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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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- Ihr stellt Euch den Verlorenen, habt aber jemanden an Eurer Seite, der genauso alt wie sie ist.« Er wandte sich von ihr ab, und ein gedankenverlorener Ausdruck trat in seine Augen. »Wenn hohes Alter doch bloß tatsächlich ein Hinweis auf große Weisheit wäre. Eine schöne Vorstellung, genau wie der Wunsch, dass uns der Dunkle König einfach in Ruhe lässt.«
    Er nahm Mins Arm, und zusammen traten sie durch Narishmas Wegetor. Auf der anderen Seite wartete eine kleine Gruppe Töchter auf einer Waldlichtung und bewachte eine Gruppe Pferde. Min stieg in den Sattel, und ihr entging nicht, wie reserviert Cadsuane aussah. Was nicht verkehrt war. Wenn Rand auf diese Weise sprach, bereitete das Min größere Sorgen, als sie zugeben wollte.
    Sie verließen das kleine Gehölz und schlugen die Richtung nach Far Madding ein, einer eindrucksvollen Stadt auf einer Insel in der Mitte eines Sees. Um den See breitete sich ein großes Heer mit Hunderten Bannern aus.
    »Weißt du, das war immer schon eine wichtige Stadt«, sagte Rand zu Min und blickte wieder in die Ferne. »Die Wächter sind neueren Datums, aber die Stadt gab es schon vor langer Zeit. Aren Deshar, Aren Mador, Far Madding. Aren Deshar war immer ein Dorn in unserer Seite. Die Enklave der Incastar - die, die den Fortschritt fürchteten, die Angst vor den Wundern hatten. Wie sich herausstellte, hatten sie das Recht, Angst zu haben. Wie sehr ich mir wünsche, ich hätte auf Gilgame …«
    »Rand?«, sagte Min leise.
    Das holte ihn aus seinen Erinnerungen. »Ja?«
    » Stimmt das wirklich, was du da gesagt hast? Bist du vier Jahrhunderte alt?«
    »Ich glaube, es sind fast viereinhalb. Muss man meine Jahre in diesem Zeitalter zu den anderen hinzufügen?« Er sah sie an. »Du machst dir Sorgen, richtig? Dass ich nicht länger ich bin, der Mann, den du kanntest, der dumme Schafhirte?«
    »Du trägst so viel davon in deinem Verstand, so viel Vergangenheit.«
    »Nur Erinnerungen«, wehrte Rand ab.
    »Aber du bist auch er. Du sprichst, als wärst du derjenige gewesen, der die Bohrung versiegeln wollte. Als hättest du die Verlorenen persönlich gekannt.«
    Eine Weile ritt Rand schweigend. »Ich vermute, dass ich tatsächlich er bin. Aber Min, du verstehst da etwas nicht. Ich bin vielleicht jetzt er, aber er war auch immer ich. Ich war immer er. Ich werde mich nicht verändern, nur weil ich mich erinnere - ich war derselbe. Ich bin ich. Und ich bin immer ich gewesen.«
    »Lews Therin war verrückt.«
    »Am Ende«, sagte Rand. »Und ja, er hat Fehler gemacht. Ich mache Fehler. Ich wurde arrogant, verzweifelt. Aber dieses Mal gibt es einen Unterschied. Einen großen.«
    »Welchen Unterschied?«
    Er lächelte. »Dieses Mal wurde ich besser erzogen.« Min musste ebenfalls lächeln.
    »Du kennst mich, Min. Nun, ich versichere dir, dass ich mich jetzt mehr wie mich selbst fühle als seit Monaten. Ich fühle mich mehr wie mich selbst, als ich das je als Lews Therin tat, falls das überhaupt einen Sinn ergibt. Das liegt an Tarn, an den Menschen in meiner Umgebung. Du, Perrin, Nynaeve, Mat, Aviendha, Elayne, Moiraine. Er hat sich große Mühe gegeben, mich zu brechen. Ich glaube, wäre ich derselbe gewesen, der ich vor so langer Zeit war, hätte er Erfolg gehabt.«
    Sie ritten über die Wiese, die Far Madding umgab. Wie überall war das Grün verblichen und hatte nur Gelb und Braun zurückgelassen. Es wurde immer schlimmer.
    Glaube fest daran, dass es nur schlummert, sagte sich Min. Das Land ist nicht tot. Es wartet den Winter über. Ein Winter aus Stürmen und Krieg.
    Narishma, der hinter ihnen ritt, stieß ein leises Zischen aus. Min schaute zurück. Die Miene des Asha’man war versteinert. Anscheinend hatten sie die Blase des Wächters betreten. Rand ließ sich nicht anmerken, dass er das bemerkt hatte. Er schien auch keine Probleme mehr mit Übelkeit zu haben, wenn er die Macht lenkte, was sie sehr erleichterte. Oder überspielte er es nur?
    Min konzentrierte sich auf die vor ihnen liegende Aufgabe. Die Heere der Grenzländer hatten nie erklärt, warum sie sich Tradition und Logik verweigert hatten, indem sie nach Süden marschiert waren, um Rand zu finden. Sie wurden verzweifelt gebraucht. Rands Intervention in Maradon hatte gerettet, was von der Stadt noch übrig war, aber wenn das Gleiche überall an der Grenze zur Großen Fäule geschah …
    Zwanzig Soldaten mit nach oben gerichteten Lanzen, von denen schmale blutrote Banner hingen, fingen Rands Gruppe ab, lange bevor sie die

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