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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gewaltigen Bresche in der Mauer. Davor überquerte al’Thor in seinem braunen Mantel den zertrampelten Boden, gefolgt von den zwei Töchtern.
    Ituralde glaubte den Lärm der heulenden Trollocs hören zu können. Ihre Trommeln. Sie sahen drei Menschen, die allein kamen.
    Die Trollocs stürmten heran. Hunderte. Tausende. Ituralde keuchte auf. Bashere betete stumm.
    Al’Thor hob die eine Hand, dann stieß er sie mit erhobener Handfläche der Flut aus Schattengezücht entgegen.
    Und sie starben.
    Den Anfang machten Flammenwogen, die große Ähnlichkeit mit denen der Asha’man hatten. Nur waren sie viel größer. Die Flammen brannten schreckliche Schneisen der Verwüstung durch die Trollocs. Sie folgten der Kontur des Landes, leckten den Hügel hinauf und dann weiter hinunter in die Gräben und füllten sie mit weißer Glut, die alles versengte und vernichtete.
    Wolken von Draghkar kreisten am Himmel und stürzten sich auf al’Thor. Über ihm verfärbte sich die Luft blau, und Eissplitter sprühten wie Pfeile von den Bögen eines ganzen Banners Bogenschützen in die Höhe. Die Bestien kreischten ihre unmenschliche Qual hinaus, Kadaver regneten zu Boden.
    Licht und Macht explodierten aus dem Wiedergeborenen Drachen. Er war wie eine ganze Armee Machtlenker. Tausende vom Schattengezücht starben. Todestore klappten auf, rasten über den Boden und töteten Hunderte.
    Der Asha’man Naeff, der neben Bashere stand, keuchte auf. »Ich habe noch nie so viele Gewebe auf einmal gesehen«, flüsterte er. »Ich kann sie nicht alle verfolgen. Er ist ein Sturm. Ein Sturm aus Licht und Strängen der Macht!«
    Über der Stadt bildeten sich Wolken und rotierten rasend schnell. Der Wind frischte auf, Blitze zuckten in die Tiefe. Donnerschläge übertönten den Trommellärm, als Trollocs vergeblich versuchten zu al’Thor durchzukommen und über die brennenden Kadaver ihrer Brüder stiegen. Die wirbelnden weißen Wolken krachten in den schwarzen brodelnden Sturm und vermischten sich. Windböen rissen an al’Thors Umhang.
    Der Mann selbst schien zu glühen. War das nur eine Reflexion der Flammenschneisen oder vielleicht der Blitze? Al’Thor erschien heller als sie alle, die Hand gegen das Schattengezücht gerichtet. Die Töchter kauerten zu beiden Seiten von ihm auf dem Boden, die Blicke nach vorn gerichtet, die Schultern gegen den zügellosen Wind gestemmt.
    Übereinander wirbelnde Wolken schnitten Gräben in die Trolloc-Horden, fauchten über den Hügelkamm hinweg und rissen die Kreaturen mit sich. Dahinter stiegen gewaltige Strudel aus Fleisch und Feuer in die Luft. Die Bestien regneten auf die anderen herab. Ituralde schaute voller Ehrfurcht zu, auf seiner Haut sträubten sich alle Haare. Das kam von der Energie in der Luft.
    In unmittelbarer Nähe ertönte ein Schrei. Innerhalb des Gebäudes, in einem der Nebenzimmer. Ituralde wandte sich nicht von dem Fenster ab. Er musste diesen wunderbaren schrecklichen Augenblick der Vernichtung und der Macht sehen.
    Der Trommelschlag geriet ins Stocken, Wogen von Trollocs verließen die Ränge. Ganze Legionen von ihnen drehten sich um und ergriffen die Flucht, stolperten den Hügel hinauf und übereinander hinweg, flohen zurück in die Große Fäule. Einige hielten stand - zu wütend, zu sehr von denen eingeschüchtert, die sie antrieben, oder einfach zu dumm, um zu fliehen. Der Wirbelsturm der Zerstörung schien seinen Höhepunkt zu erreichen, Lichtblitze regneten zusammen mit dem heulenden Wind, pulsierenden Flammenwänden und funkelnden Eissplittern in die Tiefe.
    Es war ein Meisterwerk. Ein schreckliches, zerstörerisches, wunderbares Meisterwerk. Al’Thor streckte die Hand dem Himmel entgegen. Die Winde gewannen noch an Stärke, die Blitze wurden gewaltiger, die Flammen noch heißer. Trollocs schrien, stöhnten, heulten. Ituralde ertappte sich dabei, wie er am ganzen Leib zitterte.
    Al’Thor ballte die Finger zur Faust, und es endete.
    Die letzten der vom Wind erfassten Trollocs fielen wie von einer zufälligen Brise hochgeschleuderte Blätter vom Himmel. Alles verstummte. Die Flammen erstarben, die schwarzen und weißen Wolken lösten sich auf und gaben den blauen Himmel frei.
    Al’Thor senkte die Hand. Auf dem Feld vor ihm stapelten sich die Kadaver. Zehntausende tote Trollocs qualmten. Direkt vor al’Thor bildete ein hundert Schritte breiter Haufen einen hohen Kamm, ein Hügel aus Toten, die ihn beinahe erreicht hatten.
    Wie lange hatte es gedauert? Ituralde konnte unmöglich die

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