung nach muss es ein Portalstein sein«, sagte Perrin. »Ich wusste, dass hier irgendein Angriff stattfinden würde. Ich wusste nichts Genaues. Ich dachte an einen Angriff aus der Luft mit Draghkar oder einen Eingang zu den Kurzen Wegen, den wir übersehen hatten. Aber diese Ruinen, auf die Arganda hinwies, schienen ein guter Ort für einen Portalstein zu sein. Er muss vergraben sein, unter den Fluss geraten sein, als der seinen Lauf veränderte. Die Trollocs kommen nicht aus dem Boden; ich glaube, sie erscheinen aus dem Stein.
Das war die Falle. Vermutlich hätten sie uns viel früher angegriffen, aber die Weißmäntel waren im Weg. Sie mussten darauf warten, dass wir mit ihnen fertig werden. Und dann zogen wir ab. Also …«
»Also griffen sie Damodred und seine Männer an«, sagte Faile. »Nachdem sie die Falle aufgestellt hatten, wollten sie wenigstens denjenigen Schaden zufügen, die sie möglicherweise später bekämpfen.«
»Ich vermute, da steckt einer der Verlorenen dahinter«, sagte Perrin und wandte sich Grady zu.
»Einer der Verlorenen?«, sagte Alliandre schrill. »Wir können nicht gegen einen der Verlorenen kämpfen!«
Perrin runzelte die Stirn. »Alliandre, was glaubt Ihr, wozu Ihr Euch mir angeschlossen habt? Ihr kämpft an Tarmon Gai’don für den Wiedergeborenen Drachen. Früher oder später müssen wir den Verlorenen entgegentreten.«
Sie wurde blass, aber zu ihrer Ehre musste man feststellen, dass sie nickte.
»Grady!«, rief Perrin dem Asha’man zu, der Feuer auf die Trollocs regnen ließ. »Spürt Ihr noch immer, dass jemand die Macht lenkt?«
»Nur gelegentlich, mein Lord«, rief Grady zurück. »Wer auch immer das ist, sie sind nicht besonders stark. Und sie nehmen nicht am Kampf teil. Ich glaube, sie haben etwas mit dem Transport der Trollocs zu tun, springen mit einer Faust her, um dann sofort wieder zurückzuspringen und die nächste zu holen.«
»Haltet nach ihm Ausschau«, befahl Perrin. »Seht zu, ob Ihr ihn ausschalten könnt.«
»Ja, mein Lord.« Grady salutierte.
Also brachte keiner der Verlorenen die Trollocs herbei. Das bedeutete nicht, dass das nicht das Werk von einem von ihnen war, nur dass sie nicht direkt eingreifen wollten. »Zurück mit Euch«, sagte Perrin zu Faile, Berelain und Alliandre. Er wog den Hammer in der Faust. Die Trollocs hatten angefangen den Hang zu stürmen; viele von ihnen fielen den Pfeilen zum Opfer, aber es waren genug, dass einige von ihnen bald den Kamm erreichen würden. Es war Zeit zu kämpfen.
»Du weißt nicht, wie viele es sind, mein Gemahl«, sagte Faile leise. »Es kommen immer mehr. Was, wenn sie uns überlegen sind?«
»Sollte die Sache für uns schlecht verlaufen, ziehen wir uns durch ein Wegetor zurück. Aber ich überlasse ihnen die Weißmäntel nicht ohne Kampf - ich würde keinen Mann den Trollocs überlassen, nicht einmal sie. Sie haben die Zwei Flüsse ignoriert, als wir angegriffen wurden. Nun, ich werde nicht das Gleiche tun. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
Plötzlich beugte sich Faile zur Seite und küsste ihn. »Danke.«
»Wofür?«
»Dass du der Mann bist, der du bist«, antwortete sie, wendete ihr Pferd und führte die beiden anderen fort.
Perrin schüttelte den Kopf. Er hatte sich gesorgt,
Weitere Kostenlose Bücher