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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dass Ihr mich wegschafft«, sagte Min leise. »Wie ich ihn kenne, macht er sich wegen mir größere Sorgen als um sich selbst.« Sie hielt inne. »Verfluchter Narr.«
    Cadsuane warf ihr einen Blick zu, dann lächelte sie schmal, bevor sie die Aufmerksamkeit wieder auf Rand richtete. Er trat vor die vier Monarchen, blieb stehen und hob die Arme an den Seiten, als wollte er fragen: »Und was wollt ihr nun von mir?«
    Ethenielle übernahm die Führung, genau wie Cadsuane vermutet hatte. Sie war eine recht füllige Frau, die ihr dunkles Haar aus dem Gesicht gekämmt und hinten zu einem Knoten zusammengebunden hatte. Sie trat auf Rand zu, neben sich einen Mann mit einem in der Scheide steckenden Schwert auf dem Arm, dessen Griff zu ihr gerichtet war.
    In die Töchter kam Bewegung. Sie nahmen neben Rand Aufstellung. Wie gewöhnlich gingen sie davon aus, dass der Befehl zurückzubleiben nicht für sie galt.
    Ethenielle hob die Hand und schlug Rand ins Gesicht.
    Narishma stieß einen Fluch aus. Die Töchter schoben die Schleier hoch und zogen die Speere. Min trieb ihr Pferd an und durchbrach die Linie der Wächter.
    »Halt!«, sagte Rand und hob die Hand. Er warf den Töchtern einen Blick zu.
    Min hielt ihre Stute an und klopfte ihr auf den Hals. Das Tier war nervös, wie zu erwarten gewesen war. Zögernd gaben die Töchter nach, allerdings nutzte Cadsuane die Gelegenheit, ihr Pferd an Mins Seite zu lenken.
    Rand wandte sich wieder Ethenielle zu und rieb sich die Wange. »Ich hoffe, das war eine traditionelle Kandori-Begrü-ßung, Euer Majestät.«
    Sie hob eine Braue, dann machte sie eine scharfe Geste, und König Easar von Schienar trat auf Rand zu. Der Mann schlug ihm den Handrücken über den Mund, und zwar hart genug, dass Rand taumelte.
    Rand richtete sich wieder auf und winkte die Töchter erneut zurück. Ein schmaler Blutfaden rann ihm über das Kinn. Der Schieanarer musterte ihn einen Augenblick lang, dann nickte er und trat zurück.
    Als Nächste kam Tenobia. Sie schlug Rand mit der linken Hand, ein starker Hieb, der laut klatschte. Min fühlte einen Stich des Schmerzes von Rand. Tenobia schüttelte danach die Hand.
    König Paitar kam als Letzter. Der alternde Arafeler, der nur noch ein paar Haarbüschel aufzuweisen hatte, trat nachdenklich mit auf dem Rücken verschränkten Händen heran. Er baute sich vor Rand auf, hob die Hand und tauchte die Finger in das Blut auf seiner Wange. Dann versetzte er ihm mit dem Handrücken einen Hieb, der ihn zu Boden schickte und Blut aus seinem Mund spritzen ließ.
    Min konnte nicht länger still dasitzen. »Rand!«, rief sie, sprang aus dem Sattel und eilte an seine Seite. Sie stützte ihn, während sie die Monarchen böse anstarrte. »Wie könnt Ihr es wagen ! Er kam in Frieden zu Euch.«
    »In Frieden?«, sagte Paitar. »Nein, junge Frau, er betrat diese Welt nicht in Frieden. Er hat das Land mit Schrecken, Chaos und Zerstörung verschlungen.«
    »Genau wie die Prophezeiungen vorhersagten«, rief Cadsuane und kam herbei, während Min Rand auf die Füße half. »Ihr legt ihm die Last eines ganzen Zeitalters zu Füßen. Ihr könnt nicht einen Mann damit beauftragen, Euer Haus umzubauen, und ihm dann Vorwürfe machen, wenn er eine Wand einreißen muss, um seine Arbeit zu machen.«
    »Das setzt voraus, dass er der Wiedergeborene Drache ist«, sagte Tenobia und verschränkte die Arme. »Wir …«
    Sie brach ab, als Rand Callandor vorsichtig mit einem schleifenden Geräusch aus der Scheide zog. Er hielt es hoch. »Bestreitet Ihr das hier, Königin Tenobia, Schild des Nordens und Schwert der Fäulnisgrenze, Hohe Herrin von Haus Kazadi? Wollt Ihr diese Waffe ansehen und mich einen falschen Drachen nennen?«
    Das brachte sie zum Schweigen. Easar nickte. Hinter ihnen sahen die Truppenreihen mit ihren hoch gehaltenen Lanzen, Piken und Schilden stumm zu. Als wollten sie salutieren. Oder gleich angreifen. Min schaute auf und konnte undeutlich Menschen auf den Mauern von Far Madding ausmachen, die zuschauten.
    »Wir wollen weitermachen«, sagte Easar. »Ethenielle?«
    »Gut«, sagte die Frau. »Eines muss ich Euch sagen, Rand al’Thor. Selbst wenn Ihr Euch als der Wiedergeborene Drache erweist, müsst Ihr Euch für vieles verantworten.«
    »Ihr könnt Euren Preis aus meiner Haut schneiden, Ethenielle«, erwiderte Rand leise und schob Callandor zurück in seine Scheide. »Aber erst nachdem der Dunkle König seinen Tag mit mir hatte.«
    »Rand al’Thor«, sagte Paitar. »Ich habe eine Frage

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